„Hanappi-Stadion war Nonplusultra“

Am Sonntag ist mit dem Freundschaftsmatch Rapid gegen Celtic Glasgow das letzte Spiel im Gerhard-Hanappi-Stadion gestiegen. Wenige kennen den Bau in Hütteldorf so gut wie Hans Krankl, der Hunderte Male den Rasen von „St. Hanappi“ betrat. Er blickt mit Wehmut zurück.

Nach diesem Wochenende wird das ehemalige Wohnzimmer des „Jahrhundert-Rapidlers“ bald zum Fall für die Geschichtsbücher werden. „Aber das ist der Lauf der Zeit“, meinte Krankl, der den ersten markanten Standortwechsel der Grün-Weißen in den 1970er Jahren noch als Spieler miterlebt hat.

Gerhard Hanappi Stadion

APA/Herbert Pfarrhofer

Letztes Spiel im Gerhard-Hanappi-Stadion

Die Situation damals ist durchaus vergleichbar mit der heutigen. Die langjährige Rapid-Heimstätte, die Pfarrwiese, offenbarte Ende der 1960er Jahre schon einige bauliche Gebrechen - also musste ein neues, modernes Zuhause her. „Ich bin ja ein Kind der Pfarrwiese. Dort habe ich als kleiner Bub meine ersten Rapid-Spiele gesehen“, erzählte Krankl. „Aber es war einfach nicht mehr zeitgemäß. In der Umkleidekabine war ein Holzboden, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“

Gebaut von einem „großen Rapidler“

Die neue Heimat sei auf Anhieb das „schönste und modernste Stadion“ Österreichs gewesen. „Dazu kommt, dass es ein großer Rapidler gebaut hat“, verwies Krankl auf den Stadionarchitekten Gerhard Hanappi, nach dem die Konstruktion 1981 benannt wurde. Ein Jahr zuvor war das Multitalent, das in den 1950er Jahren als einer der besten Fußballer Europas galt, verstorben.

Fußballlegende Hans Krankl

APA/Rubra

Krankl war als Spieler, Trainer und Gegnercoach im Hanappi-Stadion auf dem Rasen

Als die Arena im Jahr 1977 als „Weststadion“ eröffnet wurde, war Krankl der Star der Mannschaft. An Akzeptanzprobleme der neuen Spielwiese kann er sich nicht erinnern. „Das Stadion ist sofort als neue Rapid-Heimstätte angenommen worden. Es war ja nur 500 Meter von der Pfarrwiese entfernt“, sagte der heute 61-Jährige, der nach dem Ende seiner Spielerkarriere 1989 als Trainer nach Hütteldorf zurückkehrte.

1985 geschah „Wunder von Wien“

Seine Hanappi-Sternstunde erlebte Krankl am 20. März 1985 beim 5:0-Sieg im Europacup der Cupsieger gegen Dynamo Dresden. „Das war für mich das Rapid-Jahrhundertspiel. Das Hinspiel in Dresden haben wir 0:3 verloren, aber wir waren völlig überzeugt, dass wir sie noch biegen können“, schilderte der Wiener emotional. „Das Rückspiel war dann ein Furioso, wie ich es selten irgendwo gesehen habe. In der Pause sind noch Leute ins Stadion gekommen, weil wir 3:0 geführt haben.“

Krankl, der die Mannschaft als Kapitän auf den Rasen führte, stellte mit seinem Treffer in der 78. Minute das Endresultat her. Rapid stieg dank des „Wunders von Wien“ ins Halbfinale auf und marschierte noch bis ins Finale. Viele, die damals ihren ersten Besuch im Hanappi-Stadion absolvierten, hatten eine Art Erweckungserlebnis und pilgerten bis zuletzt regelmäßig in die Keißlergasse.

„Hanappi schlecht renoviert“

Bis in die 1990er Jahre war das Hanappi-Stadion laut Krankl das „Nonplusultra“ in Österreich. „Dann ist zuerst das Grazer Stadion gebaut worden, für die EM 2008 später auch die neuen Stadien in Salzburg und Innsbruck.“ In Hütteldorf habe man dagegen den Zug der Zeit verpasst. „Man hat das Hanappi zwar renoviert, aber schlecht. In den letzten Jahren war es baufällig“, urteilte Krankl.

Vor diesem Hintergrund sei ein kompletter Neubau zu begrüßen. Die Detailpläne zum Allianz Stadion kenne Krankl allerdings nicht. Auch die Entscheidung des Präsidiums, die Namensrechte abzutreten, wollte er nicht kommentieren. „Das ist Sache von Rapid.“ Den letzten Tanz in der Kultstätte am Sonntag wird Krankl aus Termingründen verpassen. Aber: „Ich habe das Stadion eröffnet, ich muss es nicht verabschieden. Der Beginn ist immer schöner als das Ende.“

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