Die Stadt ist „Hardcore für einen Baum“

In den Wiener Straßen wachsen etwa 100.000 Bäume. Sie sind großen Belastungen ausgesetzt und erreichen oft nur ein Drittel der Lebensdauer im Vergleich zu Bäumen in Wäldern. 1.500 Bäume müssen jedes Jahr durch Jungbäume ersetzt werden.

In der Hernalser Haupstraße im Bereich der Urbangasse stehen Linden, die bis zu 40 Jahre alt sind. Sie tragen kein Laub mehr, sind im Feinastbereich dürr und stagnieren in ihrer Entwicklung, sagt Rainer Weisgram, Chef der Wiener Stadtgärten. 21 dieser Linden müssen umgeschnitten werden, gerade laufen die Bewilligungsverfahren, im Oktober soll es dann soweit sein.

Wien setzt auf robuste Baumsorten

„Es sind Bäume, die ihre Altersgrenze überschritten haben. Da gehört ein neuer Baum hin, der sich entwickelt und die nächsten 30 oder 40 Jahre die ökologischen Funktionen wieder übernehmen kann. Ein Baum ist ein Lebewesen, das muss regelmäßig verjüngt werden.“

„Die Bäume werden entfernt, die Wurzelstöcke ausgefräst und gleichzeitig neue Bäume gesetzt“, erklärt Weisgram. Die Gemeine Esche wird in der Hernalser Haupstraße gepflanzt. Sie wird seit Jahren in Wien gerne an hochfrequentierten Straßen verwendet, weil die Art als besonders robust gilt. Insgesamt haben die Stadtgärten 30 dieser robusten Baumarten im Sortiment. Die Liste wurde gemeinsam mit Experten erarbeitet. Kastanien-, Ahorn- oder Lindenbäume könnte es in Wien in Zukunft daher seltener geben - mehr dazu in Baumsterben: Umweltschützer schlagen Alarm.

Jeder Baum kann online gesucht werden

Denn Bäume sind in der Stadt wesentlich höheren Belastungen ausgesetzt, vor allem entlang von Straßen. „Ein Straßenbaum direkt neben der Fahrbahn, eingeklemmt zwischen Gehsteigen und parkenden Autos, lebt auf einem Extremstandort. Das ist wirklich Hardcore für einen Baum. Einen Straßenbaum kann man zwischen 20 und 40 Jahren einschätzen, während die gleiche Baumart in einem Park gleich daneben liegend, oft das drei- oder vierfache Alter erreichen kann“, sagt Weisgram.

Alle 100.000 Wiener Bäume sind in einem Baumkataster verzeichnet, inklusive Alter, Höhe und Durchmesser. Auch die Pflege des Baumes wird darin vermerkt. Dieser Baumkataster ist auch online für jeden Interessierten in einer interaktiven Karte verfügbar. So kann man praktisch den Baum in seiner Straße online „besuchen“ und Details erfahren. Viele Bäume sind auch extra „gechipt“ worden - mehr dazu in Bäume von Wiener Wohnen „gechipt“.

Link:

• Baumkataster