KHM: Arcimboldo neu zu entdecken

Der italienische Maler Giuseppe Arcimboldo ist für seine Porträts berühmt, die etwa aus Blumen, Früchten und Tieren bestehen. Nun sind erstmals zwei Werke im Kunsthistorischen Museum (KHM) zu sehen, welche die Göttin Flora blühend und erotisch abbilden.

Das eine Kompositbild wurde 1589 gemalt und stellt Flora als Nymphe und Göttin dar. Sie wurde vom Windgott Zephyr befruchtet, worauf die ganze Welt erblühte. Das Bild löste bei den damaligen Dichtern wahre Begeisterungsstürme aus und wurde beschrieben, besungen und gelobt. „Eines dieser Gedichte erzählt davon, wie sich die Göttin Flora beschwert, mit der irdischen Kurtisane Flora verwechselt zu werden. Das brachte den Künstler Arcimboldo auf die Idee, noch eine weitere Flora zu malen“, so Sylvia Ferino, Direktorin der Gemäldegalerie des KHM.

Fotos der Präsentation:

Lüsterne Insekten und zauberhafte Blüten

Das zweite Bild zeigt daher eine sinnlich erotische „Flora meretrix“. Im Unterschied zur Göttin Flora verkörpert ihre Schwester die Sinnlichkeit. „Auf ihrer entblößten Brust tummelt sich als Zeichen ihrer sinnlichen Gelüste eine Ameise“, so Ferino. Auch andere Insekten und Reptilien sind im Bild versteckt. „Ihr goldenes Haar wurde zum Beispiel aus den Fängen eines Oktopus gestaltet.“

Ausstellungshinweis:

„Arcimboldo: Wiederentdeckt“, von 21. Juli 2014 bis 15. Februar 2015, Gemäldegalerie, KHM

Während Kunsthistoriker von der Göttin Flora viel Wissen angesammelt haben, gibt es zur sinnlichen Flora kaum Dokumente. Ferino: „Bekannt ist nur, dass die beiden Gemälde oft den Besitzer gewechselt haben.“ Beide Flora-Darstellungen befanden sich in der Sammlung des Kaisers Rudolf II. in Prag und wurden 1648 als Teil der Kriegsbeute von den Schweden nach Stockholm gebracht.

Fast 400 Jahre später sind sie vorübergehend wieder mit dem Bestand der Sammlung von Kaiser Rudolf II. in Wien vereint. „Das Besondere an den Flora-Bildern ist, dass sie noch nie einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wurden. Sie waren bisher immer in Privatbesitz. Wir verdanken es dem heutigen Besitzer, dass er die Bilder dem Kunsthistorischen Museum für eine Weile zur Verfügung stellt“, so Ferino.

Ausstellung Arcimboldo

KHM

Arcimboldos Bilder befinden sich rund um das Porträt von Rudolph II. im KHM

„Leonardo der Habsburger“

Arcimboldo (1526‒1593) wurde berühmt für seine „Kompositköpfe“. Sie setzen sich aus Früchten, Tieren, Blumen, Aktenbündel, Kochgerät und anderen Gegenständen zusammen. Das KHM besitzt vier dieser Kompositbilder: „Sommer“ und „Winter“ aus einer der ersten Jahreszeitenserien (1563) sowie „Feuer“ und „Wasser“ aus einer „Elemente“-Serie (1566).

„Kompositbilder sind nicht Arcimboldos Erfindung, aber er hat sie zu neuem Ruhm gebracht“, so Ferino. Er personifizierte sie, indem er etwa einen Bibliothekar aus Büchern und Aktenbündeln zusammensetzte oder einen Sommelier aus Weinflaschen und Fässern. „Arcimboldo stellte auch Umkehrköpfe her, die auf der einen Seite einen Fruchtkorb und auf der anderen Seite ein lachendes Gesicht darstellen“, so Ferino.

Seine Kompositbilder malte er außerdem auf Basis von Naturstudien. "Er saß oft in den botanischen und zoologischen Gärten in Prag und Wien und zeichnete rare Spezies der Natur. Seine Zeichnungen befinden sich teilweise auch in der Nationalbibliothek, wurden nach Italien geschickt und dienten der Naturwissenschaft als Basis. Arcimboldo machte sich auch als Erfinder einen Namen. Ferino: „Darum hat man ihn auch als den ‚Leonardo der Habsburger‘ bezeichnet.“

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