Kaum Zwischenfälle bei Demos in Wien

Wien war am Samstag Schauplatz gleich mehrerer brisanter Protestveranstaltungen. In der Innenstadt wurde gegen das Urteil gegen Josef S. demonstriert. Zudem hielten Gegner Israels eine Kundgebung ab, beim Zusammentreffen mit einer Gegendemo gab es Schreiduelle.

Nach den Ausschreitungen bei den Kundgebungen gegen den Akademikerball wurde am Dienstag Josef S., ein 23-jähriger Student aus Deutschland, wegen Landfriedensbruchs, versuchter schwerer Körperverletzung und schwerer Sachbeschädigung schuldig gesprochen und zu zwölf Monaten teilbedingter Haft verurteilt - mehr dazu in Josef S. nach Urteil in Freiheit. Das Urteil hat nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland für viel Kritik gesorgt.

Demonstranten

APA/Herbert P. Oczeret

Rund 1.000 Menschen demonstrierten gegen das Urteil gegen Josef S.

Gegen das Urteil richtete sich die Demonstration in der Innenstadt, die vom Stephansplatz über den Graben Richtung Am Hof führte. Nach einer Zwischenkundgebung ging es über die Schottengasse und den Ring zum Burgtheater, wo Josef S. im Jänner verhaftet wurde.

Die Zahl der Teilnehmer wurde auf rund 1.000 Personen geschätzt. Wie von der mit „ausreichend Mannstärke“ anwesenden Polizei bereits im Vorfeld erwartet, verlief die Veranstaltung ohne nennenswerte Ausschreitungen.

Josef S. will bald nach Jena zurückkehren

Josef S. selbst will laut seinem Anwalt in den nächsten Tagen nach Jena zurückreisen und eine ruhige Zeit mit seiner Familie verbringen. „Für einen Unbescholtenen ist es schon heftig, sechs Monate in Untersuchungshaft zu sitzen“, sagte sein Anwalt Clemens Lahner. Irgendwann wolle sein Mandant wieder ein normales Leben als Student führen.

Demonstranten und Polizisten bei Kundgebung gegen Urteil gegen Josef S. wegen Akademikerball-Ausschreitungen

APA/Herbert P. Oczeret

Demos für und gegen israelische Politik

Zum „Al-Quds-Tag“ hatten verschiedene muslimische Organisationen eine Kundgebung veranstaltet. Der „Al-Quds-Tag“, der Tag, an dem die Befreiung Jerusalems (arabisch: Al-Quds) von der „zionistischen Besatzung“ beschworen wird, wurde vom iranischen Revolutionsvater Ayatollah Ruhollah Khomeini 1979 ausgerufen. Seitdem wird an diesem Tag weltweit demonstriert und die Vernichtung Israels propagiert.

Laut Polizei nahmen in Wien 400 Personen teil, laut Veranstalter waren 1.200 Personen unterwegs. Die Demonstration führte vom Morzinplatz zum Stephansplatz. „Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit für Palästina“, „Stopp das Massaker in Gaza“, „Lasst Gaza leben, lasst Gaza frei“ oder „Juden, Muslime und Christen vereint gegen Zionisten“ wurde in Parolen gefordert.

Bilderstrecke: Demonstrationen für und gegen den „Al-Quds-Tag“

„Bündnis gegen Al-Quds-Tag“ am Lugeck

Die Gegendemonstration am Lugeck wurde vom „Bündnis gegen den Al-Quds-Tag in Wien“ organisiert. Hierzu gehören unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde, das iran-kritische Bündnis „Stop the Bomb“ und andere Organisationen. An den Al-Quds Aufmärschen, die in diesem Jahr wieder in mehreren europäischen Hauptstädten stattfinden, würden auch Anhänger der libanesischen Hisbollah teilnehmen, „einer maßgeblichen Stütze des iranischen Regimes, die immer wieder in Terroranschläge weltweit verwickelt war“, wie „Stop the Bomb“ kritisiert.

Schreiduelle bei Begegnung

Am Begegnungsort beider Demonstrationszüge am Lugeck kam es zu heftigen Schreiduellen zwischen den beiden Teilnehmergruppen. Zwischenfälle und Auseinandersetzungen konnten von der Polizei verhindert werden.

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