Wien und NÖ: Wettrennen um Firmen

Der Schwedenbombenproduzent Niemetz wird ab 2016 in Wiener Neudorf produzieren, und auch der Marmeladehersteller Staud’s überlegt, Wien den Rücken zu kehren. Experten warnen: Wien müsse mehr tun, um sich als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen.

Wien hat als Forschungsstandort und in Sachen Lebensqualität einen guten Ruf, aber für viele produzierende Industriebetriebe ist die Bundeshauptstadt unattraktiv. Ulrich Schuh, Chef des Instituts Eco Austria, sieht in Wien mehr bürokratische Hürden als im Umland. „In Wien ist es schwierig, zum Beispiel bestimmte Anlagen genehmigt zu bekommen, und Investitionen schnell durchzuführen. Es gibt administrative Hürden, die natürlich auch Kosten verursachen“, sagt Schuh gegenüber Radio Wien.

Auch verkehrstechnisch habe Wien Nachteile für Industrieunternehmen - beispielsweise wenn LKW zum Firmengelände zufahren sollen. „Wenn es darum geht, wie schnell man zu einem bestimmten Betriebsgelände hinkommt, dann bietet das Umland viel bessere Bedingungen als Wien selbst“, so Schuh. Er sieht Stadtpolitik und auch Wirtschaftsagentur in der Pflicht, sich aktiver um die Zuwanderung von Betrieben zu kümmern und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Wirtschaftsagentur verweist auf Ansiedlungen

Die Wirtschaftsagentur sei bereits dabei, Genehmigungsverfahren für Firmen zu beschleunigen, heißt es gegenüber Radio Wien. Man ziehe mit Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung an einem Strang, sagt die Sprecherin der Wirtschaftsagentur Ursula Kainz: „Da geht es darum, dass man sich in ganz Wien an vier verschiedenen Stellen eine Betriebsanlagen-Genehmigung wird holen können. Komplett von Schritt eins bis die Anlage genehmigt ist“.

Dieses vereinfachte System werde noch heuer in Kraft treten. Dass in Wien selbst die Verkehrssituation angespannter sei als im Umland, sei ein Faktum. „Wir können und wollen nicht mit der grünen Wiese konkurrieren, die Voraussetzungen in Wien als internationaler Metropole sind völlig andere“, so Kainz. Wien biete Betrieben die bestausgebildeten Arbeitskräfte und optimale Bedingungen für Forschung und Entwicklung.

Weiters hieß es: Dass Firmenübersiedlungen keine Einbahnstraße sind, habe sich heuer unter anderem bei Palmers, 3M und Magna gezeigt. Alles Unternehmen, die heuer von Niederösterreich nach Wien gezogen sind - mit 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Schwedenbomben-Produktion nach Niederösterreich

Die Schwedenbomben der Firma Niemetz werden ab 2016 in Niederösterreich hergestellt. Das haben das Land und der neue Produzent Heidi Chocolat Ende Juli bekannt gegeben. Die Wahl fiel auf ein Gebäude im Industriezentrum Süd von Wiener Neudorf - mehr dazu in Niemetz wandert nach Wiener Neudorf (noe.ORF.at).

Nach dem Schwedenbombenhersteller überlegt nun ein weiteres Wiener Traditionsunternehmen seinen Firmensitz nach Niederösterreich zu verlagern: der Marmeladenhersteller Staud’s aus Ottakring - mehr dazu in Staud’s Marmeladen überlegt Abwanderung (noe.ORF.at).

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