Wirbel um leer stehende Wohnungen

Wie viele Wohnungen in Wien leer stehen, ist derzeit nicht bekannt, kritisiert die Mietervereinigung. Sie fordert deshalb von den Eigentümern eine Meldepflicht für leer stehende Wohnungen. Die Stadt sieht dafür keinen Anlass.

„In einem Wohnungsmarkt wie Wien fällt häufig der Vorwurf von Spekulation. Spekulativer Leerstand, sagen die Experten. Das bedeutet, es wird absichtlich nicht vermietet, um später höhere Mieten zu kassieren“, sagt Immobilienexpertin Mara Verlic.

30.000 leer stehende Wohnungen gibt es derzeit in Wien, heißt es aus dem Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). Andere Schätzungen gehen von bis zu 80.000 aus. Wie viele Wohnungen in Wien tatsächlich leer stehen, weiß niemand, kritisiert Elke Hanel-Torsch von der Wiener Mietervereinigung.

Der Eingang einer Altbauwohnung

© SibylleMohn; fotolia.com

Die Zahl der leer stehenden Wohnungen kann nur geschätzt werden

Stadt: Meldepflicht nicht erforderlich

„Leider fehlen genaue Zahlen, aber wir können schon wahrnehmen, dass der Leerstand in den vergangenen Jahren zunimmt. Als erster Schritt wäre es sicher sinnvoll, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer verpflichtet werden, Leerstand zu melden. Sprich, dass es dann eine Liste gibt, aus der ersichtlich wird, wo in Wien Wohnungen leer stehen“, fordert Elke Hanel-Torsch gegenüber Radio Wien. Auch eine „Art Leerstandsabgabe“ wäre notwendig, damit „es nicht mehr sinnvoll ist, Wohnungen leer stehen zu lassen“.

Eine Meldepflicht sei nicht erforderlich, kontert die Stadt. Leerstand sei kein akutes Problem, der „Markt ist in einem gesunden Zustand. Der Wohnungsleerstand in Wien mit drei Prozent entspricht einer gesunden Mobilitätsreserve, die Umzüge und Sanierung möglich macht“, sagt eine Sprecherin Ludwigs. Demnach sei auch eine Leerstandsabgabe kein Thema.

Bauträger: Mietwohnungen „dem Markt entzogen“

Der Vertreter der Immobilieneigentümer Anton Holzapfel hält von einer Meldepflicht nichts. „Wenn ein Privater mit seinem Eigentum sagt, ich lass’ es aus dem oder dem Grund leer stehen, dann sollte das schon seine eigene Verantwortung sein“, sagt Holzapfel gegenüber der ORF-Sendung „Eco“. Auch eine Leerstandsabgabe lehnt er ab: „Ich glaube, dass man hier mit einer Strafe den Vermieter nicht dazu bringt, zu vermieten.“

Bauträger Hans Jörg Ulreich sieht aber ein anderes Problem: „Es werden viele Wohnungen für die Enkel aufgehoben oder nicht genutzt und einfach leer stehen gelassen, obwohl dafür Mieten gezahlt werden. Im juristischen Sinn kein Leerstand, aber die Wohnungen werden eben nicht genutzt“, so Ulreich. Außerdem würden bestehende, günstige Mietwohnungen „dem Markt entzogen, indem sie in Eigentumswohnungen oder Appartements umgewandelt werden“.

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