Erdogan: Nur neun Prozent Wahlbeteiligung in Österreich

Recep Tayyip Erdogan hat am Sonntag die Wahl zum türkischen Präsidenten für sich entschieden. In Wien erhielt er 81,4 Prozent der insgesamt 6.179 gültigen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag österreichweit aber nur bei neun Prozent.

Eine klare Sache für Erdogan war die türkische Präsidentschaftswahl im Wahlkreis Österreich. 80,3 Prozent der Stimmen entfielen auf den islamisch-konservativen Ministerpräsidenten, berichtete die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“ (Onlineausgabe). Allerdings beteiligten sich nur neun Prozent der Wahlberechtigten am Urnengang.

Wiener Türken wählen

APA/Hans Punz

Wiener Wahllokal im Messezentrum

Geringe Wahlbeteiligung

Insgesamt gaben 9.519 der 105.478 Wahlberechtigten mit Wohnsitz in Österreich ihre Stimme ab. Auf Erdogan entfielen 7.590 Stimmen, auf seine Gegenkandidaten Ekmeleddin Ihsanoglu und Selahattin Demirtas 1.396 Stimmen (14,6 Prozent) bzw. 496 Stimmen (4,9 Prozent).

„Yeni Safak“ schlüsselte die Ergebnisse auch nach den drei Wahllokalen auf. In Wien erhielt Erdogan 81,4 Prozent der insgesamt 6.179 gültigen Stimmen, in Salzburg 76,8 Prozent von 1.917 gültigen Stimmen und in Bregenz 80,2 Prozent von 1.353 gültigen Stimmen. In Vorarlberg wurde mit 11,7 Prozent die höchste Wahlbeteiligung verbucht, in Salzburg war sie mit 6,7 Prozent am niedrigsten - Türkische Präsidentenwahl in Wien.

Insgesamt waren 55,7 Millionen Menschen bei der türkischen Präsidentenwahl wahlberechtigt. Erdogan gewann den Urnengang mit 52 Prozent, was 20,5 Millionen Stimmen entspricht.

Wiener Türken wählen

APA/Hans Punz

Erdogan erhält großen Zuspruch im Ausland

Erdogan repräsentiere das, was viele seiner Wiener Anhänger laut einer Umfrage der APA bei österreichischen Politikern vermissen: eine starke Führungspersönlichkeit, die sich auch gegen den Widerstand von „Aufrührern“ aus dem In- und Ausland durchsetze. Er lebe für sein Volk, so der Tenor. Da nimmt man in Kauf, dass nicht alle Schritte seiner Politik, etwa hinsichtlich der Auslegung des Einflusses der Religion auf den türkischen Alltag, mit den westeuropäischen Werten übereinstimmen - mehr dazu in Protest und Beifall für Erdogan.

Fotos Albert-Schultz-Halle

UETD und ATIB in Wien aktiv

Die österreichische Union Europäischer Türkischer Demokraten (UETD) fungiert in Wien als Anlaufstelle für die eigene türkische Community nach außen und als Ansprechpartner für Wirtschaftstreibende und Journalisten, die mehr über Österreichs Türken erfahren wollen. Die UETD war es auch, die Erdogan im Juni nach Wien holte - mehr dazu in Erdogan kommt nach Wien.

Sendungshinweis

Einen „Wien heute“-Beitrag mit Stimmen aus der türkischen Community in Wien zur Präsidentenwahl sehen Sie am 11. August um 19.00 Uhr in ORF2 und danach sieben Tage auch on Demand.

Der „unparteiische Verein ATIB“ koordiniert für die türkische Republik die Religionsausübung im Ausland. Er wird direkt von einem Botschaftsrat geleitet. Daher wundert es auch nicht weiter, wenn ATIB-Räumlichkeiten für AKP-Wahlkampfveranstaltungen genutzt werden. Hier wird gemeinsam politisiert und über Religion gesprochen.

Laut deutschen Umfragen sollen 60 Prozent der Auslandstürken der AKP zuneigen. Erdogans Anhänger nutzten zudem überall in Europa die Sozialen Medien gezielt für den Wahlkampf. In Wien werden die UETD-Vertreter, die sich nach dem Freitagsgebet unter die Gläubigen mischen, von den türkischen Imamen und den religiösen Gemeinden unterstützt. Zudem gibt es viele Veranstaltungen von verschiedenen Vereinen und Unternehmern.

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