Horst Pöchhacker verstorben

Horst Pöchhacker, langjähriger Aufsichtsratschef der ÖBB und ehemaliger Chef des Baukonzerns Porr, ist im Alter von 75 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Vertreter aus Politik und Wirtschaft zeigen sich tief betroffen.

Sein Aufsichtsratsvorsitz bei den ÖBB hätte laut Bestellung bis zur Hauptversammlung 2015 laufen sollen. „Ich bin ein Beispiel dafür, dass man auch in einem gewissen Alter, ohne operative Verantwortung und ohne täglich stundenlang eingespannt zu sein, sein Wissen weitergeben kann“, sagte Pöchhacker dem Magazin „Format“ vor mehr als zwei Jahren.

Verstorbener ÖBB-Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker

APA/Helmut Fohringer

Horst Pöchhacker ist im 76. Lebensjahr gestorben

Geboren wurde der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder und einfache Großvater am 16. November 1938 in Wien. 1956 machte er die Matura, 1962 graduierte er zum Diplomingenieur an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur an der Technischen Universität Wien.

Karriere im Baukonzern Porr

1962 trat er als Bauleiter in den Porr-Konzern ein. Dort ab Mitte 1982 Vorstandsvorsitzender, bekleidete Pöchhacker bis zu seinem Ausscheiden im Mai 2007 zahlreiche Aufsichtsratsfunktionen bei Konzerntöchtern. Von 1993 weg war er AR-Chef bei der Porr Technobau und Umwelt AG, ab 1994 selbiges bei der Porr Projekt und Hochbau AG. Ab 1997 kam noch der AR-Vorsitz bei der Porr AG München dazu, ab 2005 die selbe Funktion bei der Wibeba Holding GmbH. Stellvertretender AR-Chef war Pöchhacker zudem bei der UBM Realitätenentwicklung AG (ab 1994) und bei der Teerag-Asdag AG (ab 2000).

Porr-Generaldirektor Karl-Heinz Strauss zeigte sich am Mittwoch tief betroffen: „Horst Pöchhacker hat viele Jahre seiner beruflichen Laufbahn mit größtem persönlichen Einsatz und Leidenschaft dem Unternehmen gewidmet. Auch nach dem Ausscheiden aus der Porr blieb er uns stets eng verbunden. Die Porr verliert mit Horst Pöchhacker einen großen Gestalter, dessen Visionen die Wirtschaft der zweiten Republik wie kaum ein anderer geprägt hat.“

Trauer im Verkehrsministerium, bei ÖBB und ASFINAG

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) bedauerte, mit Pöchhacker einen Freund verloren zu haben: „Es ist seine Leistung, dass sowohl die ÖBB als auch die ASFINAG heute zu den erfolgreichsten Unternehmen des Landes zählen.“ „Wir trauern um einen Aufsichtsratspräsidenten, der die ÖBB in eine neue Ära geführt hat, und sind in diesen schweren Stunden in Gedanken bei seiner Familie“, sagte ÖBB-Holding-Vorstandsvorsitzender Christian Kern. Pöchhacker habe sich durch einen strategischen Blick auf den Standort Österreich ausgezeichnet und sich massiv für das Unternehmen eingesetzt, sagte Kern.

„Wir haben einen wirklichen Freund verloren“, sagte Claudia Kahr, Vorsitzende des ASFINAG-Aufsichtsrats. Auch die Vorstände Alois Schedl und Klaus Schierhackl zeigten sich tief betroffen vom Ableben Pöchhackers: Er habe als Aufsichtsrat seit 2007 die positive Entwicklung der ASFINAG maßgeblich mitgestaltet.

Betroffen zeigte sich auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ): „Mit Horst Pöchhacker verliert Österreich einen wichtigen Manager, der über Jahre in der Privatwirtschaft gezeigt hat, dass er erfolgreich tätig ist und nach seiner Zeit als Porr-Chef bereit war, an der Weiterentwicklung von ÖBB und ASFINAG in entscheidender Funktion mitzuwirken. Gerade für den letzten Teil gilt Horst Pöchhacker meine ehrliche Dankbarkeit.“.

Mitterlehner: „Kompetent und sachgerecht“

„Österreich verliert mit Horst Pöchhacker einen Manager, der unsere Wirtschaft und insbesondere die Entwicklung der Infrastruktur über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat“, sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). „Er war auch in seiner über siebenjährigen Tätigkeit als stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender der Bundesimmobiliengesellschaft BIG ein kompetenter und sachgerecht agierender Vertreter der Anliegen der Republik“, so Mitterlehner.

„Wir trauern um einen Menschen, der stets einen fairen Umgang mit MitarbeiterInnen gezeigt und für Interessensausgleich gesorgt hat. Dafür gilt Horst Pöchhacker unser aufrichtiger Dank“, so Gottfried Winkler, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, und ÖBB-Konzernbetriebsratsvorsitzender Roman Hebenstreit in einer gemeinsamen Aussendung.

Ermittlungen der Justiz

Pöchhacker war in den vergangenen Jahren auch ins Visier der Justiz geraten. Der Kauf der ungarischen MavCargo durch die ÖBB bescherte ihm, neben anderen früheren leitenden ÖBB-Leuten, erst im Juli eine Anklage wegen Untreue, die Vorwürfe hat Pöchhacker stets bestritten. „Die Vorwürfe sind unrichtig“, betonten seine Anwälte Martin Nemec und Norbert Wess.

Auch rund um die Causa der Buwog-Privatisierung und den Einzug der Finanzverwaltung in den Linzer Terminal Tower fiel Pöchhackers Name erst im Juli in den Medien - er soll als einer von insgesamt 18 Namen im Vorhabenbericht der Korruptionsstaatsanwaltschaft genannt sein. Der Vorhabenbericht liegt bei der Oberstaatsanwaltschaft Wien - für Pöchhacker spielt das nun keine Rolle mehr.