Taxi-Überfall: 20 und 15 Jahre Haft

Zwei Halbbrüder sind am Dienstag wegen eines versuchten Raubmordes an einem Taxifahrer zu 20 und 15 Jahren Haft verurteilt worden. Sie stachen den Fahrer in der Brigittenau brutal nieder und raubten sein Auto.

„Die Ex-Frau hat Alimente für die Zwillinge gefordert. Die Freundin wollte mich hinauswerfen, wenn ich kein Geld bringe“, schilderte der ältere der beiden Halbbrüder am Dienstag seine Situation vor Gericht. „Ich wollte ihm mit dem Klappmesser nur Schrecken einjagen, wie man es in Filmen sieht“, so der 37-Jährige. Doch der Fahrer habe sich heftig gewehrt. Da sei die Situation eskaliert.

Der Taxler habe „mit den Händen gefuchtelt“, behauptete der Angeklagte. Da müsse ihm das Messer in den Körper gedrungen sein: „Ich weiß nicht, dass ich ihn gestochen habe. Wahrscheinlich habe ich die Kraft nicht abgeschätzt.“ Der überfallene Taxifahrer stellte in Abrede, sich gewehrt zu haben. Er habe den Männern sofort seine Brieftasche gegeben, sie hätten dennoch nicht von ihm abgelassen.

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Einer der Angeklagten nimmt Platz

Passantin fand Opfer auf Gehsteig

Der damals 44-jährige Taxifahrer erlitt bei dem Überfall im Dezember 2012 mehrere Stichverletzungen im Brust- und Bauchbereich. Der Stich in die Brust fiel derart heftig aus, dass er eine Rippe durchtrennte. Als der lebensgefährlich Verletzte versuchte, aus dem Wagen zu gelangen, soll der 29-Jährige ihm laut Anklage weitere wuchtige Faustschläge verpasst haben. Dann zerrten sie ihn aus dem Fahrzeug, warfen den Mann auf den Gehsteig.

Dass der Taxifahrer nach dem Überfall kurz nach 1.00 Uhr sofort Hilfe erhielt, verdankte er einer Passantin, die zufällig Zeugin des Vorfalls auf der Brigittenauer Lände wurde sowie Rettung und Polizei verständigte. Das Opfer hätte ohne die Hilfe der Frau nicht überlebt, sagte die Staatsanwältin. Seinen Beruf kann der Taxifahrer aber seit dem Überfall nicht mehr ausüben.

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Verhandlung im Großen Schwurgerichtssaal

Angeklagter zeigte seinen Halbbruder an

Die beiden Täter hatten sich mit dem Fahrzeug ursprünglich ins Ausland absetzen wollen. Aus Angst ließen sie das Taxi jedoch stehen und kehrten in ihre Heimat zurück. Dort dürfte den Jüngeren die Reue gepackt haben, zumal er davon ausging, sein Halbbruder habe den Mann erstochen. Der 29-Jährige ging im Vorjahr zur Polizei und zeigte den 38-Jährigen an. Schließlich wurden beide Männer festgenommen und ausgeliefert.

Vor Gericht war der Ältere, der erst ein halbes Jahr vor dem inkriminierten Überfall aus einer zehnjährigen Haftstrafe wegen zweifachen schweren Raubes bedingt entlassen worden war, zum Raub geständig. Er bestritt allerdings die Tötungsabsicht. Der 29-Jährige beteuerte, er habe die räuberischen Pläne seines Halbbruders nicht gekannt, und bekannte sich folglich zu sämtlichen Anklagepunkten „nicht schuldig“.

„15 Jahre! Wie können Sie da schlafen?“

Die Schuldsprüche der Geschworenen fielen einstimmig aus. Der Ältere erhielt 20 Jahre Haft, der Jüngere 15 Jahre. Überraschenderweise akzeptierten die Brüder nach Rücksprache mit ihren Verteidigern die über sie verhängten Strafen. Dabei hatte der 29-Jährige unmittelbar nach der Urteilsverkündung den Geschworenen in englischer Sprache zugerufen: „15 Jahre! Wie können Sie da schlafen?“

Die Staatsanwältin war ebenfalls einverstanden und nahm von Rechtsmitteln Abstand, das Urteil ist damit rechtskräftig. Richter Stefan Apostol rügte in der Urteilsbegründung „die besondere Intensität der Gewaltausübung aus niedrigen finanziellen Motiven. Es ist um 340 Euro gegangen.“