KH Nord: Eine Milliarde Euro Kosten?

Das Krankenhaus Nord könnte statt der geplanten 954 Millionen Euro mehr als eine Milliarde Euro kosten. Bis zum Jahresende soll das Spital dicht sein, damit im Winter innen weitergearbeitet werden kann. 2016 sollen die ersten Patienten kommen.

Derzeit arbeitet eine Firma aus Deutschland an der Fassade des neuen Schwerpunktkrankenhauses. Bis Weihnachten soll das Gebäude dicht sein. Damit kann geheizt und der Innenausbau ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.

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Im Moment seien 95 Prozent aller Aufträge für die restlichen Arbeiten vergeben. Das Risiko, dass die prognostizierten Kosten von 954 Millionen Euro überschritten werden, sei damit überschaubar, versicherte der Direktor für Infrastruktur im Krankenanstaltenverbund, Thomas Balasz. „Wir haben sehr viele Maßnahmen gesetzt auf der Bauherrenseite und mit unseren Vertragspartnern. Wir glauben, dass das Risiko mit maximal fünf Prozent eingrenzbar ist.“

Zeitplan zu eng kalkuliert?

Im Extremfall würde das bedeuten, dass die Kosten die Milliardengrenze knapp überschreiten. Dieser Fall könne, müsse aber nicht eintreten, heißt es. Könnte er das Projekt noch einmal in Angriff nehmen, würde er den Zeitplan ändern, sagte Balasz. „Ich hätte mir vielleicht nicht so hohe Ziele gesetzt. Wir haben einen sehr motivierenden Zeitplan gewählt, sowohl für die Errichtung des Rohbaus als auch für die Umsetzung und Inbetriebnahme. Ich glaube, dass das Konstrukt sehr gut funktioniert. Es ist vom Rechnungshof und von externen Prüfern geprüft worden.“

Balazs verwies auf die Komplexität des Bauvorhabens, wodurch Schwierigkeiten nie auszuschließen seien. Konkret sprach er heute von „zwei größeren Problemen“ in jüngerer Vergangenheit. Einerseits mussten Statikpläne nachträglich korrigiert werden, wobei der Rohbau trotzdem zeitgerecht - Mitte Juni - fertiggestellt werden konnte. Andererseits schlitterte die mit dem Fassadenbau beauftragte Firma in Insolvenz, was zu Zeitverzögerungen geführt hat.

2016 sollen die ersten Patienten in das Krankenhaus kommen. Voll funktionstüchtig soll das Mega-Krankenhaus - gerechnet wird mit 46.000 stationären Aufnahmen und 250.000 Ambulanzbesuchen pro Jahr - ebenfalls noch im Laufe des Jahres 2016 sein. Manche Wiener Krankenhäuser werden komplett übersiedeln, etwa das Floridsdorfer Krankenhaus oder die Semmelweis-Klinik. Aus Hietzing wird die Herzstation verlegt.

Verhandlungen über Dienstzeiten

Im Krankenhaus Nord sollen neue Abläufe die Aufenthaltsdauer der Patienten verkürzen. Diese Abläufe werden derzeit in den Abteilungen, die übersiedeln, geprobt. Dafür müssen aber die Arbeitszeiten des Personals geändert werden, sagt Sylvia Schwarz, die interimistische Direktorin des Krankenhauses Nord: „Bei den Dienstzeiten laufen große Verhandlungen, dass es hier zu Veränderungen kommt. Die Dienstzeiten in der Stadt Wien sind historisch gewachsen und müssen einer Modernisierung unterzogen werden.“

Rohbau Krankenhaus Nord

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Bis Weihnachten soll das Gebäude zu sein

2.000 Beschäftigte aus den Stationen oder Spitälern, die geschlossen werden, werden ins Krankenhaus Nord übersiedeln. Die 500 neuen Jobs im Krankenhaus sollen in der Ladenstraße geschaffen werden, heißt es. Dort wird es Gastronomie, eine Apotheke, einen Friseur und eine Bibliothek geben.

„Wien Meister der langen Liegezeiten“

Schwarz unterstrich die medizinischen Besonderheiten des Spitals. Darunter fallen das Notfallzentrum, wo Patienten nach Dringlichkeit eingestuft und dann in die entsprechenden Abteilungen weitergeleitet werden, das 16 Säle umfassende Operationszentrum, das eine hohe Auslastung dieser „teuersten Ressource eines Krankenhauses“ garantieren soll, oder die gemeinsame Nutzung kostenaufwendiger Geräte durch mehrere Abteilungen.

Ziel des Konzepts sei es auch, die Aufenthaltsdauer der Patienten zu verkürzen. „Wien ist immer noch Meister der langen Liegezeiten“, so Schwarz. Gelingen soll die Reduktion u.a. durch zügigere Diagnosen oder die chirurgische Tagesklinik. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, wird es in jedem Raum Tageslicht geben. Außerdem wird es keine Nachtaufnahmen in den Stationen geben, um Ruhe zu gewährleisten. Um das zu ermöglichen, stehen im Notfallzentrum 22 Betten zur Verfügung. Einen 47.000 Quadratmeter großen Garten wird es ebenfalls geben.

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