Caritas baut „Hotel mit Mehrwert“

Ab Ende Jänner wird die Wiener Caritas ein Budget-Hotel in unmittelbarer Nähe zum Prater führen. Das Besondere: Rund dreißig junge Menschen mit Fluchthintergrund sollen dort eine Lehrlingsausbildung erhalten.

Die Umbauarbeiten laufen schon, erklärte Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner. Rund 95 Zimmer werden in den kommenden Monaten bewohnbar gemacht. Ein Standard-Doppelzimmer soll ab 70 Euro zu haben sein. Angesiedelt ist die Billigherberge „Hotel Magdas“ in der Laufbergergasse 12 im Bezirk Leopoldstadt - nur einen Katzensprung von der Prater-Hauptallee entfernt. 1,5 Mio. Euro werden investiert, wobei die Liegenschaft selbst bereits seit einem knappen halben Jahrhundert im Eigentum der Caritas der Erzdiözese Wien steht.

Umbau Hotel Magdas

APA/HERBERT NEUBAUER

Doppelzimmer sollen ab 70 Euro pro Nacht kosten

Gebäude leer gestanden

Ab 1956 diente das Gebäude zunächst als Unterkunft für Studenten, die infolge des Ungarn-Aufstands geflohen waren. Mitte der 1970er-Jahre wurde aus dem „Haus Josef Macho“ ein Senioren- und Pflegeheim. Dessen knapp 130 Bewohner übersiedelten im Vorjahr schließlich in eine neue Einrichtung in Stadlau. Seither steht das derzeit wenig charmante Gebäude leer - mit Ausnahme des vergangenen Winters, als es temporär als Notquartier für Obdachlose genutzt wurde.

Das wird sich bald wieder ändern. Schwertner kündigte ein „Hotel mit sozialem Mehrwert“ an: „Wir wollen damit auch thematisieren, dass Asylwerbern der Zugang zum Arbeitsmarkt praktisch verwehrt wird.“ Nur bis zum Alter von 25 Jahren dürfen diese dank einer kürzlich beschlossenen Gesetzesänderung eine Lehrlingsausbildung machen. Genau das will man im „Hotel Magdas“ ermöglichen. Junge Asylwerber sollen hier neben anerkannten Flüchtlingen arbeiten können. Im ersten Betriebsjahr sei zudem eine Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vorgesehen.

Akademie der Bildenden Künste gestaltet Fassade

Gebucht werden kann das Caritas-Hotel wie jede andere „herkömmliche“ Unterkunft - also auch über einschlägige Internetplattformen. Um das Haus als „Ort der Begegnung“ zu etablieren, sollen aber nicht nur Touristen und Menschen mit Fluchthintergrund in Kontakt kommen. So gibt es etwa eine Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste, deren Bildhauerateliers direkt neben dem früheren Pensionistenheim liegen. Studenten werden nicht nur die Außenfassade gestalten - ein Wettbewerb dazu läuft noch. Das Hotel reserviert für die Akademie auch Räumlichkeiten, in denen Artists in Residence wohnen können.

Bereits in die Umbauarbeiten seien Flüchtlinge und sozial benachteiligte Menschen eingebunden, erklärte Projektleiter Clemens Foschi der APA. Mit ihrer Hilfe werden etwa alte Möbel des Pensionistenheims oder aus den Caritas-Lagern zu neuen hochwertigen Einzelstücken aufgemotzt, die dann als Zimmereinrichtung fungieren. Auch die Bevölkerung aus der Umgebung kann bei Interesse mithelfen.

„Hotel Magdas“ als Social Business

Zu tun gibt es noch einiges: Neben der Ausgestaltung der Zimmer - ein Musterzimmer ist schon fertig - stehen auch im Eingangsbereich noch jede Menge Umbauarbeiten an. So wird aus dem ehemaligen Gemeinschaftsraum eine Mischung aus Bar, Lounge und Restaurant, das auch externen Gästen offen steht. Im Garten soll es hin und wieder Grillereien geben.

Die frühere Küche wird verkleinert und modernisiert, der angrenzende Speisesaal als „Co-Working-Space“ mit vermietbaren Arbeitsplätzen eingerichtet. Der Thujenbestand an der Vorderfront des Hauses macht demnächst Platz für eine Terrasse und ein Fahrradverleih inklusive angeschlossener Reparaturwerkstatt ist ebenfalls vorgesehen, so Foschi.

Aus ökonomischer Sicht läuft das „Hotel Magdas“ als Social Business, soll heißen: Das Unternehmen muss sich selbst tragen, anstatt durch öffentliche Förderungen finanziert zu werden. Laut Schwertner ist das Prater-Hotelprojekt einmal auf fünf Jahre ausgelegt. Sollte die Sache erfolgreich sein, sind eine Verlängerung oder gar weitere ähnliche Initiativen durchaus denkbar.

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