Wirtschaft streitet über Sonntagsöffnung

Der Song Contest hat die Diskussion um Sonntagsöffnungen neu entfacht: Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) ist dagegen, der ÖVP-Wirtschaftsbund ist dafür. Beide haben ihre Ansicht nun mit aktuellen Umfragen untermauert.

Der Wirtschaftsverband untermauerte seine Position mit einer Umfrage, an der insgesamt 639 Personen aus dem Wiener Handel teilgenommen haben. Lediglich 34,9 Prozent der befragten Unternehmer haben sich demnach für eine Liberalisierung der Öffnungszeiten ausgesprochen.

„Ich glaube, dass die Ergebnisse eindeutig sind“, so SWV-Direktor Peko Baxant. Auch eine Beschränkung auf Tourismuszonen sei wenig sinnvoll: „Ganz Wien ist Tourismuszone, man kann schwer sagen, wo eine begrenzte Zone aufhören oder anfangen soll“ - mehr dazu in Sonntagsöffnung: Tourismuszonen für Wien? (wien.ORF.at; 20.8.2014).

Fußgängerzone Kärntner Straße

ORF.at/Julia Hammerle

Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband ist gegen Tourismuszonen

Anlassmärkte statt Tourismuszonen

Auch der Song Contest bietet sich nach Ansicht der roten Wirtschaftsvertretung nicht unbedingt für einen Öffnungs-Probelauf an. Akan Keskin, der Obmann der Sparte Handel im Wiener SWV und Gremialvorsteher des Wiener Markthandels, empfahl stattdessen sogenannte Anlassmärkte zu erlauben. Vor der Stadthalle könnten dann etwa Souvenirs und andere Wien-Artikel verkauft werden, so sein Vorschlag.

Tourismus für liberalere Öffnungszeiten

Nach Angaben des Wirtschaftsbundes gibt es bei den Hauptstadt-Betrieben sehr wohl Interesse an einer touristischen Zone mit genereller Sonntagsöffnung. Eine Unternehmerbefragung des Meinungsforschungsinstituts IMAS im Auftrag des Wiener Wirtschaftsbundes zeige dies, hieß es. 64 Prozent der Wiener Handelsunternehmen würden einer Sonntagsöffnung in Tourismuszonen positiv gegenüberstehen. Umgelegt auf die gesamte Unternehmerschaft in Wien seien es sogar 71 Prozent.

Alexander Biach, der Direktor des Wiener Wirtschaftsbundes, verwies zudem auf die Initiative des Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck. Dieser lässt derzeit ein Konzept erarbeiten, die Ergebnisse sollen zu Herbstbeginn vorliegen. Auch der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner hatte zuletzt für eine liberalere Auslegung der Öffnungszeiten plädiert - mehr dazu in Kettner für Sonntagsöffnung in der City (wien.ORF.at; 23.8.2014).

Tourismusdirektor Kettner mit verschränkten Armen

APA/Hochmuth

Norbert Kettner ist für eine Sonntagsöffnung der Geschäfte in der Innenstadt

Brauner gegen Sonntagsöffnung

Die für Wirtschaft und Tourismus zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) ist hingegen gegen eine grundsätzliche Sonntagsöffnung, auch von Tourismuszonen hält sie wenig. Das „Nein“ aus dem Rathaus freute Franz Georg Brantner. „Wir begrüßen die deutliche Positionierung von Vizebürgermeisterin Renate Brauner und sind froh, eine verlässliche Partnerin in unserem Engagement gegen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten zu haben“, so der Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen und des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp Wien.