Doku-Stelle für Gewalt gegen Muslime

Die Islamische Glaubensgemeinschaft richtet im Oktober eine Dokumentationsstelle ein, um Gewalt gegen Muslime in Österreich festzuhalten. Auch positive Ereignisse sollen systematisch gesammelt und veröffentlicht werden.

Erst vergangenen Samstag wurde eine Wienerin, die ein Kopftuch getragen hat, in der U3 von einer anderen Frau ins Gesicht geschlagen, wie der „Kurier“ berichtet. Die Polizei spricht von einer Attacke einer „verhaltensauffälligen und bisher unbekannten Frau“. Ein „rassistisches Motiv“ sei nicht erkannt worden. In der islamischen Glaubensgemeinde glaubt man hingegen an einen religiös motivierten Angriff. Es soll sich seit 22. August bereits um die dritte Muslimin handeln, die in Wien tätlich angegriffen wurde.

Ab Oktober soll eine eigene Dokumentationsstelle Vorfälle wie diese festhalten. „Das ist ein Projekt, das wir schon lange in Vorbereitung haben und in den kommenden sechs Wochen starten werden“, so Carla Amina Baghajati, Sprecherin der islamischen Glaubensgemeinde. Fünf ehrenamtliche Mitarbeiter, die ein Psychologiestudium aufweisen können bzw. das nötige Know-how verfügen, werden diese Stelle führen.

Berichte über negative und positive Erlebnisse

Die neue Dokumentationsstelle soll „gesichertes Datenmaterial“ bieten. Denn die Polizei würde religiös motivierte Vorfälle nicht systematisch dokumentieren. Geplant ist, dass nicht nur negative Erlebnisse erfasst werden, sondern auch „jene Momente, in welchen Zivilcourage bewiesen wird oder das Opfer vorbildlich reagiert hat, einen kühlen Kopf bewahrt hat und sich nicht zum Opfer machen hat lassen“, so Baghajati. Die Dokumentation positiver Erlebnisse soll verhindern, dass Muslime als Opfer dargestellt werden.

„Wir wollen nicht, dass Muslime als passive Opfer dargestellt werden, sondern wir wollen aktive Akteure sein und als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden“, so Baghajati. Die islamische Glaubensgemeinde erhofft sich durch die Dokumentation eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung. Den Muslimen sollen die positiven Berichte hingegen Mut machen.

E-Mail und Telefonhotline

„Schon jetzt bekommen wir regelmäßig Anrufe und E-Mails, wo uns von Vorfällen berichtet wird. Durch die Dokumentationsstelle bekommt das eine Struktur“, so Baghajati. Es wird eine eigene Telefonhotline und eine E-Mail-Adresse eingerichtet. „Hier können sich alle als Zeugen melden, nicht nur Muslime.“ Schlussendlich sollen Jahresberichte die Bevölkerung und politischen Entscheidungsträger über die positiven und negativen Vorfälle informieren.

Probleme am Arbeitsplatz und im Wahlkampf

Dass es immer wieder zu Angriffen gegenüber Muslimen kommt, stellt die islamische Glaubensgemeinschaft vor allem zu Wahlkampfzeiten fest. „Wenn gewisse Plakate hängen, dann tauchen negative Erlebnisse vermehrt auf. Aber auch positive: Es gibt Leute die lächeln und sprechen einen dann bewusst an“, so Baghajati. Auch am Arbeitsplatz werden Muslime laut der islamischen Glaubensgemeinde noch immer oft wegen des Kopftuches diskriminiert.

Attacke auf zwei muslimische Frauen

Eine muslimische 84-jährige Frau mit Kopftuch ist bei einer Attacke in Wien-Favoriten verletzt worden. Ein Mann trat die Frau zu Boden und stieß eine weitere Frau nieder. Ob die Attacke tatsächlich islamfeindlich motiviert war, ist laut Polizei noch nicht klar. Nach Angaben der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) hat der Mann die Frauen im Wiener Dialekt beschimpft und gestoßen - mehr dazu in Attacke auf zwei muslimische Frauen (wien.ORF.at; 22.8.2014).

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