Neues Denkmal auf Heldenplatz geplant

Das Heldendenkmal im Äußeren Burgtor der Wiener Hofburg soll erneuert werden. Ein Beirat empfiehlt, die Krypta, den Weiheraum und die Ehrenhalle zu musealisieren und öffentlich zugänglich zu machen. Auch ein neues Denkmal soll entstehen.

Im Mai wurde ein Beirat, bestehend aus internationalen Experten, einberufen, um sich mit der Erneuerung des Heldendenkmals zu beschäftigen. Laut Projektleiterin Heidemarie Uhl sei man zu zwei zentralen Empfehlungen gelangt: Einerseits soll das Heldendenkmal mit seinen drei Teilen Krypta, Weiheraum und Ehrenhalle nicht „überklebt“ und völlig neu gestaltet werden, sondern vielmehr in historischen Kontext gebettet und so zu einem Lern- und Vermittlungsraum werden.

Toter Krieger bleibt bestehen

So bleibe etwa die Skulptur des Toten Kriegers, unter der 2012 ein Nazi-Huldigungsschreiben des Bildhauers Wilhelm Frass und ein pazifistischer Aufruf vom Bildhauer Alfons Riedel gefunden worden waren, bestehen. „Wir wollen den Ort mitsamt seinen unterschiedlichen Zeitschichten von 1935 bis 1965 erhalten“, meinte Uhl. Die Konzeption dieses Lernraums soll in einem Wettbewerb ausgeschrieben werden, wichtig sei jedoch, dass er öffentlich zugänglich ist.

Die Krypta am Wiener Heldenplatz

APA/Robert Jäger

Die Krypta auf dem Wiener Heldenplatz

Dach mit Ehrenhalle soll betretbar werden

Geplant seien Vermittlungsangebote wie etwa Self Guided Tours oder Gruppenführungen, auch das Dach mit der Ehrenhalle soll betretbar werden. Temporäre Ausstellungen sind ebenfalls möglich. „Das erste neue Gedenken soll bereits im nächsten Jahr stattfinden, wenn das auch sicher noch nicht den Abschluss der Neugestaltung darstellt“, meinte Dieter Binder, Historiker an der Universität Graz und Mitglied des Beirates.

Neues „Denkmal der Republik“ auf dem Heldenplatz

Denn eine Verlegung bzw. räumliche Trennung des offiziellen Gedenkens der Republik ist Teil der zweiten Empfehlung des Beirats: Vom Heldenplatz aus betrachtet rechts neben dem Äußeren Burgtor soll ein neues Denkmal der Republik entstehen, das allen „seit 1945 zu Tode gekommenen Angehörigen des Österreichischen Bundesheers und der Exekutive sowie jenen, die darüber hinaus im Einsatz für die Republik Österreich ihr Leben lassen mussten“, gewidmet sein wird.

Auch hier soll ein Wettbewerb über die künstlerische Gestaltung entscheiden. Ob das Denkmal der Exekutive, das sich bereits auf dem Areal neben dem Burgtor befindet, in die Gestaltung integriert wird, sei noch offen, meinte Uhl.

Historikerin Heidemarie Uhl bei einem Interview vor der Krypta am Heldenplatz

APA/Robert Jäger

Heidemarie Uhl sieht einen „symbolischen Neuanfang“

Denkmal auch für zivile Opfer

Der Kreis der Personen, derer hier per Kranzniederlegung künftig gedacht werden soll, werde so gleichzeitig enger und weiter, sagte Jörg Echternkamp von der Universität Halle-Wittenberg. Denn einerseits erinnere man sich an die Toten nach 1945, andererseits würden erstmals auch zivile Opfer miteinbezogen.

„Wichtig ist uns die Durchsicht auf die Ringstraße. Das Gedenken soll ins Alltagsleben und die Öffentlichkeit eingebettet werden und nicht in einem sakralen Raum hinter verschlossenen Türen stattfinden“, so Binder. Bisher sei die Zweite Republik sehr zurückhaltend mit der Denkmalsetzung, meinte der Historiker. Nun habe man die Gelegenheit, die „Gesamtverantwortung für ein gemeinsames Gedenken“ zu übernehmen und zu zeigen, dass es ein Denkmal der gesamten Republik, nicht nur zweier Ministerien sei. Denn bisher sei das Gedenken in der öffentlichen Wahrnehmung stark mit dem Bundesheer assoziiert worden.

SS-Kriegsverbrecher in Totenbüchern

Das Heldendenkmal wurde 1934 als Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Krypta, die sich im rechten Flügel des Äußeren Burgtors befindet, zudem den gefallenen österreichischen Soldaten der Deutschen Wehrmacht gewidmet. Im linken Flügel erfolgte 1965 die Einrichtung eines Weiheraums für die Opfer des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

Nach dem Bekanntwerden der Tatsache, dass sich auch SS-Kriegsverbrecher in den Totenbüchern des Gedenkorts befanden, sowie dem Fund einer nationalsozialistischen Jubelschrift des Bildhauers Wilhelm Frass und einer konterkarierenden Botschaft seines Mitarbeiters unter der Skulptur des Toten Kriegers war die Krypta 2012 für die Öffentlichkeit geschlossen worden. Im Mai 2014 wurde der wissenschaftliche Beirat mit der Umgestaltung beauftragt, sie soll noch heuer beginnen.

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