Rekrutierung: Moschee wehrt sich

Das Islamische Zentrum in Wien-Floridsdorf hat den Vorwurf zurückgewiesen, es helfe bei der Rekrutierung von Dschihadisten für den Irak und Syrien. Die Ideologie des Islamischen Staates (IS) stünde „im Widerspruch zur Lehre des Islam“.

In seiner Freitagspredigt sagte Hashim Mahrougi, der Direktor der Moschee, die radikale Ideologie der Terrorkämpfer des Islamischen Staates stünde „im Widerspruch zur Lehre des Islam“. Die arabischen Äußerungen von Mahrougi fanden vor Hunderten Besuchern der Moschee statt und wurden im Anschluss ins Deutsche übertragen. Der saudiarabische Prediger betonte, die Wiener Moschee gehe „den Weg der Mitte, der die Mehrheit der Muslime repräsentiert“.

Islamische Zentrum Wien ist eine Moschee im 21. Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf in der Siedlung Bruckhaufen an der Adresse Am Bruckhaufen 3

Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich

Islamisches Zentrum Wien in Floridsdorf

Keine Unterstützung für IS-Terrorkämpfer

Zuvor hatte der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Wiener Dschihadist Firas H. dem Islamischen Zentrum in einem Fernsehinterview vorgeworfen, es „rüste IS auf“. Mahrougi sagte: „Es gibt keinen einzigen anerkannten islamischen Gelehrten, vom weiten Westen bis zum fernen Osten, der diese Gruppierung unterstützen würde.“

Das Islamische Zentrum, das von arabischen Staaten geführt wird und in ganz Wien das einzige muslimische Gotteshaus mit Minarett ist, nimmt auch auf seiner Homepage zum Dschihad Stellung. So heißt es dort: „Zum Dschihad gehört auch, dass man zu den Waffen greift, um den Islam oder ein muslimisches Land zu verteidigen. Diese Art des Dschihad muss von einer religiösen Führung oder von einem muslimischen Staatsoberhaupt, das dem Koran und der Sunna (dem Beispiel des Propheten Mohammed) folgt, ausgerufen werden.“

Mahrougi: „Dschihad heißt Selbstverteidigung"“

Mahrougi betonte, dabei handle es sich um keine Unterstützung des Dschihadismus. Die Bedeutung des arabischen Wortes Dschihad in der islamischen Theologie sei viel weiter gefasst und würde von jungen, fehlgeleiteten Männern „zu eng ausgelegt“ und „missbraucht“. Der Islam sei eine Religion des Friedens, und Gewalt sei ein defensives Mittel. „Dschihad heißt Selbstverteidigung“, sagte der Direktor des Islamischen Zentrums.

IS-Rekrutierung auch in Wien

Der „Dschihad-Hype“ hat seit einigen Wochen auch verstärkt Europa erreicht. Die Terrormiliz IS (vormals ISIS/ISIL) nutzt alle modernen Kommunikationsmittel, um junge Männer und Frauen für den Kampf in Syrien und im Irak anzuwerben - auch in Wien, berichtete die APA - mehr dazu in Terrormiliz IS: Wien hat aktive Szene (wien.ORF.at; 27.8.2014).

Auch in Schulen sollen Jugendliche neuerdings verstärkt von islamistischen Extremisten angesprochen worden sein. Der Wiener Stadtschulrat rief daher Lehrer zu Sensibilität bei mutmaßlichen Fällen von Dschihadismus auf. „Wenn die Lehrer eine Information bekommen oder bemerken, dass sich Schüler sehr stark verändern, sollen sie uns das bitte melden“, so Präsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ). Der Stadtschulrat schalte dann Experten und gegebenenfalls die Polizei ein. Dabei gehe es nicht darum, die Jugendlichen der Polizei auszuliefern, sondern ihnen etwa durch Gespräche mit Schulpsychologen und Einbindung der Eltern zu helfen.

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