EKH: Hooligans plädieren „nicht schuldig“

Sieben Hooligans sind am Dienstag wegen der Stürmung eines türkisches Vereinslokal im Ernst-Kirchweger-Haus vor Gericht gestanden. Sie plädierten auf nicht schuldig. Angeklagt waren auch zwei Aktivisten, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten.

Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter legte den sieben Anhängern des Ex-Austria-Fanklubs „Unsterblich“ im Alter zwischen 27 und 39 Jahren Hausfriedensbruch zur Last. Einer der Angeklagten muss sich auch wegen Körperverletzung verantworten. Wegen politischer Delikte wie Verhetzung oder Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz wurden sie aber nicht angeklagt. Der Prozess wird am 16. September fortgesetzt.

Prozess gegen Austria-Hooligans

ORF

Sieben mutmaßliche Hooligans vor Gericht

Angeklagter: „Politisch bin ich nicht“

Vor Gericht erklärten die Austria-Fans, das Ernst-Kirchweger-Haus in Favoriten nicht gestürmt und auch keine ausländerfeindlichen und rassistischen Parolen gebrüllt zu haben. Letzteres stand im Widerspruch zu den Zeugenaussagen. Im Ernst-Kirchweger-Haus hatten sich damals Teilnehmer der KOMintern-Sitzung sowie Mitglieder des türkisch-kurdischen Kulturvereins aufgehalten.

Diese sagten aus, es sei von den Eindringlingen auch der Hitlergruß gezeigt worden. „Ich möchte eines sagen. Ich bin Fußballfan, sicher kein braver, das geb’ ich zu, aber politisch bin ich nicht“, nahm dazu einer der angeklagten Austria-Anhänger Stellung.

Keiner von ihnen will bei der Erstürmung des Vereinslokals dabei gewesen sein. Ein Fan behauptete vielmehr, er sei von einer durchgefeierten Nacht noch gezeichnet gewesen und habe nur eine Schreierei vor dem EKH mitbekommen. Das habe ihn „aufgrund meines Zustands“ aber nicht interessiert.

Mit Bierflaschen bewaffnet

Laut Anklage hatten am 27. Oktober 2013 rechtsextreme Fußball-Fans der Austria Wien das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse gestürmt. Dem Strafantrag zufolge öffneten sie mit einem abgebrochenen Besenstiel und Teilen eines Lattenrostes gewaltsam eine Tür, die zum türkisch-kurdischen Kulturverein ATIGF führte. Die Männer waren mit Bierflaschen und Holzlatten bewaffnet - mehr dazu in EKH-Überfall: Festgenommene amtsbekannt.

Zu dieser Zeit fand dort im ersten Stock ein Frühstück des Vereins statt, an dem auch Frauen und Kinder teilnahmen. Zwei Personen, die sich ihnen in den Weg stellten - im EKH fand zu diesem Zeitpunkt auch eine Versammlung der kommunistischen Gewerkschaft KOMintern statt -, wurden mit Faustschlägen traktiert, einer der beiden krankenhausreif geprügelt. Laut seiner Anwältin leidet der Betroffene seither an Angst- und Durchschlafstörungen, traut sich ohne seinen Hund nicht mehr auf die Straße und ist nicht mehr in der Lage, seinen Beruf auszuüben -

Auch Aktivisten auf der Anklagebank

Laut Anklage wurden die Eindringlinge von mehreren Aktivisten fortgejagt, die ebenfalls gewalttätig vorgegangen sein sollen. Zwei von ihnen - ein 43-jähriger Philosoph und ein 30-jähriger Lastwagenfahrer - sollen jenen Hooligan mit einem Besenstiel sowie einer Stange attackiert haben, der zuvor im EKH ihren Kollegen verletzt hatte. Die beiden saßen nun neben den Hooligans auf der Anklagebank und bekannten sich ebenfalls nicht schuldig.

EKH in Favoriten

APA/Pfarrhofer

Das EKH in Wien-Favoriten

Fanklub für rechtsextreme Sprüche bekannt

Der Fanklub „Unsterblich“ war für seine rassistischen und neonazistischen Parolen bekannt. Auf der Tribüne waren Sprüche wie „Adolf Hitler ist mein Freund“, „Zick-Zack Zigeunerpack“ und „Rassist, Faschist, Hooligan“ zu vernehmen. Die Vereinsführung reagierte darauf mit Haus- und Stadionverboten, im Jänner 2013 wurde der Gruppierung der Status als offizieller Fanklub der Austria aberkannt.

Die Angeklagten stellten jedoch auch in Abrede, diesem Klub angehört zu haben. Man sei bei keinem Klub dabei oder „einfach Austria-Fan“, hieß es. Einer von ihnen hatte allerdings zum Zeitpunkt des Geschehens ein T-Shirt mit der Aufschrift „Unsterblich“ an. Dieser Mann behauptete, er habe das Leiberl von einem mittlerweile verstorbenen Bekannten geschenkt bekommen und getragen, „damit die Rapidler wissen, ich bin Austrianer“. Er sei zwar kein „Unsterblich“-Mitglied, kenne aber solche: „Ich mag sie auch.“

„Offensive gegen Rechts“ protestiert

Für den 16. September - den zweiten Verhandlungstag - hat die „Offensive gegen Rechts“ eine Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude in der Wickenburggasse beantragt. Die Aktivisten üben Kritik daran, dass sich zwei der Gewerkschaftsmitglieder, die sich den Angreifern entgegengestellt hatten, nun selbst auf der Anklagebank wiederfinden. Sie müssen sich wegen Körperverletzung verantworten .

Vor allem kritisiert die Vereinigung, dass die betroffenen Hooligans nicht wegen Wiederbetätigung angeklagt werden. Es sei klar, dass die Angreifer „keine Fußballfans“ seien, sondern eine „organisierte, rechtsradikale Schlägerbande“, so die Arbeiterkammerrätin der KOMintern, Selma Schacht. Die Angreifer hätten vor dem Ernst-Kirchwegerhaus „klar rassistische Parolen“ gerufen und auch den Hitlergruß getätigt. Es habe sich um einen „gezielten neonazistischen Angriff“ gehandelt, meinte auch ihre Gewerkschafts-Kollegin Karin Wilfingseder.