Urnen-Tourismus: Japanische Gräber in Wien

Ein japanisches Unternehmen hat eine Gruft auf dem Zentralfriedhof gepachtet, um seinen Kunden ab sofort eine letzte Ruhestätte neben den Meistern der österreichischen Musik wie Beethoven, Brahms und Strauss anbieten zu können.

„Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten“, so könnte fast der Werbeslogan für das japanisches Unternehmen „World Musikfan Cemetery“ lauten, das seinen Kunden etwas ganz Besonderes verkaufen möchte: Eine Fangruft neben den Musikergräbern am Zentralfriedhof.

Limitierte Plätze in der Fangruft

Der Firmenchef ist ein ehemaliger Leiter eines Bestattungsinstituts. Er witterte das Geschäft mit dem Tod schon lange und pachtete eine Gruft am Zentralfriedhof für 99 Jahre von der Stadt Wien. Die Urnenplätze in der Gruft sind auf 310 Plätze limitiert. Das Unternehmen geht davon aus, dass Musikfans aus aller Welt, aber vor allem Japaner, dort ihre letzte Ruhestätte wählen, wo auch ihre größte Leidenschaft begraben liegt. Schließlich gilt der Zentralfriedhof mit den Musikergräbern zumeist als erster Stopp von japanischen Touristen in Wien nach dem Flughafen.

Japaner wollen Urnengräber am Zentralfriedhof

ORF

Dieser leidenschaftliche Musikfan aus Japan glaubt an die Geschäftsidee

Urnen kommen per Flugzeug

TV-Hinweis

Einen „ZIB Magazin“-Beitrag von 10. September 2014 dazu können Sie in der ORF TVthek on demand sieben Tage lang nachsehen.

Der Wiener Steinbildhauer Martin Schmeiser erfüllte bisher die Wünsche des japanischen Unternehmens und war ob der Pläne manchmal auch belustigt. „Die Asche kommt per Flugzeug. Dann wird das Ganze auf einem schwarzen Samtkissen von einem Pompfuneberer bis zur Gruft getragen - zur Auswahl stehen Klavier- oder Geigenmusik“, so Schmeiser. Der Preis für die ungewöhnliche Bestattung liegt umgerechnet bei 21.000 Euro. Der Verkauf hat schon begonnen.

Japaner wollen Urnengräber am Zentralfriedhof

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In der Gruft werden 310 Urnenplätze für Fans von Brahms und Co. vergeben

Bisher noch kein Grab verkauft

„Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass wir hier leben könnten, also unsere Seelen, mit all diesen berühmten Musikern“, freut sich ein Japaner. Doch nicht bei allen Touristen kommt die Geschäftsidee gut an. „Ich würde meine Asche lieber im Meer verstreuen lassen“, meint eine Japanerin. Ein Platz in der Gruft wurde bisher noch nicht verkauft. Vielleicht ist die Passion für große Meister dann doch eher eine sehr diesseitige Leidenschaft.

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