100 Flüchtlinge ab Montag in Erdberg

Ab Montagabend sollen zunächst bis zu 100 Flüchtlinge in das Übergangsquartier in Wien-Erdberg einziehen. Wann ein Gebäude in Wien-Alsergrund beziehbar ist, sei erst nächste Woche einschätzbar, so das Innenministerium.

Bund und Stadt Wien hatten sich am Donnerstag darauf verständigt, bis zu 350 Flüchtlinge in der ehemaligen Zollamtsschule in Erdberg sowie 250 weitere für maximal vier Monate im früheren Universitätssportinstitut in der Althanstraße in Wien-Alsergrund unterzubringen - mehr dazu in Asyl: Zusätzliche Plätze in Erdberg und alter WU.

BIG-Gebäude in Wien-Erdberg für Asylanten

APA/Robert Jäger

Ab Montagabend sollen zunächst 100 Flüchtlinge in das Haus in Wien-Erdberg einziehen

Altes WU-Hauptgebäude nicht betroffen

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) präzisierte am Freitag, dass sich das neue Übergangsquartier für Flüchtlinge in Alsergrund nicht im Hauptgebäude der alten Wirtschaftsuniversität befindet. Die BIG war gebeten worden, ihren Bestand nach Objekten zu prüfen, die sich temporär als Flüchtlingsquartiere eignen, erklärte BIG-Sprecher Ernst Eichinger. Herausgekommen sind die ehemalige Zollamtsschule in Erdberg sowie das derzeit leer stehende Institutsgebäude „UZ A3“ in Alsergrund, die nun für die Beherbergung von Asylwerbern adaptiert werden.

Die Flächen im eigentlichen alten WU-Hauptgebäude („UZ A2“) gegenüber dem Verkehrsamt sind davon nicht betroffen. Vielmehr handelt es sich um Räumlichkeiten in der Althanstraße, die von der WU angemietet waren, aber vom Universitätssportsinstitut genutzt wurden. Der Übungsbetrieb wurde mit dem jetzt startenden Wintersemester eingestellt. Die dort vorhandenen Turnsäle werden nun so angepasst und eingerichtet, dass sie als Schlafsäle genutzt werden können, erläuterte Eichinger.

Auch Sanitäranlagen wie Duschen seien entsprechend vorhanden, wiewohl hier baulich etwas gemacht werden müsse. Kommende Woche werden die Räumlichkeiten hergerichtet, wie sie dann betrieben werden, sei Sache des Innenministeriums. Insgesamt 250 Flüchtlingen sollen dort für maximal vier Monate Unterschlupf finden.

Gebäude in der Althanstraße in Alsergrund, in dem Asylanten untergebracht werden

ORF

In diesem Gebäude in der Althanstraße werden Flüchtlinge untergebracht

Evalierung wegen weiterer Flächen

Gleichzeitig wird laut Eichinger seitens der BIG evaluiert, welche Flächen der alten WU theoretisch noch für eine temporäre Unterbringung geeignet wären, konkret geht es um den großen Komplex „UZ A1“. Dieses Haus ist zur Hälfte von der BOKU belegt, auch die Uni Wien hat Teile angemietet. Für eine Flüchtlingsunterbringung müssten gewisse Voraussetzungen gegeben sein, etwa ein getrennter Eingang und Sanitäranlagen. Für Debatten hat die Unterbringung der Flüchtlinge auch im Wiener Landtag gesorgt - mehr dazu in Landtag: Debatte um Aufnahme von Flüchtlingen.

Unverständnis für ÖVP-Brief

Ein offener Brief des niederösterreichischen ÖVP-Landtagsklubs stößt bei der römisch-katholischen und der evanglischen Kirche auf Unverständnis. In dem Schreiben haben die Politiker am Donnerstag die Kirchen aufgefordert, Plätze für Flüchtlinge zu schaffen. Es gäbe zwar ein paar „freie Flächen“, aber sicher nicht in einem großen Ausmaß, reagierte Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, das sei eine „Illusion“.

Es gehe um die adäquate Unterbringung von Flüchtlingen: „Wir können sehr schnell hundert Flüchtlinge in einen Klostersaal legen, aber wer kümmert sich um diese Leute? Wo gehen sie auf die Toilette? Wo bekommen sie etwas zu trinken? Wo können sie sich waschen? Wo können sie kochen?“ - mehr dazu in Asyl: Unverständnis für ÖVP-Brief (noe.ORF.at).

Quote wird in Wien übererfüllt

Für das anstehende Wochenende bereitet sich das Innenministerium wieder auf eine Herausforderung vor, wie es aus dem Ressort hieß: Erstens übernehmen die Länder Flüchtlinge nur von Montag bis Freitag, während Asylanträge sieben Tage die Woche gestellt werden können, erläuterte ein Sprecher. Zweitens habe man täglich eine Kluft zu verzeichnen, so seien am gestrigen Donnerstag 127 Anträge gestellt worden, von den Ländern übernommen wurden demgegenüber aber nur 66 Flüchtlinge.

Mit Stand Freitag waren laut Innenministerium 73 Asylwerber in Turnsälen der Polizei in Salzburg und dem Burgenland untergebracht, weitere Turnsäle stehen in Villach, Linz und Graz als Notquartiere des Bundes bereit.

Insgesamt waren am Freitag rund 26.700 Flüchtlinge zu versorgen. Die Unterbringungsquote erfüllten weiterhin nur Wien (130,9 Prozent) und Niederösterreich (103,8 Prozent). Niederösterreich verdankt seine Zahl in erster Linie dem Erstaufnahmelager Traiskirchen, wo aktuell 1.502 Asylwerber untergebracht sind, in der oberösterreichischen Erstaufnahmestelle Thalham sind es 145. Schlusslicht ist Tirol, wo man laut Innenressort inklusive Bundesquartieren auf eine Quote von 85,3 Prozent kommt.