Leben in der Asyl-Grundversorgung

Ab Montag werden in Wien in zwei temporären Quartieren zusätzliche Flüchtlinge aufgenommen. Schon jetzt versorgt Wien mehr als 7.000 Flüchtlinge, etwa im Karwan-Haus der Caritas in der Josefstadt. Ein Leben zwischen Hoffen und Bangen.

Von außen sieht das Karwan-Haus in der Blindengasse aus wie viele andere Jahrhundertwendehäuser, innen ist es der letzte Zufluchtsort für derzeit 170 Menschen, die aus Syrien, Nigeria oder Afghanistan kommen. Seit zwölf Jahren werden im Karwan-Haus Asylwerberinnen und Asylwerber betreut.

Zwei Drittel in Privatquartieren

In Wien werden derzeit mehr als 7.000 Flüchtlinge betreut. Die Asylquote wird damit übererfüllt. Zwei Drittel sind in Privatquartieren untergebracht, ein Drittel in Einrichtungen von NGOs wie der Caritas, der Diakonie oder der Volkhilfe.

5,80 Euro Essensgeld pro Tag

Alle Bewohner warten auf ihren Asylbescheid, wie Frau Kulsum aus Tschetschenien, deren Mann im Krieg starb. Sie ist seit zwei Jahren in Österreich, seit acht Monaten im Karwan-Haus. In einem kleinen Zimmer wohnt sie mit ihrem Sohn und ihren zwei Töchtern. „Ich hoffe, dass das Verfahren positiv entschieden wird, damit die Kinder einen Beruf erlernen und dann hier arbeiten und ein geregeltes Leben führen können“, sagt Frau Kulsum.

Mit einigen anderen Bewohnern teilt sich die Familie Küche und Bad. Pro Person gibt es aus der Grundversorgung täglich 5,80 Euro Essensgeld, zusätzlich im Monat 40 Euro Taschengeld. Dazu kommen viele Sachspenden aus der Bevölkerung, etwa Kleidung und einmal wöchentlich Essen von der Wiener Tafel, das unter den Bewohnern aufgeteilt wird.

Karwan-Haus

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Die Bewohner organisieren sich ihr Leben selbst, werden dabei aber von sechs Betreuern der Caritas unterstützt, etwa bei Deutschkursen, medizinischen Fragen oder der Kinderbetreuung. „Das, was wichtig ist, wenn die Leute kommen, ist zu schauen, dass die Kinder Plätze in der Schule und im Kindergarten finden. Das ist der erste Schritt, um die Sprache zu lernen und sich an das Land zu gewöhnen. Wir haben auch sehr viele Ehrenamtliche, die kommen und mit den Kindern lernen und spielen. Je mehr Beschäftigungsangebot es gibt, umso besser ist es, auch für das Klima im Haus“, sagt Philippa Wotke, die Leiterin des Hauses.

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Im Grunde geht es darum, die Wartezeit bis zum Asylbescheid zu überbrücken. „Wie lange die Menschen da sind, hängt sehr von ihrem Herkunftsland ab. Manche kommen und ziehen schnell wieder aus, weil sie Asyl bekommen haben. Andere bleiben länger und müssen auch lange warten. Wir haben auch Leute, die mehrere Jahre bei uns im Haus sind“, sagt Wotke.

Eine „Wien heute“-Reportage aus dem Karwan-Haus sehen Sie in der ORF TVthek.

Den Unterschied zu größeren Bundesquartieren sieht Wotke darin, dass auch die persönliche Geschichte der Menschen betrachtet wird. Doch auch die Form der Unterbringung ist angenehmer. Im Notquartier in einem ehemaligen Institutsgebäude der WU wird das kaum möglich sein. Dort werden in vier Turnsälen Feldbetten für bis zu 250 Flüchtlinge aufgestellt - mehr dazu in 100 Flüchtlinge ab Montag in Erdberg. Die Betreuung übernimmt eine private Firma, die für das Innenministerium auch an sieben anderen Standorten Flüchtlinge betreut.

Die Entscheidung, 600 Flüchtlinge für vier Monate an zwei Wiener Standorten unterzubringen, sorgte für lebhafte Debatten im Landtag. Die rot-grüne Koalition und die ÖVP begrüßten den Schritt, die FPÖ sorgte sich um Wien als „Weltasylheim“ - mehr dazu in Landtag: Debatte um Aufnahme von Flüchtlingen.

Kirche sucht nach Quartieren

Auch die katholische Kirche sucht derzeit verstärkt nach Quartieren für Flüchtlinge. So hätten etwa Kardinal Schönborn und Caritas-Direktor Michael Landau am vergangenen Wochenende an alle 492 niederösterreichischen Pfarren der Erzdiözese Wien appelliert, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, gab der Sprecher der Erzdiözese, Michael Prüller, bekannt. „Die ersten Meldungen von Pfarren kommen bereits herein“, so Prüller. Sie werden nun von der Caritas auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft - mehr dazu in religion.ORF.at.

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