Pädagoge: Salafisten beeinflussen Kindergärten

„Nirgendwo in der Welt haben die Salafisten so viele Kindergärten wie in Wien“, hat der Religions-Pädagoge Ednan Aslan im Ö1-Morgenjournal behauptet. Ein neues Netzwerk will Richtlinien erarbeiten, um eine mögliche Radikalisierung im Islam-Unterricht zu verhindern.

Rund 150 Kinderbetreungseinrichtungen von islamischen Vereinen soll es laut einer Schätzung des Religions-Pädagogen Ednan Aslan in Wien geben. Er befürchtet, dass in manchen das Ideal eines islamischen Gottesstaats propagiert wird. Somit könnte frühzeitig eine Basis für spätere Radikalisierung gelegt werden könnte. Aslan stößt damit auf massiven Widerspruch von Kindergartenbetreibern und von der islamischen Glaubensgemeinschaft - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Die Rede ist für Aslan nicht von IS-Propaganda, aber zahlreiche Kindergärten seien fundamentalistischen Strömungen wie Muslimbrüdern und Salafisten zuzurechnen. „Nirgendwo in der Welt haben die Salafisten so viele Kindergärten wie in Wien. Wir wissen nicht, was inhaltlich dort passiert“, so Aslan im Ö1-Morgenjournal. Zum Teil müssten Kinder schon mit drei Jahren Koran-Suren auswendig lernen. Alleine das sei schon fragwürdig, so Aslan.

Wehsely: Kontrollsysteme müssen mitwachsen

Bei der Stadt Wien sieht man diese Aussagen und Befürchtungen Aslans skeptisch, zumal konkrete Zahlen fehlen. Gemeinderätin Tanja Wehsely (SPÖ) konstatierte „seit 2009 einen einfach gewaltigen Ausbau, mit dem die ganzen Kontrollsysteme auch erst mitwachsen müssen. Aber wenn wir erfahren, dass radikalislamische Theologie vermittelt wird, dann wird Kontrolle hingeschickt und es wird auch eingeschritten.“ Ihre Erfahrungen bei Besuchen in muslimischen Kindergärten waren aber „durch die Bank positiv“.

Ercan Nik Nafs, Kinder- und Jugendanwalt der Stadt Wien, meinte aber: „Wenn Herr Ednan Aslan so etwas behauptet, nehmen wir es ernst und wir werden uns das anschauen, das ist einmal ganz klar.“ Er will gemeinsam mit der islamischen Glaubensgemeinschaft und den islamischen Verbänden Richtlinien für kindergerechte Betreuung erarbeiten, weil es für private - nicht von der Stadt geförderte - Kindergruppen kaum eine rechtliche Handhabe gibt.

Gemeinderat Senol Akkilic (Grüne) zog einen Vergleich zu katholischen Schulen und meinte grundsätzlich: „Wenn wir mit der katholischen Kirche kritisch umgehen können - in Ansätzen wie beim Zölibat, dann muss das auch mit dem Islam möglich sein.“

Richtlinien auch für Koranschulen

Auch für Koranschulen in Wien sollen Richtlinien erarbeitet werden. Immer wieder gebe es laut Nik Nafs Meldungen, dass Jugendliche nach dem Wochenende übermüdet in die Schule kommen, weil sie am Wochenende in Koranschulen waren. „Wir brauchen Regeln, wie viele Stunden die Jugendlichen am Tag im Koran unterrichtet werden, wie die Didaktik ist, dass auf keinen Fall ein Drill, Gewalt an Kindern angewandt wird, das ist mal eh klar“, sagte Nik Nafs.

Manche Jugendliche beschweren sich demnach darüber, dass ihre Eltern sie zwingen, in Koranschulen zu gehen. Von Radikalisierung durch den Koran-Unterricht kann in diesen Fällen freilich nicht die Rede sein.

Mit dem neuen Netzwerk will die Stadt vor allem Schulungen für Jugendarbeiten oder Pädagogen anbieten. „Es geht darum zu erkennen, was ist pubertäres Verhalten oder Provokation und wo beginnt Extremismus“, meinte Wehsely - mehr dazu in Dschihad: Wien schafft Präventionsnetzwerk (wien.ORF.at; 25.9.2014).

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