Sportklub vertraut auf blinden Platzsprecher

Seit 37 Jahren ist Roland Spöttling blind. Das hindert ihn aber nicht daran, seine Leidenschaft als Stimmungskanone und Stadionsprecher des Wiener Sportklubs auszuüben und das Geschehen am Fußballfeld live zu kommentieren.

„Ich war eine Frühgeburt. Dann bin ich in den Brutkasten befördert worden und habe dort zu viel Sauerstoff bekommen. Die ersten vier Jahre meines Lebens habe ich normal gesehen, dann hat meine Rallye durch die diversen Augenkliniken angefangen und irgendwann haben die Lampen ihren Geist aufgegeben“, erzählt Roland Spöttling. Trotz seiner Blindheit ist er seit 16 Jahren Stadionsprecher beim Wiener Sportklub.

Moderation aus der Sprecherkabine

Er liebt seinen Verein und die Dornbacher stehen auf ihren „Roly“. Vor den Spielen bekommt er ein Briefing mit allen aktuellen Matchinfos. Während des Spiels sitzt er in der Sprecherkabine hoch über dem Rasen und übernimmt von dort sämtliche Durchsagen. Doch Spöttling gibt nicht nur Zahlen und Fakten, wie die Aufstellung der Mannschaften durch, sondern kommentiert live den Spielverlauf.

Sportklub-Stadionsprecher Roland Spöttling

ORF

Platzsprecher Roland Spöttling hört, was sich auf dem Fußballfeld abspielt

Notizen in Blindenschrift

„Man hört im Hintergrund wunderbar die Kulisse, das heißt, man weiß eigentlich immer, was sich tut. Du hörst auch die Schiedsrichterpfiffe und du hörst auch, wo gegen den Ball getreten wird. Für die Sachen, die man nicht hören kann, habe ich einen Assistenten, manchmal auch zwei, die das in einer beeindruckenden Art für mich erledigen, damit ich keinen Blödsinn sage“, erklärt Spöttling.

TV-Hinweis:

Einen Beitrag über den blinden Stadionsprecher Roland Spöttling von „heute leben“ können Sie in der TVthek nachsehen.

Der zweitwichtigste Mann in der Sprecherkabine ist also sein Assistent Gerhard Bauernfeind. Er diktiert Informationen, die Spöttling sich in Blindenschrift für das Match notiert. Eigentlich war Spöttling einmal Rapid-Fan, aber das ist lange her, jetzt gehört sein Herz und seine Stimme dem Regionalligisten.

Sportklub-Stadionsprecher Roland Spöttling

ORF

Volle Konzentration für den Platzsprecher und seinen Assistenten

Leidenschaft für den Fußball

Spöttling ist lieber mittendrin als einfach nur dabei. Seine Behinderung hinderte den 41-jährigen Fußballfan noch nie daran, mit vollem Elan seine Ziele zu verfolgen und seinen Sport mit Leidenschaft zu leben. In Hinblick auf die finanzielle Lage des Vereins und auf den sanierungsbedürftigen Zustand des Sportklub-Platzes meint Spöttling: „Ich kann eigentlich nur jeden auffordern, kommt her, wenn ihr einen Traditionsverein erhalten oder helfen wollt“ - mehr dazu in „Das kaputteste Trainingszentrum Österreichs“ (wien.ORF.at; 6.4.2014).

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