Neues Bestattungsmuseum eröffnet

Auf dem Zentralfriedhof ist das neue Wiener Bestattungsmuseum eröffnet worden. 250 Originalobjekte, darunter ein Herzstichmesser und ein Rettungswecker, werden gezeigt. Das Museum ist ab 13. Oktober öffentlich zugänglich.

Das neue Bestattungsmuseum liegt unter der Aufbahrungshalle 2, in den Schauräumen werden einzelne Exponate wie etwa Totenmasken oder Uniformen der Totengräber bläulich-kühl angestrahlt, während der Boden in warmem Gelb beleuchtet ist. Der Besucher soll sich immer noch in der Welt der Lebenden befinden, so Architekt Gustav Pichelmann. Für das neue - rund 300 Quadratmeter große - Museum hat er sich mit den strengen Auflagen der denkmalgeschützten Jugendstil-Aufbahrungshalle auseinandergesetzt.

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Neue und alte Exponate

Der bisherige Standort in der Goldeggasse 19 musste aufgrund der Übersiedelung der Unternehmenszentrale aufgegeben werden. Einige Exponate wurden übernommen, etwa eine Auswahl an Grabtüchern oder die imperialen Wappen der Kaiserbegräbnisse. Auch der Rettungswecker und das sogenannte Herzstichstilett, das den Tod sicherstellen sollte, waren bereits am alten Standort zu bewundern. „Das waren Lieblinge, auf die wir einfach nicht verzichten konnten“, so Museumsdirektorin Ruth Praschek.

Einige Stücke sind jedoch auch dazugekommen, etwa ein ganzes Kapitel über die Arbeit am Friedhof sowie die Wiener Friedhöfe an sich - per Touchscreen-Datenbank können etwa alle Ehrengräber abgerufen werden. Ansonsten steht die Bestattung - vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart - mit all ihren Wiener Eigenheiten im Vordergrund.

„Wo, wenn nicht in Wien, soll es ein Bestattungsmuseum geben“, fragte sich Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) beim Festakt. Sie könne sich jedenfalls keinen besseren Ort als den Zentralfriedhof vorstellen. Mehr als 250 Objekte führen durch die Totengeschichte der Stadt - darunter etwa verschiedene Särge vom billigen Klappsarg aus der Zeit Kaiser Josephs II. über einen pompösen Sarkophag bis hin zu einem modernen „Cocoon“ aus Pflanzenfaser.

Video vom Begräbnis Kaiser Franz Josephs

Den Lauf der Zeit kann man aber auch anhand von Roben, die zu Begräbnissen getragen wurden, Grabsteinen, Leichenzügen oder Urnen nachvollziehen: Hier spannt das Museum den Bogen von der Augarten-Keramikurne bis zur Do-it-yourself-Holzurne, die mit einem Malset verkauft wird. Für den multimedialen Touch sorgen beispielsweise Videos vom Begräbnis Kaiser Franz-Josephs I. oder Albert Baron Rothschilds. Skurril wird es etwa bei der „Kerzenspitzmaschine“.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 8.10., 19.00 Uhr, ORF2 und danach online in der ORF TVThek.

Etwas mehr als ein Jahr wurde am neuen Museum gebaut, die Kosten beliefen sich auf rund 2,5 Mio. Euro. Seit den 1960er-Jahren werden laut Christian Fertinger, Konzernbereichsleiter der Bestattung und Friedhöfe Wien, Exponate gesammelt, dann entschloss man sich, diese auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das alte Museum erwies sich vor allem bei der Langen Nacht der Museen als Besuchermagnet. Ob man das beliebte „Probeliegen der Särge“ auch im neuen Museum einführen werde, sei jedoch noch nicht klar, meinte Praschek.

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