Philharmoniker-„Nobelpreis“: Wohin Geld fließt

Die Wiener Philharmoniker sind am Mittwochabend mit dem eine Million Dollar schweren Birgit-Nilsson-Preis ausgezeichnet worden, der als „Nobelpreis“ der Musik gilt. Schwedens König überreichte ihn, das Preisgeld wird in ein neues Archiv gesteckt.

Die Preis-Zeremonie fand in jenem Saal statt, in dem auch alljährlich die Nobelpreise überreicht werden - im Konzerthaus von Stockholm. Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer erhielt die Auszeichnung in Form einer 30 Zentimeter großen und drei Kilogramm schweren Nilsson-Statuette aus den Händen des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf. Auch Bundespräsident Heinz Fischer reiste an.

Die bereits 172 Jahre währende Erfahrung des Orchesters in musikalischen Spitzenleistungen sei für die Jury ausschlaggebend für die Zuerkennung des Preises gewesen, sagte Rutbert Reisch, der Präsident der Birgit Nilsson Foundation. Der Philharmoniker-Vorstand Großbauer war sichtlich bewegt: „Wie die meisten Musiker bin ich mehr ein Mann der Musik als ein Mann des Wortes. Sollte ich mit einem Musikstück das ausdrücken, was ich empfinde, wäre es der Eröffnung-Chorus aus Bachs Weihnachtsoratorium: ‚Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage...‘“

Philharmoniker-Archiv platzt aus allen Nähten

Großbauer gab bekannt, dass die Wiener Philharmoniker einstimmig beschlossen hätten, das Preisgeld von einer Million Dollar (793.000 Euro) für den Ausbau und die Öffnung des Historischen Archivs der Philharmoniker zu verwenden. Dieses soll einen neuen, größeren Standort bekommen und besser öffentlich zugänglich werden.

„Für das Archiv machen wir uns auf die Suche nach einem neuen Quartier“, so Großbauer. Dabei gäbe es auch Überlegungen, eine Philharmoniker-Immobilie im vierten Bezirk dafür zu nützen. „Wir möchten uns noch mehr öffnen. Das Ganze soll digitalisiert werden, und es sollen Plätze geschaffen werden, an denen man das Archivmaterial studieren kann.“ Auch an Online-Zugang werde gedacht.

Das seit der Orchester-Gründung 1842 existierende Philharmoniker-Archiv befindet sich seit dem Jahr 2000 im „Haus der Musik“ in der Wiener Innenstadt. „Wir platzen dort aus allen Nähten“, sagte Großbauer. Die Zusammenarbeit mit dem „Haus der Musik“ sei jedoch ausgezeichnet, das Philharmoniker-Museum werde an diesem Standort verbleiben.

Höchstdotierter Preis in Klassikbranche

Der Birgit Nilsson Preis ist nach Stiftungsangaben die höchstdotierte Auszeichnung im Bereich klassischer Musik und wird im Abstand von rund drei Jahren an einen aktiven Sänger bzw. Sängerin (im Bereich Oper, Konzert, Oratorium oder Lied), einen Dirigenten bzw. Dirigentin (im Bereich Oper oder Konzert) oder eine Institution aus der Musikwelt für herausragende Leistungen vergeben.

Preis-Stifterin ist die schwedische Sopranistin Birgit Nilsson (1918-2005), die den Wiener Philharmonikern über Jahrzehnte eng verbunden war. Bisherige Preisträger waren der spanische Tenor und Dirigent Placido Domingo (2009) sowie der italienische Dirigent Riccardo Muti (2011).

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