Flüchtlinge in Erdberg kündigen Hungerstreik an

Drei Flüchtlinge im Großquartier Wien-Erdberg haben am Freitag einen Hungerstreik angekündigt. Sie wollen damit Klarheit über ihr Asylverfahren erreichen - und die Rückkehr eines nach Tirol verlegten irakischen Flüchtlings.

Bei den Flüchtlingen handelt es sich um zwei syrische und ein marokkanischer Asylwerber. Der nach Tirol verlegte Iraker hatte sich in der Zeitung „heute“ über angebliche Missstände im Quartier beschwert. Das Innenministerium und die Firma ORS, die das Ende September eingerichtete Flüchtlingsquartier in Erdberg managt, begründen die Verlegung damit, dass der Mann Betreuer verbal und tätlich angegriffen habe. Das Verhalten des Mannes sei inakzeptabel, „das kommt in dieser Form so gut wie nie vor“, sagte Wilhelm Brunner von ORS. Die Verlegung sei daher richtig gewesen.

Seine Unterstützer bestreiten dies. „Er hat einen großen Mund, er spricht zu viel, aber er ist nicht aggressiv“, sagte einer der drei Flüchtlinge, die in Hungerstreik treten wollen. Seit der Verlegung hätten viele Flüchtlinge in Erdberg Angst, ihre Unzufriedenheit zu äußern.

Kritik: Zu wenig Dolmetscher und Rechtsberater

Auch der Mann selbst bestreitet, aggressiv gewesen zu sein. Er habe den anderen Flüchtlingen geholfen und, da er selbst gut deutsch spricht, als Übersetzer fungiert, so ein anderer seiner Unterstützer. Kritik übte er neuerlich an den Zuständen im Quartier - etwa mangelnden Dolmetschern und Rechtsberatern.

Die protestierenden Flüchtlinge wollen daneben allerdings vor allem auch Klarheit über die eigene Situation erreichen. Er sei bereits seit über einem Monat in Österreich, wisse aber immer noch nicht, ob ihn Österreich (ins Asylverfahren, Anm.) aufnehme oder nicht, kritisierte einer. Er habe Familie in Syrien und wolle sie nachholen. Man solle ihm sagen, ob Österreich ihn aufnehme oder ihm erlaube, sich ein anderes Land zu suchen, so seine Hoffnung.

Einrichtung von „Info Point“

Zumindest mehr Information über den individuellen Verfahrensstand soll es laut Innenministerium in Erdberg nun geben. Ein Ministeriumssprecher verwies auf einen diese Woche dafür eingerichteten „Info Point“. Dort könnten auch sonstige Anliegen deponiert werden - aktuell etwa der Wunsch nach zusätzlichen Wasserkochern auf den Zimmern. Kritik an fehlenden Übersetzern weist ORS-Leiter Brunner mit Verweis auf mehrsprachige Betreuer zurück. Gesprochen wird in Erdberg demnach u.a. Arabisch, Farsi, Englisch und Französisch.

Die Rückverlegung des Irakers aus Tirol wird vom Ministerium allerdings abgelehnt: „Das wird nicht zu erfüllen sein, wir hoffen da auf Einsicht.“ Sollte es tatsächlich zu einem Hungerstreik kommen, werde man jedenfalls für medizinische Begleitung sorgen.

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