Westenthaler hält mit Powerpoint dagegen

Peter Westenthaler hat am Freitag vor Gericht versucht, sich mit einer Powerpoint-Präsentation gegen den Vorwurf des schweren Betrugs in seiner Funktion als Bundesliga-Vorstand zu verteidigen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.

Zwei Anklagen werden in dem Prozess zusammengefasst, der am Freitagvormittag eröffnet wurde. Westenthaler stritt alle Vorwürfe gegen ihn ab und bekannte sich am Freitag vor Gericht nicht schuldig.

Audio: Westenthaler im Gespräch mit ORF-Reporter Bernt Koschuh vor Prozessbeginn

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Westenthaler wollte „Fakten optisch aufbereiten“

Westenthaler war gut vorbereitet und zog vor Gericht eine Show ab. Er warf Gesprächsprotokolle, Verträge und sonstige Unterlagen auf eine Leinwand, tänzelte um den Richtertisch und richtete seine Ausführungen vor allem an die anwesenden Journalisten.

„Es ist übersichtlicher, und es sind einige im Saal, die von der Materie nicht viel wissen können, weil sie sich mit dem Akt nicht beschäftigt haben. Auch für die Schöffen ist es einfacher, einer Powerpoint-Präsentation zu folgen. Das war für mich eine Darstellung der Fakten, optisch aufbereitet", erklärte Westenthaler in einer Prozesspause seine Motivation für seinen Auftritt vor Gericht.

Peter Westenthaler vor Gericht

APA/Robert Jäger

Geld als Bundesliga-Vorstand zweckentfremdet?

Ein Teil der Anklage betrifft Westenthalers Zeit als Vorstand der Fußballbundesliga von Februar 2003 bis August 2004. Er und sein damaliger Kovorstand müssen sich wegen schweren Betrugs verantworten. Sie sollen eine mit Steuergeldern finanzierte Sonderförderung für den Fußballnachwuchs - Stichwort „Challenge 2008“ - widmungswidrig verwendet haben. Statt die Subvention in Höhe von einer Million Euro wie vorgesehen der Nachwuchsförderung zukommen zu lassen, soll Westenthaler damit eine Finanzschuld der Bundesliga getilgt haben.

Westenthaler widersprach der Anklage in seinen Ausführungen. Der Vorwurf, die Fördermillion für eine Finanzschuld verwendet zu haben, sei „einfach falsch“, so Westenthaler. Die Auszahlung der Sonderförderung in Höhe von einer Million Euro sei bis 31. Dezember 2004 vorgesehen gewesen. Er habe dem Aufsichtsrat „völlig korrekt“ berichtet, diesen „immer richtig informiert“, insistierte Westenthaler.

Das Gremium habe ihm „einfach nicht geglaubt, dass es eine Förderung gibt“, erinnerte sich Westenthaler. Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger sei daher von einem anderen Aufsichtsratsmitglied mit den Worten „Finanzminister, schau dir das an" aufgefordert worden, die Förderzusage eingehend zu prüfen. Edlinger habe einräumen müssen, die Förderung sei da. „Alles ist korrekt verlaufen. Wir haben mittlerweile zwei Gutachten, die zur Ansicht kommen, dass das lupenrein verlaufen ist. Da gibt es keinen Betrug“, sagte der ehemalige Bundesliga-Vorstand.

Lotterien um 300.000 Euro geschädigt?

In der zweiten Causa geht es um eine Zahlung der Österreichischen Lotterien in Höhe von 300.000 Euro an die frühere BZÖ-eigene Werbeagentur „Orange“ aus dem Jahr 2006, laut Anklage für eine neun Seiten lange Studie zum Thema Onlineglücksspiel - mehr dazu in Westenthaler wegen Betrugs vor Gericht. Laut Anklage habe Westenthaler dafür eine Scheinrechnung vorgelegt. Die Studie sei das Geld nicht wert gewesen und von einem Mitarbeiter Westenthalers mit Hilfe des Internets übers Wochenende geschrieben worden. Ein Gutachten beziffert den Wert der Studie mit höchstens 15.000 Euro.

Westenthalers Anwalt Kralik bestreitet das. In dem Zeitraum, in dem die Rechnung ausgestellt wurde, sei Westenthaler noch gar nicht BZÖ-Chef gewesen, so Kralik gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. „Mit dem hat er überhaupt nichts zu tun. Das ist von irgendwem irgendwann ausgemacht worden. Es gibt genug Zeugen, die auch bezeugen, dass es in dieser Zeit keinen Kontakt zwischen Leo Wallner und Peter Westenthaler gab.“

Peter Westenthaler vor Gericht

APA/Robert Jäger

Ebenfalls wegen Untreue mitangeklagt ist der ehemalige Chef der Casinos Austria, Leo Wallner. Er kann aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Verhandlung teilnehmen, das Verfahren gegen ihn wurde ausgeschieden. Die Justiz lässt derzeit ein Gutachten erstellen, das klären soll, ob Wallner überhaupt verhandlungsfähig ist. „Ihm geht es schon länger gesundheitlich nicht gut“, erklärte seine Rechtsvertreterin Huberta Gheneff.

Schüssel und Stronach: Prominente Zeugen

Zum Bundesliga-Faktum ist eine ganze Reihe prominenter Zeugen geladen. Unter Wahrheitspflicht aussagen werden unter anderen Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, Ex-Finanzminister Edlinger, der ehemalige Sportstaatssekretär Karl Schweitzer, Frank Stronach - bis 2005 Bundesliga-Präsident - und Friedrich Stickler, Vorstandsdirektor der Österreichischen Lotterien und Ex-Präsident des ÖFB. Die Verteidigung will auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser laden. Es geht um die Frage, ob und wieviel sie über die Abwicklung der Zahlungen wussten. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.