ÖVP entdeckt Verkehrsberuhigung

Die Wiener ÖVP entdeckt die Verkehrsberuhigung und will die Währinger Straße zwischen Gürtel und Gersthof um eine Spur reduzieren und zur Einbahn machen. Das Projekt soll bis zu 15 Millionen Euro kosten. Gespräche mit den Grünen folgen.

Ziel sei es, der stark befahrenen Einkaufsstraße „noch mehr Boulevardcharakter“ zu geben, sagte ÖVP-Chef Manfred Juraczka am Montag. Die Kosten schätzte er auf zwölf bis 15 Millionen Euro: „Der Bezirk allein kann das nicht stemmen. Wir hoffen auf Unterstützung der Stadt.“ Währings ÖVP-Bezirksvorsteher Karl Homole kann sich aber durchaus vorstellen, bis zu eine Million Euro beizusteuern, wie er versicherte. Gespräche mit Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) zwecks Realisierung sollen nun folgen.

Begrünung statt Parkplätze

Der schwarze Plan - konkret vom Architektenbüro Mühlbacher-Marschalek ausgearbeitet - im Detail: Die äußere Währinger Straße soll sowohl für Autos als auch für Straßenbahnen der Linien 40 und 41 zur Einbahn in Fahrtrichtung Gürtel werden. „Dadurch gewinnen wir eine ganze Spur, wodurch Gehsteige verbreitert und ein eigener Radfahrstreifen errichtet werden könnten“, so Homole, der ausreichende Radverbindungen zwischen Peripherie und Gürtel im 18. Bezirk vermisst. Platz für mehr Schanigärten werde es ebenfalls geben. Verzichten will man gar auf eine Handvoll Parkplätze zwecks Begrünung.

Visualisierung Währinger Straße

Architekten Mühlbacher Marschalek

Nur noch eine Fahrspur: Visualisierung der Währinger Straße

Auch Gentzgasse soll Einbahn werden

Stadtauswärts soll der Verkehr dann über die parallel führende Gentzgasse fließen, die somit ebenfalls zur Einbahn würde. Die Maßnahmen brächten freilich mit sich, dass hier noch Gleise verlegt werden müssten. Die Bim-Anbindung würde aber die Gentzgasse gleichsam beleben, zeigte sich Homole überzeugt. Für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel sieht man ebenfalls Vorteile: Denn derzeit werde ob des engen Abstands zwischen Gleisen und Parkspur die Straßenbahn in der Währinger Straße regelmäßig durch „schlampig geparkte Autos“ behindert.

Die ÖVP sieht bei dieser Lösung positive Auswirkungen für alle. „Es muss nicht so sein, dass eine Umgestaltung des öffentlichen Raums zulasten einzelner Verkehrsteilnehmer bzw. Bevölkerungsgruppen geht“, so Juraczka.

Grüne gegen ÖVP-Pläne

Die Wiener Grünen sind ebenfalls für eine Verkehrsberuhigung der äußeren Währinger Straße, erteilen aber den ÖVP-Plänen eine Absage. Denn mit den schwarzen Vorschlägen blieben zentrale Probleme wie zu schmale Gehsteige und zu wenig Platz für Radler neben parkenden Autos bestehen, so die Währinger Grünen in einer Aussendung.

Ein Straßenbahngleis - wie von der ÖVP gewünscht - in die Gentzgasse zu verlegen sei kontraproduktiv. „Indem man Währinger Straße und Gentzgasse zur Einbahn mit einer einzigen Fahrspur für Straßenbahn und Autos macht, sind Behinderungen von 40er und 41er vor allem in den Stoßzeiten vorprogrammiert,“ sagte Marcel Kneuer, Klubobmann der Grünen im 18. Bezirk.

Den Grünen schwebt vielmehr eine Verkehrsberuhigung wie in der Ottakringer Straße vor: „Hier eine Flaniermeile mit breiten Gehsteigen zu schaffen und so die Zukunft der Währinger Straße als lebendige Einkaufsstraße zu sichern wird in Zukunft eines unserer wichtigsten Projekte sein.“ Um viel Platz für öffentliche Verkehrsmittel, Fußgänger und Radler zu schaffen, brauche es weniger Autos und somit das (von der ÖVP abgelehnte, Anm.) Parkpickerl.