Prozess: Zeugin belastet Westenthaler

Im Prozess gegen den ehemaligen Fußball-Bundesliga-Vorstand Peter Westenthaler und seinen Kovorstand Thomas Kornhoff hat eine Zeugin am Dienstag beide belastet. Sie sollen eine Million Euro zweckwidrig verwendet haben.

Laut Anklage wurde eine dem Fußball-Nachwuchs zugedachte Million Euro zur Abdeckung einer Finanzschuld der Bundesliga herangezogen. Westenthaler und der mitangeklagte Thomas Kornhoff bestreiten seit Beginn des Betrugs- und Untreueprozesses sämtliche Vorwürfe - mehr dazu in Westenthaler wegen Betrugs vor Gericht.

Zeugin belastet auch Kornhoff

Eine langjährige Bundesliga-Angestellte gab am Dienstag an, die Million sei eben nicht - wie vorgesehen - zur Nachwuchsförderung den Bundesliga-Vereinen zugekommen. Auf die Frage des Richters, wer davon gewusst habe, sagte die Zeugin: „Der Vorstand. Ich hab’ davon gewusst und der Vorstand (und damit nach Darstellung der Zeugin auch Peter Westenthaler, Anm.).“

Peter Westenthaler vor Gericht

APA/Robert Jäger

„Sonst hat niemand mit mir darüber gesprochen“

Während sich Westenthaler zurückhielt, wandte sich der von der Zeugin solcherart stark belastete Kornhoff direkt an seine ehemalige Mitarbeiterin: „Was bringt dich auf die Idee, ich stelle mich vor eine Mitarbeiterin und sage ihr, wir kassieren die Million und betrügen dann die Vereine?“ „Ich kann es nur von dir wissen, weil sonst hat niemand mit mir darüber gesprochen“, gab die Frau zu bedenken.

Die 45-Jährige behauptete in ihrer gerichtlichen Einvernahme unter Wahrheitspflicht darüber hinaus explizit, die Million wäre nicht den Bundesliga-Vereinen zugekommen: „Meine Wahrnehmung war die, dass das Geld nicht an die Clubs bezahlt worden ist.“ Das Geld sei „nicht in den Österreicher-Topf gekommen.“

Zeugin war im Rechnungswesen beschäftigt

Die Zeugin war von 2003 bis 2010 im Rechnungswesen der Bundesliga beschäftigt. In dieser Funktion erfuhr sie Anfang 2004 von einer Sonderförderung, die im Dezember 2003 vom Nationalrat zur Forcierung des Kicker-Nachwuchses im Wege eines Budgetbegleitgesetzes genehmigt worden war: „Es sollte eine Zusatzförderung sein, eine Nachwuchsförderung im Hinblick auf die Euro“, so die Zeugin.

Die erste Rate von 500.000 Euro, die im März 2004 bei der Bundesliga einging, wurde unter „außerordentlicher Erträge“ verbucht, „weil es aus meiner Sicht für die Begleichung der Drittschuld an die Finanz verwendet wurde. Das ist mir so gesagt worden, dass es so gemacht wurde“, gab die 45-Jährige zu Protokoll.

Auf die Frage von Richter Wolfgang Etl, wer ihr das gesagt habe, verwies die Zeugin auf Kornhoff. Dieser habe ihr auch eine Kopie des Vergleichs gegeben, mit dem sich die Bundesliga mit der Finanzprokuratur auf eine Zahlung von 1,2 Millionen Euro zur Bereinigung der Drittschuldnerklage geeinigt hatte. Grund: Damit habe sie gewusst, wann sie vereinbarten Raten der Finanz zu überweisen hatte. Auf die Frage des Richters, ob diese Vorgänge für sie korrekt waren, meinte die Zeugin: „Ich hab’s nicht verstanden. Nachgefragt hab’ ich schon. Kornhoff hat gesagt, das es so ausgemacht ist.“

Auch Hirschmann und Stickler als Zeugen

Am Dienstag standen in dem Verfahren um die komplexe Causa außerdem zwei weitere Zeugenaussagen auf dem Programm. Anton Hirschmann, Ex-Präsident des DSV Leoben und ehemaliger Bundesliga-Aufsichtsrat sowie Friedrich Stickler, Vorstandsdirektor der Österreichischen Lotterien und von 2002 bis 2008 Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) wurden vernommen.

Klage gegen Bundesliga

Wie sich Hirschmann erinnerte, sei Westenthaler zur Bundesliga gestoßen, nachdem man seinen Vorgänger Reinhard Nachbagauer „mehr oder weniger eliminiert hat“. Hintergrund: Unter Nachbagauer hatte die Bundesliga TV-Gelder an den FC Tirol ausgeschüttet, der zu diesem Zeitpunkt allerdings schon insolvent war. Die Republik brachte im April 2002 eine Drittschuldnerklage gegen die Bundesliga ein. Als Westenthaler sein Amt als Bundesliga-Vorstand antrat, war er bemüht, diese Klage aus der Welt zu schaffen, sagte Hirschmann vor Gericht.

Friedrich Stickler sagte aus, dass Westenthaler im Zuge der Fußball-EM 2008 zusätzliche Nachwuchs-Fördergelder des Bundes für die Bundesliga generierte. Ausgeschüttet wurde eine Million Euro zunächst an den ÖFB, weil man - wie Stickler dem Schöffensenat darlegte - sie aus formalen Gründen nicht unmittelbar der Bundesliga zukommen lassen konnte. Das Fördergesetz sei dem im Weg gestanden.

Westenthalers Anwalt, Thomas Kralik, kommentierte Sticklers Aussagen damit, dass somit die reine Mittlerrolle des ÖFB klar sei, wonach die Fördermillion niemals ins Vermögen des ÖFB hätte eingehen sollen, sondern dass sie der Bundesliga bloß weitergereicht werden sollte. Und zu der Aussage der Zeugin meinte Kralik: „Die realen Zahlungsflüsse widersprechen der Zeugin“.

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