Nationalbibliothek erhält Bronner-Nachlass

Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) erhält den Nachlass des Kabarettisten Gerhard Bronner (1922-2007) von dessen Erben geschenkt. Er umfasst zahlreiche Texte und Bilder des Künstlers. Bronner zählt zu den Gründern des klassischen Wiener Kabaretts.

Bronner prägte wie kaum ein anderer die heimische Kabarettszene der Nachkriegszeit. Nummern wie „Der g’schupfte Ferdl“, „Der Bundesbahnblues“ oder „Der Papa wird’s schon richten“ wurden über Jahrzehnte zu echten Klassikern. Der Sohn jüdischer Eltern musste 1938 aus Österreich fliehen, kehrte aber zehn Jahre später nach Stationen in der Tschechoslowakei und Palästina nach Wien zurück, wo seine Karriere als Musiker, Komponist, Kabarettist und Autor begann.

Gerhard Bronner am Donnerstag, 09. Mai 2002

APA/Pfarrhofer

Fotos, Steuerunterlagen und Texte

Der Nachlass umfasst elf große Kartons mit Texten aus berühmten Fernseh-, Radio- und Bühnen-Produktionen wie „Dampfradio“, „Guglhupf“ und „Das Zeitventil“. Zudem seien Gemeinschaftsarbeiten mit unter anderem Elfriede Ott, Eva Pilz und Michael Kehlmann dokumentiert sowie die Tätigkeit Bronners als Bearbeiter von Musicals wie „A Chorus Line“ oder „My Fair Lady“.

Danzer und Mendt entdeckt
Gerhard Bronner zählt zu den Gründern des klassischen Wiener Kabaretts, er entdeckte junge Talente wie Georg Danzer oder Marianne Mendt und übersetzte amerikanische Musicals wie „My Fair Lady“ ins Wienerische.

Beinhaltet sind auch Lebensdokumente wie Fotos sowie Unterlagen zur Steueraffäre rund um Bronners Übersiedlung nach Florida Ende der 1980er-Jahre bzw. Musik- und Video-Kassetten, Floppy-Discs und CDs, darunter etwa 150 „Guglhupf“-Aufnahmen aus den 1980er-Jahren. Bereits in den Beständen der ÖNB befindet sich die Originalhandschrift des „Gschupften Ferdl“. Dieser 1952 entstandene Klassiker des Kabarettliedes kam bereits 1972 als persönliche Schenkung Bronners an die Bibliothek.

Gerhard Bronner wurde am 23. Oktober 1922 in Wien-Favoriten geboren. 1938 musste er aus Wien nach Palästina fliehen. „Ja, ich hatte hier Wurzeln“, so Bronner einmal in einem APA-Interview, „aber die wurden mit roher Gewalt herausgerissen und sind eigentlich nie wieder nachgewachsen“. Er starb am 19. Jänner 2007, 84-jährig in einem Wiener Spital, nachdem er wenige Tage zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte.

Link: