Nestroy-Preise an Diehl, Heesters und Brandauer

Bei der Gala zur 15. Verleihung der Nestroy-Preise sind am Montag die besten Leistungen der vergangenen Theatersaison gewürdigt worden. Unter den Preisträgern sind die Schauspieler August Diehl, Nicole Heesters und Klaus Maria Brandauer.

Die Auszeichnung als bester Schauspieler nahm Diehl für seinen „Hamlet“ am Burgtheater unter der Regie von Andrea Breth entgegen. „Hier Theater zu spielen ist großartig“, sagte der 38-Jährige in seinen kurzen Dankesworten.

Preisträger August Diehl

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Nestroy an Diehl für seinen „Hamlet“

Heesters, die 77-jährige Tochter von Johannes Heesters, wurde für ihre Darstellung der ewig gestrigen Vera Höller in Elmar Goerdens Inszenierung von Thomas Bernhards „Vor dem Ruhestand“ im Theater in der Josefstadt ausgezeichnet. Sie nannte ihre Rolle „eine Reise in das Herz der deutschen Finsternis“.

Matic in besten Nebenrollen

Der Nestroy für die beste Nebenrolle ging an den 77-jährigen Burgschauspieler Peter Matic, der für seine zahlreichen Rollen, darunter den bereits (halb-)toten Kaiser Franz Joseph, in Georg Schmiedleitners Inszenierung von „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus bei den Salzburger Festspiele und im Burgtheater ausgezeichnet wurde. „Ich muss ein Spätentwickler sein“, sagte Matic. „Ich spiele über 50 Jahre und habe noch nie einen Theaterpreis gewonnen.“

Preisträgerin Nicole Heesters

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Heesters: „Eine Reise in das Herz der deutschen Finsternis“

Nachwuchs-Nestroy an Möst

Den Nachwuchs-Nestroy durfte die 27-jährige Raphaela Möst für ihre Agnes in Horvaths „Die Geschichte vom Fräulein Pollinger“ im Theater in der Josefstadt entgegennehmen. Sie freue sich sehr, da sie bisher „nur Unfug“ gewonnen habe, etwa einen Nussknacker in einer städtischen Bibliothek oder den Preis für das beste Faschingskostüm, wie sie in ihren Dankesworten sagte.

Auszeichnungen für Kudlich und Greig

Der Wiener Bühnenbildner Hans Kudlich wurde für seine „Woyzeck“-Bühne im Volkstheater Wien als Sieger in der Kategorie Beste Ausstattung ausgezeichnet. Als Autoren-Preisträgerer bekam der Schotte David Greig für sein Terrorismusstück „Die Ereignisse“ einen Nestroy. Greigs Stück sei „eine europäische Antwort auf eine europäische Frage“, sagte der britische Regisseur Ramin Gray, der den Nestroy in Abwesenheit des Autors an Schauspielhaus-Leiter Andreas Beck überreichte.

Preise für „Faust“ und „Höllenangst“

Als beste deutschsprachige Aufführung wurde Goethes „Faust“ in einer Inszenierung des österreichischen Intendanten Martin Kusej am Residenztheater München ausgezeichnet. Kusej holte den Preis nicht persönlich ab.

Beste Bundesländer-Aufführung wurde Susanne Lietzows Inszenierung von Nestroys „Höllenangst“ am Theater Phönix Linz. Schon 2006 durfte die 46-jährige Regisseurin für ihre Inszenierung von „How much, Schatzi?“ von H.C. Artmann für das Projekttheater Vorarlberg den Nestroy für die beste Off-Produktion entgegennehmen. Es sei „ganz besonders schön, einen Nestroy für einen Nestroy entgegennehmen zu dürfen“, sagte sie.

Beste Off-Produktion wurde „Der diskrete Charme der smarten Menschen“ von Ed. Hauswirth und Ensemble nach dem Film „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ von Luis Bunuel, inszeniert von Ed. Hauswirth im Wiener Theater in der Gumpendorfer Straße (TAG). „Bei uns werden die Schauspielerinnen und Schauspieler frisiert und nicht die Bilanzen“, wagte TAG-Chef Ferdinand Urbach auch einen Burgtheater-Kalauer.

Spezial- und Publikumspreis

Der Spezialpreis ging an den 68-jährigen Regisseur Peter Gruber, der seit 1973 künstlerischer Leiter und Regisseur bei den Nestroy-Spielen Schwechat ist und anlässlich seiner diesjährigen Inszenierung von „Freiheit in Krähwinkel“ für über vier Jahrzehnte volksnahe Nestroy-Pflege ausgezeichnet wurde. Der ORF-III-Publikumspreis ging an Maria Happel, die das mit „wow!“ kommentierte. Sie habe seit 30 Jahren ein Verhältnis - nämlich mit dem Publikum: „Wir lieben uns!“

„Lasst’s uns nicht verhungern“

Der Direktor des den Preis heuer ausrichtenden Theaters der Jugend, Thomas Birkmeir, klagte über die finanzielle Situation der Theater und fiel symbolisch vor dem Kulturstadtrat und dem Kulturminister auf die Knie: „Lasst’s uns nicht am langen Arm verhungern, die Theater!“ Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sagte bald danach in Richtung Birkmeir: „Weiter so!“

Preisträger Klaus Maria Brandauer

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Brandauer für Lebenswerk geehrt

Traditionell am Ende der Nestroy-Gala stand die Verleihung des Lebenswerk-Preises. Dieser ging heuer an den 71-jährigen Brandauer. Die „Staatskünstler“ (Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer) hatten zuvor im Rahmen ihrer Moderation in der Wiener Stadthalle auch Spezialpreise für den „besten Theaterdirektor-Darsteller“ an den Josefstadt-Intendanten Herbert Föttinger und für den „schlechtesten Schauspieler“ an den ungarischen Regierungschef Viktor Orban für seine Darstellung eines zeitgemäßen Staatsmannes vergeben.

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