Neue „Mahü“ offiziell eröffnet

Heute sind die fertigen Abschnitte der neuen Mariahilfer Straße offiziell eröffnet worden. Für Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) ist sie „mehr als eine Straße“. Doch abgeschlossen ist das Projekt noch nicht.

Das unterschiedliche Niveau wurde beseitigt, eine einheitliche Pflasterung und eine entsprechende Möblierung machen deutlich: Das ist eine Fußgängerzone. Auch die obere, bis zur Kaiserstraße reichende Begegnungszone ist fertiggestellt. Sie darf von allen Verkehrsteilnehmern benutzt werden, wobei sich Autos und andere Fahrzeuge auf den durch zwei Streifen angedeuteten Fahrbahnbereich beschränken müssen. Gebaut wird lediglich noch im Bereich des ehemaligen Stafa-Kaufhauses und im unteren Bereich der „Mahü“. Die Begegnungszone zwischen Kirchengasse und Getreidemarkt wird erst im kommenden Jahr vollendet.

„Spielt sich im Lauf der Zeit ein“

„Die erste Zeit wird es ein bisschen zäh sein, aber so wie auf der Kärntner Straße spielt sich das im Lauf der Zeit ein“, meinte ein Passant auf der umgestalteten Mariahilfer Straße. Eine andere Passantin ist weniger begeistert: „Ich halte gar nichts davon, weil es immer durcheinander ist.“ Eine andere findet zwar die Begegnungs- und Fußgängerzone „ganz nett“, aber „das Umgedrehe der Einbahnen“ ärgere sie. „Es hat von Anfang an ziemlich unkoordiniert gewirkt. Aber jetzt schaut es nett aus“, so ein Passant.

Radfahren erlaubt

Radfahren ist auf der gesamten inneren Mariahilfer Straße erlaubt. In der Fußgängerzone dürfen Fahrer jedoch nur im Schritttempo unterwegs sein. In der Begegnungszone gilt eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung von 20 km/h.

„Die Mariahilfer Straße ist die längste und schönste Flaniermeile Wiens geworden. Sie ist mehr als nur eine Straße. Sie ist Freiraum für alle Wienerinnen und Wiener und schon jetzt ein neues Wahrzeichen unserer Stadt“, sagte Vassilakou anlässlich der Eröffnung. Wien brauche viel mehr solcher Orte - „am besten in jedem Bezirk“, so die Ressortchefin. Neben ihr und den mit der Umgestaltung betrauten Rathaus-Beamten nahmen auch die Bezirksvorsteher aus Mariahilf und Neubau, Markus Rumelhart (SPÖ) und Thomas Blimlinger (Grüne), an der Eröffnung teil.

Eröffnet wurde die Umgestaltung mit einem "Grätzl-Fest, bei dem es auch Open-Air-Konzerte gab: Zu hören waren etwa das skisprungaffine Wiener Duo Christoph & Lollo sowie Wanda, eine der derzeit angesagtesten Bands der Stadt. Rund 25 Mio. Euro werden die Arbeiten kosten, Werbekampagne und Befragung allerdings nicht eingerechnet.

Fuzo Mahü fertig

APA/ROLAND SCHLAGER

Die neue Mariahilfer Straße

ÖAMTC: Begegnungszone „spannender Lernprozess“

Der ÖAMTC kritisierte das im Vorfeld veröffentlichte Video, das die Regeln der Begegnungszone erklärt, und sieht die Begegnungszone als „spannenden Lernprozess“. Diese Woche wurde das Webvideo auf der begleitenden Website zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße veröffentlicht. In einer Begegnungszone sind alle Verkehrsteilnehmer füreinander und für die Verkehrssicherheit verantwortlich. Das sei nur möglich, wenn sie miteinander Kontakt aufnehmen. Genau darauf sei in dem Video vergessen worden. „Der Blickkontakt findet im Video nicht statt, abgesehen von sonstigen Kleinigkeiten, etwa, dass der Sicherheitsgurt nicht verwendet wird“, sagte Martin Hoffer, Leiter der ÖAMTC-Rechtsabteilung.

Comic, Frau in Auto

Screenshot dialog-mariahilferstrasse.at

Ein Video erklärt die neue Begegnungszone

Baulich ist der Unterschied zwischen der Fußgängerzone und der Begegnungszone auf der neuen Mariahilfer Straße nicht gleich zu erkennen, auf den ersten Blick ist nur die Pflasterung anders. Es kommt auch immer wieder vor, dass Autofahrer in der Begegnungszone von Fußgängern beschimpft werden, obwohl sie dort fahren dürfen, zeigt ein wien.ORF.at-Lokalaugenschein. Insgesamt ist es für Autofahrer nicht unbedingt eine einfache Aufgabe, an stark frequentierten Tagen durch die Begegnungszone zu fahren.

Hoffer ist trotzdem optimistisch: „Es ist ein spannender Lernprozess, der die Frage in den Vordergrund stellt, ob es in einer Großstadt möglich ist, eine Interaktion zwischen Verkehrsteilnehmer, die eher auf sozialer Kontrolle und nicht auf staatlicher Überwachung beruht, einzuführen. Ich bin positiv eingestellt dazu und sehr neugierig, wie sich das entwickeln wird.“ Er räumte ein, dass der ÖAMTC nicht vorher alles schlechtreden wolle: „Aber bei dem Video hat die Stadt zu viel gespart. Man hätte den Aspekt der gegenseitigen Kontaktaufnahme in den Vordergrund stellen sollen.“

Keine Kostenüberschreitung

In den angrenzenden Bezirken sollen Einbahnregeln den Durchzugsverkehr einschränken - mehr dazu in „Mahü“: Einbahnen gegen Durchzugsverkehr. Das Projekt war lange Zeit der kommunalpolitische Aufreger in Wien. Jetzt wird die Straße aber von einer Mehrheit sehr positiv angenommen - mehr dazu in „Mahü“: Fußgängerzone ist fertig. Die veranschlagten Kosten von 25 Millionen Euro werden eingehalten, wurde versichert.

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