Staatsoper: Vorhang als Labyrinth

Die neue künstlerische Gestaltung des Eisernen Vorhangs in der Staatsoper ist vielseitig interpretierbar: Ein in sich geschlossener Pfad führt durch eine Art offenes Labyrinth. Gestaltet hat den Vorhang die US-Amerikanerin Joan Jonas.

„Ihr Werk sieht uns an, es animiert uns zur inneren Sammlung und zur Aufmerksamkeit. Der Blick gerät zur Endlosschleife“, sagte Kathrin Messner von der Kulturinitiative „museum in progress“ über das 176 Quadratmeter große Werk der 1936 in New York City geborenen Künstlerin.

„Mich erinnert es an eine Choreografie, an die Bewegung eines Tänzers auf der Bühne“, meinte Kunsthistoriker und Kurator Jasper Sharp, der die „wunderbare Auswahl“ der Künstlerin durch die Jury (Daniel Birnbaum, Akiko Miyake und Hans-Ulrich Obrist) lobte und hervorhob: „Das Werk hat keinen Anfang und kein Ende.“ Das von Joan Jonas gewählte Muster gehe „auf ihr Studium alter keltischer Rituale zurück“, führte Chrissie Iles, Kuratorin am Whitney Museum of American Art, in einem Begleittext aus.

Eiserner Vorhang in der Staatsoper

APA/Neubauer

Das 14 Meter hohe und 13 Meter breite Bühnenportal der Staatsoper sei „wahrscheinlich der größte Rahmen der Welt“, sagte Staatsopern-Direktor Dominique Meyer, der sich freute, dass die 1998/99 begonnene Kunstaktion fortgesetzt werden kann und durch einen erstmals aufgelegten Siebdruck eine zusätzliche Finanzierungsquelle erfährt. Die signierte und nummerierte Sonderedition im Format 70 x 47,7 Zentimeter hat eine Auflage von 155 Stück und einen Kaufpreis von 770 Euro. „Ich habe das erste Exemplar schon gekauft“, versicherte der Direktor.

Eiserner Vorhang in der Staatsoper - Meyer und Rhomberg

APA/Neubauer

Staatsopern-Direktor Dominique Meyer und Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg

Jonas studierte zunächst Kunstgeschichte und in der Folge Bildhauerei und Malerei. In ihrer Performancekunst verbindest sie Elemente aus den Bereichen Tanz, modernes Theater, bildende Kunst, japanisches Kabuki-Theater und Videokunst. 2015 wird sie bei der 56. Biennale als offizielle Repräsentantin den Pavillon der USA bespielen.

Kunstwerk wird mit Magneten befestigt

Der originale Eiserne Vorhang stammt von Rudolf Eisenmenger (1902 - 1994), der wegen seiner Leitungstätigkeit im Wiener Künstlerhaus zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umstritten ist. Seit der Saison 1998/99 wird sein Eiserner Vorhang, den er 1955 zum „Orpheus und Eurydike“-Motiv geschaffen hat, in Kooperation mit „museum in progress“ alljährlich mit einem zeitgenössischen Kunstwerk überdeckt, das mittels Magneten auf dem 60 Tonnen schweren Feuerschutz befestigt wird.

Das Spektrum der Bespielung reichte dabei von Kara Walkers Scherenschnittsymbolik „Schattenwelt und Exorzismus“ (1998/1999) über Richard Hamiltons Zuschauerraumdopplung „Verzögerung in Eisen“ (2001/2002), Maria Lassnigs ironisches „Frühstück mit Ohr“ (2005/2006) bis zu David Hockneys iPad-Bild 2012/13 und Oswald Oberhubers Ornament mit zahlreichen Komponistennamen im Vorjahr.

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