Novomatic will Glücksspielverbot ignorieren

Der Glücksspielkonzern Novomatic will seine Automaten in Wien trotz des Verbots ab 1. Jänner 2015 weiterbetreiben. Laut „Kurier“ und „Krone“ stützt sich der Konzern dabei auf drei Gutachten. Indes wird ein Anstieg des Online-Glücksspiels befürchtet.

Novomatic übergab am Montag Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) drei Gutachten der Verfassungsrechtler Bernhard Raschauer, Theo Öhlinger und Heinz Mayer. Laut „Kurier“ attestieren sie eine „mangelnde gesetzliche Grundlage“ des Verbotes von Automatenglücksspiel ab 2015.

Novomatic will zum Verfassungsgerichtshof gehen

Der Konzern denke nicht daran, nur einen seiner 1.500 Automaten wegen des Verbots über die Novellierung des Wiener Veranstaltungsgesetzes abzuschalten. Werde eine Glücksspielmaschine beschlagnahmt, wolle Novomatic vor den Verfassungsgerichtshof ziehen, so der „Kurier“. Dabei berufe sich der Konzern auf Konzessionsbescheide, die teils bis Anfang 2017 laufen - mehr dazu in Glücksspielverbot im Landtag besiegelt.

Verfassungsjurist Raschauer ortet laut Zeitungsbericht den juristischen Fehler darin, dass der Bund beim neuen Glücksspielgesetz 2010 für das Automatenspiel „eine Rahmengesetzgebung erfunden hat“ und das sogenannte „kleine Glücksspiel“ der Kompetenz der Länder übergab. Während einige Bundesländer Landesgesetze erließen, habe Wien dies verabsäumt. Ein Rahmengesetz kenne die Verfassung aber nicht, schreibt der „Kurier“ mit Verweis auf den Juristen.

Online-Spiele: Immer mehr süchtig

Vergangene Woche wurde das Verbot des kleinen Glücksspiels im Wiener Landtag besiegelt. 2.500 Automaten werden damit ab dem 1. Jänner 2015 illegal. Von Befürwortern wird die neue Regelung als Meilenstein gefeiert - mehr dazu in Glücksspielverbot im Landtag besiegelt. Online-Spiele sind davon aber nicht betroffen. Gerade dieses Segment treibt immer mehr Menschen in den finanziellen Ruin, wie die aktuellen Zahlen der Wiener Suchthilfeambulanz, wie die ORF-Sendung „Thema“ am Montag berichtet. 2003 war ein Prozent der Hilfesuchenden bei der Wiener Spielsuchthilfe süchtig nach Onlinespielen, heute sind es 34 Prozent - Tendenz steigend.

Online Slot-Spiele

ORF

Online gibt es keine Spielerschutz und keine Hemmschwelle

Der 59-jährige Herbert K. etwa ist stolz darauf, seit eineinhalb Jahren spielfrei zu sein. Er wurde 2009 süchtig nach Onlinespielen, durch Zufall, wie er in „Thema“ sagt. „Ich wollte meine Lottoscheine im Internet aufgeben. Das ist ganz praktisch, langsam habe ich dann bemerkt, da gibt es Black Jack und andere Slot-Spiele. Dann bin ich langsam hineingerutscht. Es wurde immer mehr und mehr.“ Der 59-Jährige, der bis zu seiner Sucht ein erfolgreicher Bauunternehmer war, verlor am Ende bis zu 8.000 Euro am Tag.

Viele suchen zu spät Hilfe

Herbert K. ist kein Einzelfall, heißt es bei der Wiener Spielsuchthilfe. Die Einrichtung besteht seit 32 Jahren, kämpft heute aber mit zu wenig Personal und Geldmangel. Die Hilfesuchenden, Süchtige und ihre Angehörigen, werden hingegen immer mehr. Die meisten Betroffenen beginnen bereits als Teenager zu spielen, kommen aber viel zu spät zur Beratung. „Das Durchschnittsalter der bei uns Hilfesuchenden ist 36 Jahre. Das heißt, es dauert über 20 Jahre, bis jemand Hilfe gesucht hat“, sagt Izabela Horodecki von der Suchthilfeambulanz. Die meisten Onlineanbieter haben ihren Sitz auf Malta, einer der europäischen Steueroasen. Spielerschutz gibt es praktisch nicht. Die Betroffenen können sich nur selbst helfen.

Glücksspiele sind Teil der Welt der Jugendlichen, zeigte eine Studie im Frühjahr. Auch darin wurde klar, dass die Rolle des Internet größer wird, wobei der „Wechsel in den Echtgeldmodus“ häufig via harmlos anmutende Gratisspiele erfolgt - mehr dazu in Glücksspiel ist Teil der Welt Jugendlicher.

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