„Genug Penthäuser“: Kleinwohnungen gefragt

Wiens Haushalte werden oft von maximal zwei Personen bewohnt. Es gebe nicht genug Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern, beklagt die Wirtschaftskammer. Sie fordert Aus- und Aufbauten und die Teilung bestehender Wohnungen.

Wien wächst jährlich um etwa 25.000 Menschen. 43 Prozent der insgesamt 980.000 Wiener Haushalte werden von nur einer Person bewohnt, in drei Vierteln der Wohnungen sind ein bis zwei Personen gemeldet. Daher brauche es zusätzlichen Wohnraum mit zwei bis drei Zimmern, denn tendenziell gebe es zu viele größere, für diese Gruppe nicht leistbare Wohnungen, sagt Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder der Wiener Wirtschaftskammer (WKW).

Wohnraum durch „Nachverdichtung“

Das Schlagwort sei diesbezüglich die sogenannte Nachverdichtung. Soll heißen, dass bereits bestehende Gebäude aus- beziehungsweise aufgebaut werden und damit neuer Wohnraum nach oben hin geschaffen wird, erklärt Pisecky. Bis zu drei Regelgeschoße mit kleineren Wohnungen seien in vielen Fällen durchaus umsetzbar, nur „bitte keine neuen Penthäuser im Dachgeschoß“, davon gebe es bereits genügend, sagt Pisecky.

Der Vorteil eines Ausbaus sei, dass die Infrastruktur rund um den Bau bereits vorhanden ist: Schulen, öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten seien meist im nahen Umfeld gegeben, somit sei es „volkswirtschaftlich sinnvoll, dort neuen Wohnraum zu schaffen“, sagt Pisecky. Erst kürzlich feierte ein neues Bauprojekt Dachgleiche, das dieser Idee entspricht - mehr dazu in Pilotprojekt: Wohnen über Einkaufszentrum.

Auhof-Center

ORF

Wohnbau über dem Einkaufszentrum Aufhof

Wohnungsteilung wegen Mietrechts schwierig

Ein weiterer Vorschlag der Fachgruppe, der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken, ist die Teilung existierender großer Wohnungen. Bloß sei das Mietrecht dabei ein Hindernis, heißt es. Denn bei Verkleinerungen würden zusätzliche Stellplatzverordnungen in Kraft treten, der Mietzins sei anders geregelt, und „es wird für den Hauseigentümer wirtschaftlich schwierig“, sagt Pisecky.

Dass Wohnungen unter 80 Quadratmetern vergleichsweise teurer sind als größere, bestreitet der Fachgruppenobmann nicht. Schließlich müssten für kleinere Einheiten ebenso viele Anschlüsse und eine adäquate Infrastruktur geschaffen werden, und das sei nun einmal teurer, argumentiert er.

Diesen Umstand beklagt auch Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer (AK) Wien: „Vor allem Privatmieten sind zu hoch. Die, die leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen, sind die Gemeinde und Genossenschaften.“ Es würde insgesamt an günstigen Wohnungen fehlen - und zwar in allen Segmenten und durch den gesellschaftlichen Strukturwandel eben auch bei den kleinen Wohnungen, sagt Zgubic.

2.000 Smart-Wohnungen pro Jahr „zu wenig“

Die Stadt Wien versucht, seit 2012 mit sogenannten Smart-Wohnungen auf den erhöhten Bedarf zu reagieren. 2.000 Einheiten dieser kleinen, günstigen Wohnungen sollen jährlich entstehen. Das sei zwar positiv zu bewerten, allerdings viel zu wenig, sagt Pisecky. Es sei aber zumindest wichtig und richtig, dass die Smart-Wohnungen nur auf Zeit vergeben würden und nicht auf Lebenszeit beziehungsweise mit einem Eintrittsrecht mehrerer Generationen, was das Angebot günstiger Wohnungen in allen Segmenten blockiere, sagt Pisecky.

Leere Wohnung

ORF.at/ Martin Hieslmair

Zwischen 30.000 und 100.000 Wohnungen sollen leerstehen

Dieser Aspekt sei auch in Bezug auf die jüngst entflammte Diskussion um leerstehende Wohnungen problematisch. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) ist derzeit mit einer Erhebung genauer Zahlen beauftragt - mehr dazu in Häupl will Leerstand prüfen lassen. Viele Mieter würden ihre preislich günstigen Wohnungen „aufheben“, um sie bei Bedarf weiterzugeben, beklagt Pisecky.

SPÖ präsentierte Mietrechtsvorschlag

Es soll nur noch ein Gesetz für alle Mieter geben. Und für Wohnungen, die älter als 20 Jahre sind, soll bei neuen Mietverträgen künftig 5,50 Euro Basismietzins pro Quadratmeter gelten, mit entsprechenden Zu- und Abschlägen je nach Ausstattung und Lage der Wohnung: So lautet ein neuer SPÖ-Vorschlag zur Mietrechtsreform. Der Koalitionspartner ÖVP gibt sich dazu noch bedeckt - mehr dazu in oe1.ORF.at.

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