Dokustelle: Mehr Gewalt gegen Muslime

Schweinefleisch vor Moscheen und überklebte Straßenschilder: Laut der Islamischen Glaubensgemeinschaft haben Provokationen und Attacken gegenüber Muslimen 2014 stark zugenommen. Allein im Dezember wurden 50 Vorfälle gemeldet.

Über Weihnachten hat sich in Wien bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein unappetitlicher Übergriff auf eine muslimische Einrichtung ereignet. Am Eingang zur Kocatepe-Moschee in Floridsdorf waren Schweineinnereien drapiert worden. Ähnliches war vor einiger Zeit bei der Baustelle für eine Predigerschule in Simmering passiert. Die Täter sind unbekannt - mehr dazu in Betroffenheit nach Provokation bei Moschee (wien.ORF.at; 27.12.2014).

Im September wurden bei einer Moschee in Floridsdorf Straßenschilder überklebt. Es wurden Aufkleber mit „Shariagasse“ und „IS-Rekrutierung“ angebracht - mehr dazu in Straßenschilder um Moschee überklebt. (wien.ORF.at; 30.9.2014).

Betroffenheit nach Schweinefleisch-Attacke auf Floridsdorfer Moschee

ORF

Betroffenheit nach der Schweinefleischattacke auf die Floridsdorfer Moschee

Innenministerium spricht von „Einzelfällen“

Eine eigene Statistik zu solch islamfeindlichen Aktionen wird nicht geführt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Denn es handle sich glücklicherweise noch immer nur um Einzelfälle. Allerdings ist man zumindest in der Islamischen Glaubensgemeinschaft der Meinung, dass sich Übergriffe dieser Art häufen. Seit Dezember ist eine Dokumentationsstelle eingerichtet, die eine Kontaktadresse für Muslime sein soll, die wegen ihrer Religion „anders“ behandelt werden - „im Schlechten wie im Guten“ - mehr dazu in Doku-Stelle für Gewalt gegen Muslime (wien.ORF.at; 3.9.2014).

Straßenschilder um Moschee überklebt

Privat

Im September wurden in Floridsdorf Straßenschilder überklebt

Schweineköpfe und Hakenkreuz-Schmierereien

Büsra Demir von der Dokumentationsstelle berichtet in der „Presse“, dass sich das Klima gegenüber Muslime im vergangenen halben Jahr deutlich verschlechtert habe - mehr dazu in Gewalt gegen Musliminnen: Kopftuch als Zielscheibe (religion.ORF.at; 9.12.2014).

IGGiÖ-Dokumentationsstelle

Bei der Dokumentationsstelle zur Durchsetzung von Gleichbehandlung für Muslime können Vorfälle unter der Telefonnummer 0676/4040005 und per E-Mail unter dokustelle@derislam.at gemeldet werden.

Bei ihrer Einrichtung sind im ersten Monat - ohne größere Bewerbung der Stelle - etwa 50 Meldungen eingegangen. Dabei handelte es sich um alle möglichen Formen von Diskriminierung - von Provokationen wie dem Schweinefleisch an der Moschee über verbale Gewalt bis hin zu Vorfällen, bei denen jemand physisch angegriffen wird.

Beschränkt ist das Problem nicht nur auf die Bundeshauptstadt. Schweineköpfe waren im Frühling auch auf der Baustelle für ein islamisches Kulturzentrum in Graz niedergelegt worden, und in Telfs wurde die örtliche Moschee durch Hakenkreuz-Schmierereien beschmutzt.

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