Mariss Jansons dirigiert Neujahrskonzert 2016

Der Dirigent für das kommende Neujahrskonzert steht fest: Mariss Jansons wird wieder am Pult der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins stehen. Der Auftritt wird der dritte Einsatz des Letten beim Neujahrskonzert sein.

Der bald 72-jährige Dirigent, der am 14. Jänner seinen Geburtstag feiert, hatte bereits 2006 und 2012 den Taktstock am Pult der Philharmoniker geschwungen. Ihm wird nun die Ehre gebühren, das 75-jährige Jubiläum des Neujahrskonzertes zu leiten - mehr dazu in Neujahrskonzert ließ Krise vergessen (wien.ORF.at; 1.1.2012). Heuer dirigierte Zubin Mehta - mehr dazu in „Knalleffekt“ beim Neujahrskonzert (wien.ORF.at; 1.1.2014).

Freude bei Philharmonikern

Der neue Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer zeigte sich von der Einladung an Jansons auch persönlich berührt: „Mein allererstes Neujahrskonzert habe ich 2006 unter Mariss Jansons gespielt. Es war für mich ein außerordentlich bewegendes Konzert und nun blicke ich mit großer Freude auf die kommenden Monate unserer gemeinsamen Vorbereitungen.“ Getroffen wurde die Entscheidung für Jansons noch von der früheren Führung der Philharmoniker, die im September aus dem Amt geschieden war.

Mariss Jansons beim Neujahrskonzert 2012

APA/Herbert Neubauer

Mariss Jansons beim Neujahrskonzert 2012

Stardirigent ohne Starallüren

Jansons gehört zu den renommiertesten Dirigenten seiner Generation und fällt zweifelsohne in die unscharfe Kategorie „Stardirigent“ - auch wenn er im Ruf steht, praktisch keinerlei Starallüren zu haben. Sein Fehler scheint eher zu sein, dass er zu viel arbeitet, worunter in der Vergangenheit seine Gesundheit zu leiden begann. Zwei Herzinfarkte musste der Chefdirigent sowohl des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks als auch des Concertgebouw Orchesters in Amsterdam bereits verkraften.

Geboren wurde Jansons am 14. Jänner 1943 als Sohn des Dirigenten Arvid Jansons in Riga. Er studierte mit Auszeichnung Violine, Klavier und Dirigieren am Konservatorium Leningrad. 1969 setzte er seine Ausbildung in Wien bei Hans Swarowsky und in Salzburg bei Herbert von Karajan fort. Zwei Jahre später siegte er im internationalen Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in Berlin.

Herzinfarkt bei „Boheme“-Dirigat

1973 wurde er Assistent von Jevgeni Mravinsky bei den St. Petersburger Philharmonikern, deren Chefdirigent er 1985 wurde. Er war 1979 bis 2000 Musikdirektor des Philharmonischen Orchesters in Oslo, das unter ihm eine viel beachtete Entwicklung nahm. 1996 erlitt er während eines „Boheme“-Dirigates in Oslo einen Herzinfarkt, kurz darauf im Spital einen zweiten. Eine siebenmonatige Zwangspause folgte, doch die Aufgaben, die er danach annahm, wurden nicht weniger.

Dirigenten der Neujahrskonzerte:

  • Georges Pretre 2010
  • Franz Welser-Möst 2011
  • Mariss Jansons 2012
  • Franz Welser-Möst 2013
  • Daniel Barenboim 2014
  • Zubin Mehta 2015
  • Mariss Jansons 2016 (designiert)

1997 bis 2004 war er in den USA musikalischer Direktor beim Pittsburgh Symphony Orchestra. 2003 folgte Jansons Lorin Maazel als Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks nach - eine Position, die er bis heute innehat. Zudem leitet der Maestro seit 2004 das Königliche Concertgebouw Orchester in Amsterdam und steht damit zwei der besten Klangkörper der Welt vor, wobei er in Amsterdam mit Ende der Saison aus dem Amt scheiden wird. Als überaus gefragter Gastdirigent hat er in den vergangenen Jahren mit praktisch allen bedeutenden Orchestern der Welt zusammengearbeitet.

Erfolgsgeschichte seit 1939

Im Jahr 1939 beginnt die Geschichte des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker - mit einem „Außerordentlichen Konzert“ unter Clemens Krauss im Großen Musikvereinssaal. Die Neujahrskonzerte begannen also an einem Silvestertag und erst das nächste Konzert war für Neujahr angesetzt: Am 1. Jänner 1941 hatte erneut Krauss die Leitung inne, der bis 1945 zu Neujahr wienerisch aufspielte.

1946 und 1947 leitete schließlich Josef Krips die Neujahrskonzerte, wobei 1946 die Veranstaltung - bis dahin unter „Johann-Strauß-Konzert“ oder „Philharmonische Akademie“ firmierend - erstmals offiziell Neujahrskonzert hieß. Clemens Krauss übernahm dann nach der Aufhebung des Verbots öffentlicher Auftritte ab 1948 bis zu seinem Tod 1954 wieder die Neujahrskonzerte.

Willi Boskovsky ist Rekordhalter

Nach der Ära Krauss und einigen Kalamitäten in der Nachfolgeregelung wählte man schließlich die Variante, Willi Boskovsky, den ersten Konzertmeister, als Stehgeiger einzusetzen und auf einen Dirigent zu verzichten. So begann 1955 eine 25-jährige Erfolgsgeschichte. Als Boskovsky nach 1979 krankheitshalber auf die Leitung verzichten musste, griff man wieder zur Variante mit einem Dirigenten.

Lorin Maazel übernahm als designierter Direktor der Staatsoper die Leitung des Neujahrskonzerts 1980, die er durchgehend bis 1986 innehatte und dann wieder 1994, 1996, 1999 und 2005. Nach der Auftakt-Ära Maazel wechselten die Maestros zwar häufiger, Zubin Mehta (1990, 1995, 1998, 2007 und 2015) sowie Riccardo Muti (1993, 1997, 2000 und 2004) können jedoch ebenfalls schon eine stolze Zahl an Neujahrsauftritten vorweisen.

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