Saatkrähen verwüsten Friedhöfe

200.000 Saatkrähen aus Russland überwintern jedes Jahr in Wien. Sie hinterlassen auf Wiener Friedhöfen ein Bild der Zerstörung. Die Vögel fressen Kerzen, zerstören Pflanzen und verschmutzen Gräber. Die Friedhofsverwalter sind machtlos.

Eine Reportage sehen Sie in „Wien heute“ in der ORF TVthek.

„Furchtbar, wenn man bei den Gräbern vorbeigeht, sind die Gläser umgeschmissen, die Kerzen rausgepickt, die Blumen rausgerissen“, meint eine ältere Friedhofsbesucherin. „Sie machen Löcher in die Wiese und zerstören die Blumen. Sie holen sich Kerzen aus den Laternen, weil sie das Wachs gerne essen“, sagt ein Besucher des Matzleinsdorfer Friedhofs in Favoriten gegenüber „Wien heute“. Am Friedhof ist das Krächzen der Krähen unüberhörbar, Pflanzen liegen kreuz und quer auf dem Boden, Kerzen sind aus der Plastikhülle gepickt.

Kerzen als Delikatesse

Vor allem die Grabkerzen gelten als Winterdelikatesse für die Saatkrähen. „Sie nehmen nur Hartwachskerzen, die paraffinhältig sind. Dieses Wachs fressen sie. Mit den Ölkerzen schmieren sie die Federn ein, um gegen Kälte und Nässe geschützt zu sein", sagt der Friedhofsverwalter Walter Pois.

Selbst Grablaternen sind für die Tiere kein Hindernis, wie Pois schon mehrfach beobachten konnte. „Bei den alten Modellen ist es sehr einfach. Da beobachten sie die Leute, wenn sie die Kerze reinstellen. Wenn niemand mehr da ist, fliegen sie hin und holen sich die Kerzen raus.“

Krähe auf einem Grab

ORF

Ein ähnliches Bild am Südwestfriedhof in Meidling. „Die Leute rufen uns an und glauben, das sind Vandalenakte, dabei sind das die Vögel, die die Pflanzen aus den Gräbern rauspicken“, sagt Patrick Vogl von der Verwaltung.

„Krähen sind extrem intelligent“

Die Krähen kommen immer in Gruppen, ihr soziales Verhalten macht die Plage noch schlimmer. „Krähen sind extrem intelligent. Aufgrund ihres sozialen Verhaltens können sie Nahrungsquellen sehr schnell erschließen. Wenn sie wissen, wo es viele Kerzen gibt, kommen sie in großer Anzahl. Sie treffen sich an Schlafplätzen, wo diese Informationen weitergegeben werden“, meint der BirdLife-Experte Gabor Wichmann.

Die Friedhofsverwalter wissen nicht, wie sie dem Problem Herr werden sollen. Die Tiere stehen unter Artenschutz und dürfen nur in Ausnahmefällen gejagt werden. „Sie kommen und gehen, wann sie wollen. Man kann nichts dagegen unternehmen“, sagt Cornelia Lacina von der Friedhofsverwaltung am Südwestfriedhof, wo jeden Winter hunderte Gräber verwüstet werden. „Wenn man rechnet, dass eine Schmückung 50 bis 60 Euro kostet, kommt da schon ganz viel Geld zusammen." Ein Vorschlag kommt von einem Friefhofsbesucher: „Es wäre gut, wenn man hier einen Falken ansiedeln würde.“

Links: