Was die Nazis mit Wien vorhatten

Das Architekturzentrum Wien (AzW) zeigt in der Schau „Wien. Die Perle des Reiches“ das Baugeschehen unter den Nazis in Wien. Hunderte Originalpläne sind dabei erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich - und zeigen, was die Nazis mit Wien vorhatten.

„Im April 1938 sagte Hitler: ‚Wien ist eine Perle. Ich möchte ihr jene Fassung geben, die dieser Perle würdig ist‘. Das hat die Stadtplanung als Auftrag verstanden, umfassende Neugestaltungsplanungen in Wien durchzuführen“, erklärt Kuratorin Ingrid Holzschuh im Gespräch mit wien.ORF.at. Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten kam es in Wien „zu einem Lostreten einer Planungseuphorie, die von Monumentalbauten bis zu Siedlungsbauten reichte“, so Holzschuh.

„Weltflughafen“ und ein neues Stadtzentrum

Die Schau zeigt etwa Pläne eines NS-Parteizentrums für Wien, aber auch Infrastrukturplanungen sind zu sehen. So entstand etwa der Alberner Hafen in der Nazi-Zeit, und in Aspern sollte ein „Weltflughafen“ entstehen. Es gab auch Planungen für U-Bahn-Linien und den Ausbau der „Reichsautobahn“. „Es war so gedacht, dass Wien verkehrstechnisch an das Deutsche Reich angeschlossen wird. Es war ja der Umschlagsort Richtung Südosten. Gerade der Ausbau des Hafens war ein großes Vorhaben der Nationalsozialisten“, erklärt Holzschuh.

Auch die Wohnsiedlung Wienerfeld Ost wurde unter den Nazis errichtet. Es waren auch zwei riesige Wohnstädte im Norden und Süden geplant. „Außerdem wäre geplant gewesen, über die Leopoldstadt und Teile des 20. Bezirks eine große monumentale Achse auf die andere Seite der Donau zu schlagen. Es hätte dort ein neues Stadtzentrum geschaffen werden sollen“, sagt Holzschuh. Sichtbare Zeichen des Nazi-Regimes sind hingegen bis heute die Flaktürme, die nach wie vor in Wien stehen.

„Viele Pläne in der Schublade verschwunden“

„Im Prinzip wird die Ausstellung eine Ausstellung des Planmaterials zwischen 1938 und 1945 in Wien sein. Es werden einige hundert Originalpläne zu sehen sein. Das Originalmaterial ist ja nur wenig bekannt, weil es meist nach 1945 in der Schublade verschwunden ist oder vernichtet wurde“, so Holzschuh.

Der Kern der Ausstellung beruht auf dem Archiv von Klaus Steiner. Der Städtebauer war lange Zeit in der Wiener Stadtplanung angestellt. Er begann Ende der 1970er Jahre, Pläne aus der NS-Zeit zu sammeln, und baute ein Archiv auf. Das übergab er nach 30 Jahren dem AzW.

„Ein großes Thema werden in der Schau auch die Architekten dieser Zeit sein, die auch nach 1945 noch als Planer tätig waren. Auch die Frage, wie moralisch Architektur ist, soll gestellt werden“, sagt Holzschuh. Gemeinsam mit Monika Platzer bereitet sie derzeit die Schau vor. Gezeigt wird sie ab 19. März im AzW im MuseumsQuartier.

Link: