Glücksspiel: Homepage gegen illegale Geräte

Seit Jahresbeginn hat die Finanzpolizei bei Kontrollen 79 illegale Spielautomaten entdeckt. Viele Hinweise sind aus der Bevölkerung eingegangen. Bei der Suche nach illegalen Geräten soll eine Homepage der „Sektion 8“ der SPÖ helfen.

„Die Bevölkerung ist sehr aktiv“, zeigte sich Wilfried Lehner, Leiter der Finanzpolizei, am Montag erfreut. Man werde auch weiterhin allen Anzeigen nach Möglichkeit nachgehen, versicherte er. Bereits bei der ersten Großrazzia am 7. Jänner wurden 52 Geldspielautomaten beschlagnahmt. Die zweite derartige Aktion bescherte 25 Geräten das Aus. Am vergangenen Wochenende wurden laut Lehner zwei weitere ausfindig gemacht.

Automaten außerhalb der Normalarbeitszeit in Betrieb

Bei den bisher entdeckten Automaten hat es sich laut Behörde nicht nur um Maschinen gehandelt, die nach dem Verbot des Kleinen Glücksspiels in Wien nicht mehr aufgestellt werden dürfen. Auch Münzschlucker, die gar nie eine Lizenz besaßen, wurden demnach aufgespürt.

Und laut Finanzpolizei haben manche Betreiber keineswegs nur vergessen, die Geräte vom Netz zu nehmen. „Manche schalten die Automaten jetzt nur mehr außerhalb der Normalarbeitszeit ein“, berichtete Lehner. Sprich: Die Möglichkeit zum Zocken wird nur mehr in der Nacht angeboten. „Vielleicht glauben manche, dass wir da nicht kontrollieren“, mutmaßte der Leiter der Finanzpolizei. Selbstverständlich, so betonte er, gebe es aber auch in den Nachtstunden Einsätze.

Online-Stadtplan der „Sektion 8“

Mithilfe eines Online-Stadtplans, auf dem Nutzer Standorte von Glücksspielautomaten melden können, will die „Sektion 8“ der Wiener SPÖ auch die letzten illegalen Geräte aufspüren. Dafür kooperiert die Plattform www.gluecksspiel-verbieten.at auch mit der Finanzpolizei, wie Lea Six, Glücksspielbeauftragte der Sektion 8, am Montagabend bei einer Pressekonferenz erklärte.

Bereits eingetragen sind 910 von der Plattform „Dossier“ recherchierte Standorte, an denen - vor dem Inkrafttreten des Verbots mit 1. Jänner - Automaten betrieben wurden. Nutzer, die sich einmalig mit einer E-Mail-Adresse registrieren müssen, können so kontrollieren, ob an diesen Adressen noch Geräte genutzt werden. Zusätzlich ist es auch möglich, eigene, neue Standorte einzutragen. Diese werden dann von rund 30 ehrenamtlichen Sektion 8-Mitarbeitern überprüft und - bewahrheitet sich der Eintrag - freigeschaltet.

Kooperation mit Finanzpolizei

Zugriff auf diese Daten, aber nicht den Melder, hat auch die Finanzpolizei. „Für die Exekution des Verbots ist eine große mediale und öffentliche Aufmerksamkeit notwendig“, erklärte Six. Seit 1. Jänner seien bereits acht illegale Maschinen gemeldet worden. Diese erscheinen nach dem Gegencheck in violetter Farbe am Stadtplan - inklusive Datum und Uhrzeit der Sichtung.

Durch die permanente Kontrolle durch Anrainer könne auch der von Gegnern des Verbots des Kleinen Glücksspiels immer wieder befürchteten Abwanderung in die Illegalität Einhalt geboten werden, meinte Eva Maltschnig, Vorsitzende der „Sektion 8“. „Ein Glücksspielautomat ist kein Drogensackerl, das man im Park dealt, sondern ein schweres Gerät, das eine gewisse Infrastruktur braucht“, so Maltschnig.

Erfolgreicher Antrag bei Landesparteitag 2011

Das Projekt soll nicht nur die Übergangsphase begleiten, sondern auch danach weiter bestehen: Derzeit gebe es kein vorgesehenes Ende. Die Plattform verstehe sich allerdings nicht nur als „Instrument der Zivilgesellschaft“, sondern auch als Möglichkeit, weiter Signale gegen eine mögliche Aufweichung des Verbots an die Politik zu senden, meinte Six.

Das Verbot des sogenannten Kleinen Glücksspiels hat mit einem - gegen den Willen der Parteispitze - erfolgreichen Antrag der „Sektion 8“ am Landesparteitag der Wiener SPÖ 2011 an Fahrt gewonnen. 2012 wurde ein Verbot dann auch am Bundesparteitag zur offiziellen Position der Partei.

Spieler ins Umland „umgeleitet“

Das Automatenverbot in Wien ist rechtlich durchaus nicht unumstritten. Während die Stadt auf dem Standpunkt steht, dass auch eigentlich länger laufende Lizenzen mit der neuen Regelung nun ungültig sind, halten große Betreiber wie etwa Novomatic das Verbot für verfassungswidrig - mehr dazu in Juristisches Hickhack um Glücksspielverbot.

Die Spieler sollen jedenfalls kurz nach Inkrafttreten des Glücksspielverbotes mit Bussen nach Bratislava in Casinos gebracht worden sein. Auch Novomatic warb mit kostenlosen Taxifahrten nach Niederösterreich - mehr dazu in Glücksspiel: Busse nach Bratislava.

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