Medikamenten-Verteilung: Kritik an KAV

Der Stadtrechnungshof übt in einem aktuellen Bericht Kritik am Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Der KAV investierte demnach 1,63 Millionen Euro in ein neues Medikamentenverteilsystem, das nie in Betrieb gehen wird.

Eigentlich hätte das neue Medikamenteverteilsystem „Unit Dose“ Zeit und Kosten sparen sollen: Tabletten und Salben beispielsweise sollten mit Hilfe einer Maschine automatisiert als Einzeldosis abgefüllt werden. Für das Pflegepersonal wäre so das zeitaufwändige Einschachteln der Medikamente weggefallen, hieß es bei der Präsentation des neuen Systems im Jahr 2006 von Seiten der Stadt Wien.

Doch es kam anders. Das System ging nie in Betrieb, da die dafür notwendige Software nie funktionierte, wie es im Bericht des Stadtrechnungshofs heißt, den sich der „Standard“ (Montagsausgabe) genauer anschaute. Die Entscheidung für die Realisierung des Projekts sei „auf Basis einer von Unwägbarkeiten geprägten Machbarkeitsstudie getroffen“ worden, kritisierte der Stadtrechnungshof. Die erwarteten Einsparungen beim Arzneimittelverbrauch hätten etwa auf unsicheren Annahmen beruht.

Kosten: 1,63 Millionen Euro

Am 25. März 2014 beschloss der KAV, das „Unit Dose“-System wieder einzustellen. Die Kosten für die jahrelangen Vorarbeiten und den Betrieb betrugen laut dem Stadtrechnungshof bis dahin 1,63 Millionen Euro. Dazu kommen noch die internen Aufwände seitens des KAV, die der Stadtrechnungshof nicht quantifizieren konnte.

Allein rund 140.000 Euro hätte man sparen können, indem man den Wartungsvertrag für das System bereits Ende 2011 gekündigt hätte - als bereits festgestanden sei, dass man das System einstellen werde, so der Stadtrechnungshof. Und: Die säumige Software-Firma musste keine Strafzahlungen leisten, obwohl diese vereinbart waren.

KAV sieht Schuld bei externen Firmen

In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber wien.ORF.at erklärte der KAV, „die Grundprobleme an der Implementierung dieses Unit-Dose-Systems lagen im Nachhinein betrachtet leider an den Unzulänglichkeiten externer Firmen - begonnen mit der Bereitstellung einer offenbar unzureichenden Machbarkeitsstudie bis hin zu den Problemen der beauftragten Software-Firma, die auch schließlich in Konkurs gegangen ist“.

Eingestellt werde das System nun, weil es für den KAV nicht geeignet sei und nicht die erhofften Logistik-Erleichterungen bringe. Eine mögliche Ersparnis bei den Wartungskosten verneint man: Aus vertraglichen Gründen sei eine frühere Kündigung nicht möglich gewesen. Und eine Pönale für die Software-Firma sei nicht angefallen, weil man stattdessen deren Vertrag gekündigt habe.

Für die Zukunft gelobt der KAV bei Machbarkeitsstudien Besserung, außerdem wird betont, dass die Implementierung des Systems nicht in der Verantwortung der jetzigen KAV-Führung gelegen sei. Was mit der „Unit Dose“-Anlage passiert, ist noch unklar - Nutzungsmöglichkeiten außerhalb des KAV werden derzeit „ausgelotet“, heißt es in der Stellungnahme.

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