Minecraft: Wien aus Pixelblöcken

Studierende bauen derzeit die Stadt Wien im Computerspiel Minecraft nach. Auch der Stephansdom, die U-Bahn, das Kanalnetz und Details - etwa „Puber“-Graffitis - werden maßstabsgetreu nachgebildet, wie erste Fotos zeigen.

„Minecraft ist wie digitales Lego“, erklärt Stefan Riedmann vom Verein „Minecraft Vienna“ das weltweit beliebte Computerspiel. Gemeinsam mit sieben anderen Spielern baut er seit eineinhalb Jahren die Bundeshauptstadt virtuell und maßstabsgetreu nach. Wie viele Arbeitsstunden bereits investiert wurden, ist unbekannt, weil niemand in der Gruppe Buch führt. Riedmann: „Aber für ein Projekt in der Größe des Stephansdoms benötigt man circa 50 Stunden.“ Wie lange man für eine ganze Stadt braucht, könnte man sich ausrechnen.

Innenstadt im Fokus

Dennoch ist inzwischen etwa ein Quadratkilometer der virtuellen Stadt fertig. Die Gruppe konzentriert sich auf den ersten Bezirk und möchte sich von dort nach außen arbeiten. Riedmann: „Derzeit wird der Stephansdom noch dekoriert und auch das Parlament steht schon zur Hälfte. Als nächstes bauen wir das Rathaus, die Universität und die Votivkirche mit Pixelbausteinen nach.“

Touristenfotos und Stadtkarte als Vorlage

Riedmann studiert in Wien Bauingenieurwesen. Über ein Verkehrsplanungsprojekt organisierte er sich die Multifunktionskarten der Stadt Wien. Gemeinsam mit den Daten von Google stellen diese die Grundlagen für das Minecraft-Großprojekt dar. Riedmann: „Auf diesen Karten sind die Grundrisse der Gebäude eingezeichnet, die wir dann in das Minecraft-Format übersetzen bzw. in Pixeldichte bringen. Die Gebäude selbst bauen wir anhand von Fotos. Von den Innenstadtgebäuden gibt es ja Tausende Bilder im Internet.“

Vergangenen November wurde mit „Wien Kanal“ (WKN) ein hilfreicher Kooperationspartner auf das Minecraft-Projekt aufmerksam. Seither ist geplant, den Wientalsammelkanal zwischen Naschmarkt und Urania inklusive der einfließenden Kanalstränge und dem Entlastungskanal nachzubauen. „Das umfasst insbesondere jene Schauplätze, an denen der Thriller ‚Der dritte Mann‘ spielt und die man auch besichtigen kann“, so Riedmann. Weitere Details zum Projekt werden im April zusammen mit „Wien Kanal“ vorgestellt. Danach soll dieser Teil des Projektes auf Spielmessen - wie der Game City im Rathaus - vorgestellt werden.

„Wollen unsere U5 vor der Stadt Wien eröffnen“

Unabhängig davon will der Verein „Minecraft Vienna“ mittelfristig auch die U-Bahnen maßstabsgetreu nachbauen, damit die Spieler in der virtuellen Welt auch auf Schienen durch die Stadt fahren können. Riedmann: „Wir werden auch gleich die geplante U5 nachbauen. Unser Ziel ist es, noch vor der echten Eröffnung der Stadt Wien damit fertig zu werden.“

Ob das Großprojekt jemals abgeschlossen wird, steht noch nicht fest. Zumindest ein Großteil von Wien soll irgendwann fertiggestellt werden, hoffen die virtuell-virtuosen Baumeister. "Wir haben keine bestimmte Zeit festgelegt, nach der wir aufhören. „Das fertige Projekt wird auf jeden Fall liebevoll gestaltete und witzige Details beinhalten. Auch im Kanal darf man sich auf manche ‚Easter-Eggs‘ freuen. Aber hier wollen wir nicht zu viel verraten und es den Spielern selbst überlassen, Details zu finden.“

Warum man so viele Stunden in so ein Projekt investiert, kann Riedmann nicht wirklich beantworten: „Als ich von Tirol nach Wien gezogen bin, war ich sofort ein Fan dieser schönen Stadt. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus Langeweile und dem Reinhold-Messner-Motto: ‚Das hat noch keiner gemacht, das muss gemacht werden‘.“

Virtuelle Stadt für Spieler zugänglich

Wer den Fortschritt des Projektes bewundern möchte, kann in die Livemap einsehen oder sich mit dem Computerspiel Minecraft und der Serveradresse von MC Vienna einloggen und in der virtuellen Stadt spazieren gehen. Der Verein „MC Vienna“ sucht auch ständig nach Mitarbeitern für ihr Projekt.

Links:

• Verein „Minecraft Vienna“
• Verein „Mincecraft“ (Facebook)
• „Minecraft“ (Facebook)