Akademikerball: 13 Kundgebungen

Der „Akademikerball“ der FPÖ wird am kommenden Freitag von insgesamt 13 Gegendemonstrationen begleitet werden. Neben zwei großen Demonstrationszügen und Standkundgebungen ist am Heldenplatz auch ein Protestkonzert angemeldet.

Genehmigungen für die einzelnen Kundgebungen und Demonstrations-Routen sind laut Polizei noch ausständig. Insgesamt sind 13 Standkundgebungen und „Märsche“ gegen den Burschenschafter-Ball angemeldet. Die Exekutive wird mit deutlich mehr als 2.000 Beamten im Einsatz sein, auch wird es wieder Platzverbote geben. Welche Bereiche diese umfassen, wird aber erst festgelegt. Die Exekutive rechnet mit rund 6.000 Demonstranten, wie der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl bereits vor rund zwei Wochen erklärte - mehr dazu in Pürstl: Platzverbote bei Akademikerball (wien.ORF.at; 7.1.2015).

Grafik Akademikerball

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Ab 19.00 Uhr werden an drei Punkten Blockaden eingerichtet

Protestkonzert am Heldenplatz

Fix dürfte sein, dass diesmal - im Gegensatz zum Vorjahr - der Heldenplatz nicht zur Gänze abgesperrt wird. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) hat für die Initiative „Jetzt Zeichen setzen“ am Heldenplatz eine Veranstaltung angemeldet, diese ist laut Veranstaltern bereits genehmigt. Ab 18.30 Uhr wird es ein Konzert geben, auftreten werden Harri Stojka, die Songcontest-Kandidaten (für die österreichische Ausscheidung) Kommando Elefant und die Poetry-Slam-Performerin Yasmo. Das Motto der Veranstaltung lautet: „Kein Salon dem Rechtsextremismus“. Ansprachen werden u.a. die Holocaust-Überlebenden Dora Schimanko und Rudi Gelbard halten.

Angemeldet sind auch zwei Demonstrations-Züge der Plattformen „Offensive gegen Rechts“ (OGR) sowie „NOWKR“. Erstere wird um 17.00 Uhr vom Schottenring vor der Universität Wien in Richtung Innenstadt ziehen, die Schlusskundgebung ist um ca. 18.30 Uhr auf dem Stephansplatz geplant. Ab 19.00 Uhr werden an drei Punkten in der Innenstadt „Blockadepunkte“ eingerichtet, die ebenfalls als Kundgebung angemeldet sind - und zwar bei der Löwelstraße hinter dem Burgtheater, am Kohlmarkt (Ecke Graben) sowie auf der Freyung/Ecke Schottengasse. Die „OGR“ ruft dazu auf, „den Ball mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams zu blockieren“. Die Organisatoren rechnen alleine bei dieser Demonstration mit 5.000 bis 6.000 Teilnehmern.

Busse aus dem Ausland

Auch die Initiative „NOWKR“ protestiert gegen den Ball. Der Start des Demo-Zuges ist für 17.00 Uhr im Resselpark am Karlsplatz angesetzt. Das Motto der auf der Homepage des „autonomen, antifaschistischen Bündnis“ NOWKR veröffentlichten Demo-Aufrufs lautet: „Den Akademikerball unmöglich machen! Für ein Ende der Gewalt!“ Dabei wollen sie auch von „Militanz“ keinen Abstand nehmen, wie es auf der Homepage von „NOWKR“ heißt. Erwartet werden von den Veranstaltern rund 4.000 Teilnehmer.

Zu den Demonstrationen werden auch Teilnehmer aus dem Ausland erwartet. Das NOWKR-Bündnis bewirbt auf seiner Homepage organisierte Busreisen aus verschiedenen europäischen Städten, vor allem aus Deutschland, aber auch aus Italien, Tschechien, Slowenien und der Slowakei. Bei der Albertina ist eine weitere Kundgebung angemeldet. Die „Interventionistische Linke“ ruft ab 17.00 Uhr zu einer Blockade der Zugänge zur Hofburg auf. Auch hier heißt das Motto: „Unser Ziel ist es, den sogenannten Akademikerball zu verhindern.“ Wie auch bei der „Offensive“ betonen die Organisatoren, dass von der Blockade „keine Eskalation“ ausgehen werde.

Besserer Kartenverkauf bei Akademikerball

Scharfe Kritik an den angekündigten Demonstrationen übte die als Ballveranstalter auftretende Wiener FPÖ. „Es wird so rund gehen, wie es noch nie der Fall war“, meinte etwa FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Jung im Vorfeld. Gefahr drohe vor allem von der Initiative „NOWKR“ sowie von jener Gruppe, die sich bei der Albertina versammeln will, so seine Einschätzung. Ballorganisator und Landtagsabgeordneter Udo Guggenbichler erwartet sich ungeachtet der Tumulte der letzten Jahre einen regen Zulauf zum Ball: Es werden heuer wohl „einige hundert Stück“ mehr Karten verkauft als im Jahr zuvor.

Auch Heinz-Christian Strache wird den Ball besuchen. Der FPÖ-Obmann hatte die linken Kritiker des Akademikerballs kürzlich mit einem Nazi-Vergleich bedacht. „Am nächsten Freitag werden die Stiefeltruppen der SA (Sozialistische Antifa) wieder durch Wien marschieren“, twitterte er - mehr dazu in Akademikerball: Strache greift zu Nazi-Vergleich (wien.ORF.at; 22.1.2015).

Beim letzten Ball war es bei den Demonstrationen zu teils gewalttätigen Ausschreitungen, Sachbeschädigungen und auch Verletzten sowohl aufseiten der Polizei als unter den Demonstranten gekommen. Es gab rund 20 Festnahmen. Gegen einen der Kundgebungsteilnehmer aus Deutschland - Josef S. - wurde ein Prozess wegen Landfriedensbruch, versuchter schwerer Körperverletzung und schwerer Sachbeschädigung geführt. Er wurde nicht rechtskräftig zu einem Jahr Haft, davon vier Monate unbedingt, verurteilt. Der Mann aus Jena will heuer nicht an den Demonstrationen teilnehmen - mehr dazu in Aufruf der Sache: Der Staat gegen Josef S. (fm4.ORF.at; 21.5.2015).

Kein Vermummungsverbot

Ein „Vermummungsverbot“, das im Vorjahr im Vorfeld des Balles für Empörung gesorgt hatte, wird es heuer nicht geben. Damals galt diese Verordnung in allen Bezirken innerhalb des Gürtels. Freilich gilt das Verbot, sich unkenntlich zu machen, bei Kundgebungen generell - und damit auch bei den Demonstrationen gegen den Akademikerball - mehr dazu in Akademikerball: Heuer kein Vermummungsverbot (wien.ORF.at; 12.1.2015).

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