Akademikerball: „Kompromiss schwer denkbar“

Für den Politologen Bernhard Weidinger von der Universität Wien wird es auch in Zukunft zu Kritik und Demonstrationen rund um den Akademikerball kommen. Dafür seien die inhaltlichen Differenzen zu groß.

Seit wenigen Jahren haben sich die Proteste gegen den Ball verstärkt. Das liege auch daran, dass Burschenschaften in Österreichs Politik eine besondere Stellung einnehmen, sagt Weidinger, der eine Forschungsarbeit über Burschenschaften geschrieben hat. „Die schlagenden Verbindungen fungieren als Schanier zwischen der Parlamentspartei FPÖ und dem außerparlamentarischen Rechtsextremismus und Neonazismus.“

Auch am Ort, wo der Ball stattfindet, also die Hofburg, stoßen sich die Kritiker. „Das ist ein Ort, der eine wichtige repräsentative Funktion für die Zweite Republik besitzt.“

Video: Der Politologe Weidinger im „Wien heute“-Interview

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Ball ist „Vernetzungstreffen der extremen Rechten“

Für die aufgeheizte Stimmung macht Weidinger die Vorkommnisse der vergangenen Jahre verantwortlich. „Auf einer inhaltlichen Ebene zwischen völkischem Nationalismus und diffusem Verhältnis zum Nationalsozialismus auf der einen Seite und Antifaschismus auf der anderen Seite, ist ein Kompromiss schwer denkbar. Auch in der Frage, ob der Ball an so einem symbolisch wichtigen Ort stattfinden kann, ist ein Kompromiss schwer vorstellbar.“

Für den Politologen ist es „ein Vernetzungstreffen der extremen Rechten Europas.“ Das habe aber weniger mit der Vernetzungsarbeit der Burschenschaften auf internationaler Ebene zu tun, als vielmehr, dass „die FPÖ internationale Partner auf den Ball eingeladen hat.“

Bildergalerie: Demonstrationen gegen den Akademikerball 2014

„Bedeutung verschwindend gering“

Laut Weidinger sei die Bedeutung der schlagenden Burschenschaften in Europa verschwindend gering. So hätten die Studentenverbindungen in der Zweiten Republik nur für einen kurzen Zeitraum internationale Relevanz erlangt. „Das war durch die Beteiligung am Südtirol-Terror, wo man auf das diplomatische Verhältnis zwischen Österreich und Italien einwirken konnte.“

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