Akademikerball: Festnahmen und Verletzte

Die Demonstrationen gegen den rechten Akademikerball sind am Freitagabend weitaus ruhiger verlaufen als im Vorjahr. Zu Zwischenfällen in der Innenstadt ist es dennoch gekommen. Sechs Polizisten wurden verletzt. Es gab zahlreiche Festnahmen.

„Hier beim Volkstheater waren wir mit Teilen des Schwarzen Blocks konfrontiert“, sagte der Sprecher der Wiener Polizei, Hans Golob in der ZIB2. Mehrere Taxis wurden von Demonstranten am Weiterfahren in Richtung Hofburg gehindert und Polizisten mit Böllern beworfen. Ein Polizeibeamter erlitt dabei ein Knalltrauma.

Mehr als 2.500 Polizisten im Einsatz

Bei den Verletzungen der anderen fünf Beamten handle es sich beispielsweise um leichte Prellungen oder Schnittverletzungen, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Insgesamt seien mehr als 2.500 Polizisten im Einsatz gewesen. Laut Wiener Rettung wurden auch fünf Demonstranten leicht verletzt.

Neben dem Volkstheater kam es im Bereich der Bellaria, des Schwarzenbergplatzes, des Karlsplatzes und der Babenbergerstraße zu Blockaden und Sachbeschädigungen. Laut Polizei kam es am Freitagabend zu 56 Festnahmen. Insgesamt wurden etwa 150 Anzeigen wegen strafrechtlicher und verwaltungsstrafrechtlicher Übertretungen erstattet. Sichergestellt wurden unter anderem verbotene Waffen, pyrotechnische Gegenstände, Schlagringe, Messer und Suchtgift.

Keine Zwischenfälle bei Kundgebung am Heldenplatz

Ohne Zwischenfälle verlief die Kundgebung der Plattform „Jetzt Zeichen Setzen“ auf dem Heldenplatz. Rund 2.000 Besucher nahmen am Konzert, bei dem u.a. Harri Stojka auftrat, sowie den anschließenden Reden der Holocaust-Überlebenden Dora Schimanko und dem ehemaligen KZ-Häftling Rudi Gelbard teil.

Video: Demonstranten vor dem Volkstheater

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Auch der Protestmarsch der „Offensive gegen Rechts“ (OGR) zum Stephansplatz verlief friedlich. Laut Polizei nahmen daran rund 5.000 Personen teil. Eine OGR-Sprecherin bezifferte die Teilnehmerzahl mit 9.000. Die OGR hatte danach zu drei „Blockadepunkten“ geladen, um den Zugang für die Ballbesucher unmöglich zu machen.

Video: Kundgebung am Stephansplatz

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Sieben Personen vor Demonstrationen verhaftet

Bereits im Vorfeld gab es bisher sieben Festnahmen: Bei Buskontrollen wurde auf der Ostautobahn (A4) ein tschechischer Reisebus kontrolliert. Aufgrund „schwerer Bewaffnung“ mit Schlagringen, Messern und pyrotechnischen Gegenständen wurden sechs Tschechen vorläufig verhaftet, bestätigte der Sprecher der Wiener Polizei, Hans Golob.

In einem Bus aus München seien „Pyrotechnik und Sturmhauben“ gefunden worden. Dieser ist laut Polizei an der Stadtgrenze gestoppt und zurückgeschickt worden. Eine weitere Festnahme erfolgte laut Polizei am frühen Abend, die Person sei der rechten Szene zuzuordnen, hieß es. Die Wiener Linien mussten auf Anweisung der Polizei die Station Stephansplatz vorübergehend sperren - mehr dazu in Verkehrsbehinderung wegen Akademikerballs.

In der Sperrzone auf dem Heldenplatz entrollten FPÖ-Demonstranten Plakate mit der Aufschrift „Meinungsfreiheit ist unantastbar und unteilbar“. Via Kurznachrichtendienst Twitter begründete die Polizei die Abnahme der Transparente mit Missbrauch durch Ballbesucher: „Ballbesucher missbrauchten Berechtigung, nach Provokation wurden die Transparente abgenommen.“

Platzverbot Heldenplatz

Polizei Wien

Platzverbotszone beim Akademikerball 2015

Polizei zeigte NOWKR an

Insgesamt zwölf Standkundgebungen und zwei Protestmärsche wurden von der Polizei erlaubt. Die Kundgebungen des NOWKR-Bündnisses wurden wegen dessen mangelnder Distanzierung von gewalttätigen Aktionen von der Polizei untersagt - mehr dazu in Polizei verbietet NOWKR-Demos. Das Bündnis hatte trotz des polizeilichen Verbots zu Aktionen aufgerufen. Die Wiener Polizei hat gegen das NOWKR-Bündnis eine Anzeige wegen Bildung einer kriminellen Organisation eingebracht - mehr dazu in Polizei zeigt NOWKR an.

Strache: „Meinungsfreiheit“ und Nazi-Vergleich

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache steht der von seiner Partei veranstaltete Akademikerball für Meinungsfreiheit. „Bei diesem freiheitlichen Akademikerball geht es um die Meinungsfreiheit, um die Versammlungsfreiheit, das steht jeder politischen, demokratischen Kraft in diesem Land auch zu“, sagte er.

Im Vorfeld wählte Strache in Bezug auf die Ballkritiker einen Nazi-Vergleich: „Am nächsten Freitag werden die Stiefeltruppen der SA (Sozialistische Antifa, Anm.) wieder durch Wien marschieren“, twitterte er - mehr dazu in Akademikerball: Strache greift zu Nazi-Vergleich.

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