Schlag gegen Drogenclan „La Familia“

Die Polizei hat dem Drogenclan „La Familia“ das Handwerk gelegt. 18 Personen wurden festgenommen. Seit Sommer soll die Bande monatlich Drogen im Wert von 56.000 Euro verkauft haben. Der Kopf der Bande soll sogar seine Kinder abhängig gemacht haben.

Vater, Stiefmutter, 19-jährige Zwillingssöhne, 22-jährige Tochter, zwei Ex-Schwiegersöhne im Alter von 32 und 37 Jahren sowie der aktuelle Freund der Tochter - das sind die Hauptakteure des Clans. Sie werden verdächtigt, Teil einer kriminellen Organisation zu sein. Gemeinsam mit zwei Dealern - ein 44-Jähriger mit Villa in Niederösterreich sowie ein 49-jähriger Sozialhilfebezieher mit großem Einfamilienhaus in Wien-Donaustadt - zog „La Familia“, wie sich der Clan selbst bezeichnete, den großangelegten Handel mit Kokain und Marihuana in Wien auf. Acht Personen sitzen in Untersuchungshaft.

43-jähriger Vater als Kopf der Bande

Der 43-jährige Vater ging bei seinen Geschäften mit voller Härte vor: So soll er laut Ermittlern seine eigenen Kinder drogenabhängig gemacht haben, um sie besser einsetzen zu können. Als die 22-Jährige laut Polizei von ihrem 33-jährigen Lebensgefährten misshandelt und vergewaltigt wurde, nötigte er die junge Frau dazu, ihre Aussage zurückzuziehen. Zu den Abnehmern des Clans zählte auch eine Mutter, die für ihre erst zwölf Jahre alte Tochter Marihuana kaufte, berichteten die Ermittler.

Geleitet wurden die Drogengeschäfte von dem 43-Jährigen. Vormittags arbeitete er in einer Werkstatt nördlich von Wien, nachmittags verkaufte er Drogen bzw. organisierte den Verkauf über die Familienmitglieder von seiner Wohnung in der Donaustadt aus. Seine 46-jährige Ehefrau fungierte als „Bank“, verwaltete das Geld, außerdem half sie ihrem Mann beim Abmischen und bei der Ausgabe der Drogen, teilweise transportierte sie die Suchtmittel an die Firmenadresse ihres Mannes.

Die Kinder belieferten die Kunden, einer der Zwillinge zählte gemeinsam mit einem 37-jährigen ehemaligen Liebhaber der Tochter zu den „fleißigsten“ Dealern, sie belieferten bereits am Vormittag ihre Abnehmer, vorwiegend aus der Wohnung des 37-Jährigen in Floridsdorf. Zudem war der 19-Jährige für den Betrieb einer Marihuanaplantage mit rund 350 Pflanzen neben einem Tennisplatz in Floridsdorf zuständig. Der zweite Sohn vertrieb die Drogen in der Nähe seiner Wohnung in Meidling.

Ansicht eines Hauses

ORF

Eine Wohnung in der Donaustadt soll als Hauptquartier fungiert haben

56.000 Euro Umsatz pro Monat

Die 22-Jährige und ihr gewaltbereiter Lebensgefährte bezogen die Suchtmittel direkt vom Vater der jungen Frau und lieferten an ausgewählte Abnehmer, teilweise bedienten sie die Kunden auch in ihrer Wohnung im Bezirk Landstraße. Auch riefen sie ihre Interessenten an und priesen die neue Ware telefonisch an. Ein weiterer ehemaliger Freund der Tochter, der 32-Jährige, holte sich mehrmals wöchentlich bei seinem Ex-Schwiegervater Suchtmittel und verkaufte sie sowohl in seiner Wohnung als auch an seinem Arbeitsplatz, einem Imbisslokal in Kaisermühlen. Um die Drogen beim Familienvater bezahlen zu können, bediente sich der 32-Jährige in der Kassa seines Arbeitgebers, so die Ermittlungen der Polizei.

Ein-, zweimal pro Woche besorgte der 43-Jährige das Kokain beim 44 Jahre alten Dealer in Niederösterreich, der das Suchtmittel wiederum vom unauffällig in der Donaustadt lebenden 49-Jährigen bezog. Anschließend bestätigte der Vater seinem Familienclan, dass die Geschäfte „weitergehen“ können. „La Familia“ erwirtschaftete mit den Drogengeschäften einen monatlichen Umsatz von rund 56.000 Euro, gestreckt verkaufte der Clan seit Sommer 2014 mindestens ein Kilogramm Kokain, ergaben die Erhebungen der Polizei.

WEGA schlug an 15 Adressen gleichzeitig zu

Am Abend des 23. Februar wurde die Tätigkeit der Bande von Suchtgiftermittlern des Landeskriminalamtes beendet. Rund 130 Beamte, darunter die Spezialeinheit WEGA, schlugen gleichzeitig an 15 Adressen in Wien und Niederösterreich zu. Binnen einer Stunde wurden 18 Personen - Clan, Dealer sowie acht Abnehmer - festgenommen, teilweise aus fahrenden Autos heraus. Die Familienmitglieder zeigten sich großteils geständig.

Bei den zahlreichen Hausdurchsuchungen stellte die Polizei neben 28.000 Euro Bargeld und Drogen auch Schrotgewehre, Gaspistolen, eine Armbrust sowie einen Dolch und eine Machete mit je 50 Zentimeter Klingenlänge sicher. Die rund 350 Cannabispflanzen wurden vernichtet. Der mutmaßliche Drogenclan hat mit der „La Familia“-Bande in Salzburg, die am Montag nach einem antisemitischen Platzsturm vor Gericht stand, nur den Namen gemein - mehr dazu in salzburg.ORF.at