650 Jahre Uni: Papst gratulierte

Mit einem Festakt hat die Universität Wien den 650. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert. Papst Franziskus schickte einen Glückwunsch, die Hochschülerschaft und Lektoren-Vertreter übten Kritik. Das Jubiläum wird heuer mit vielen Veranstaltungen gefeiert.

Am Festakt zum Uni-Jubiläum nahmen unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalrats-Präsidentin Doris Bures (SPÖ) und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) teil. Mitterlehner ließ sich die Feststimmung auch durch das jüngste Uni-Reputations-Ranking nicht verderben, das keine einzige österreichische Hochschule unter die Top 100 der angesehensten Unis reihte.

„Lassen Sie sich nicht irritieren von Rankings, die immer wieder zitiert werden“, appellierte er bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Festakts. Das Reputationsranking basiere auf einer „Image-Umfrage“ von Wissenschaftern, die größtenteils in den USA, Großbritannien und Ostasien arbeiteten. Viel interessanter seien Fachrankings - und bei diesen schneide die Uni Wien nicht schlecht ab, so Mitterlehner.

Konkurrenz durch ostasiatische Unis

Auch Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, verwies auf diverse Fachranglisten, bei denen die Uni Wien in einzelnen Fächer gut liege: „Eine Uni lässt sich nicht in einer einzigen Zahl abbilden.“ Vor seiner Zeit als Rektor habe er als Mathematiker an solchen Image-Befragungen teilgenommen und auch - „weil die eben bekannt waren“ - Harvard und das MIT angekreuzt: „Das ist immer auch selbstverstärkend.“

Sowohl Mitterlehner als auch Engl machten auf die wachsende Konkurrenz aus dem ostasiatischen Raum aufmerksam. Die Hong Kong University of Science and Technology sei etwa erst vor rund 15 Jahren gegründet worden („vom Hong Kong Jockey Club“) und habe bei etwa gleichem Budget 10.000 Studenten, so Engl. Das sind um rund 80.000 weniger als die Uni Wien.

Universität Wien

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Rektor für Investitionen

Betreuungsprobleme ortete Engl trotzdem nur in einigen Fächern. Diese könne man nur durch finanzielle Investitionen beeinflussen - allerdings nicht, indem man Mittel von besser ausgestatteten Studienrichtungen abziehe. „Wir müssen absolut investieren.“ Trotzdem würden zum Teil die Studentenzahlen auch dann noch hoch sein, wenn man in einem Massenfach drei Professuren einrichte. „Bei der Verhältniszahl merkt man das kaum, obwohl die Qualität der Betreuung steigt.“

Engl bekannte sich zum offenen Hochschulzugang („Er muss aber finanzierbar sein.“) und ortete Probleme im Personalbereich. Der Wechsel von Forschern ins Ausland sei zwar der Wissenschaft immanent: „Aber Mobilität muss in beide Richtungen funktionieren. Derzeit ist die Mobilität nach außen stärker als die Mobilität nach innen.“ In Österreich bekomme man eine Dauerstelle oft erst mit einer vollen Professur und damit im Regelfall in fortgeschrittenem Alter. Wer diesen Karrieresprung nicht schaffe, stehe vor Problemen, so Engl.

Protest gegen prekäre Dienstverhältnisse

Anlässlich des Festakts zeigten auch die unterschiedlichen universitären Gruppen Flagge: Farbtragende Studenten posierten in der Aula, die IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen protestierte gegen prekäre Dienstverhältnisse und sorgte unter dem Motto „Wer hat uns diese Suppe eingebrockt?“ für Verpflegung. Die ÖH sah „keinen Grund zum Feiern“ und begründete das mit einem Transparent: „650 Jahre Uni Wien - Nur 118 Jahre Zugang für Frauen* - Nur fünf Jahre Genderprofessur“.

Universität Wien

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Mehr als 100 Veranstaltungen

Die Universität wird oft nur mit dem Hauptgebäude am Ring assoziiert. Es wird aber fast in der ganzen Stadt gelehrt und geforscht. Die Institute machen das jetzt mit eigenen Jubiläumsflaggen sichtbar. „Wir sind im Zentrum der Stadt und der Gesellschaft. Die Universität bildet mit ihren 75 Gebäuden einen Stadtteil in der Stadt“, sagte Elisabeth Mattes, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Uni.

„Feiern ist aber nicht der Hauptzweck des Jubiläums“, betonte Rektor Heinz W. Engl. Vielmehr sollen mit einer großen Kampagne die Leistungen der Uni in Forschung und Lehre präsentiert werden. Mehr als 100 Veranstaltungen sind geplant. Das Motto: „Wir stellen die Fragen.“ Ein Grundprinizip und Erfolgsrezept von Forschung und Lehre, sagt Mattes: „Dieses Fragenstellen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, zu großen Erkenntnissen zu gelangen, wie wir aus der Geschichte der Wissenschaft wissen. Wir möchten, dass alle und vor allem die jungen Menschen nie aufhören, Fragen zu stellen.“

Straßenbahn mit Uni-Aufkleber

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Die Jubiläums-Straßenbahn

Ausstellungen im Jubiläumsjahr

Schon am Freitag folgt eine internationale Konferenz zu „Global Universities and their Regional Impact“ mit etwa den Rektoren der University of Cambridge, der University of Chicago und der Chinese University of Hongkong. Die am „Dies Academicus“ sonst immer vorgenommene Verleihung der Sub-Auspiciis-Doktorate wandert an einen eigens veranstalteten „Dies Honorum“ am 13. Mai, wo außerdem sechs Wissenschafter Ehrendoktorate der Uni erhalten werden.

Ausstellungen in der Nationalbibliothek („Wien 1365. Eine Universität entsteht“ vom 6. März bis 3. Mai), im Naturhistorischen Museum („Das Wissen der Dinge“ vom 6. Mai bis 31. August) und der Uni selbst („Der Wiener Kreis - Exaktes Denken am Rand des Untergangs“ vom 20. Mai bis 31. Oktober) widmen sich der Uni-Landschaft am Ausgang des Mittelalters, den Lehr- und Forschungssammlungen der Uni sowie der Geschichte des Wiener Kreises. Die 19 Fakultäten und Zentren der Uni planen darüber hinaus eigene Veranstaltungen.

Ruderregatta mit Teams aus Oxford und Cambridge

Dazu kommen noch die Filmfestivals „Menschenrechte. Academic Freedom in Motion“ (10. bis 13. Juni) und „Science Fictions: Was weiß der Film von der Wissenschaft?“ (15. bis 19. Juni) im Arkadenhof bzw. im Kleinen Festsaal und ein dreitägiges Fest für Studierende und Wissenschaftsinteressierte von 12. bis 14. Juni am Uni-Campus im Alten AKH. Am 26. Juni findet außerdem eine internationale Ruderregatta auf der Neuen Donau unter anderem mit Teams aus Oxford und Cambridge statt. „Wir hoffen, dass sie nicht ihre ersten Mannschaften schicken“, sagt Engl dazu.

Das Programmheft zum 650-Jahr-Jubiläum ist gratis per Post erhältlich, zu bestellen unter jubilaeum@univie.ac.at.

Einen Schwerpunkt des Jubiläumsjahrs widmet die Uni dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Am 10. Juni wird bei der Aktion „Frauen AUS/SCHLUSS“ der von Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verfasste Text „Schlüsselgewalt“ im Arkadenhof als Sprechchor vorgetragen. Außerdem kommt im Oktober die Pionierin der Gender und African Studies, Angela Davis, für einen Vortrag und einen Workshop nach Wien. Die HochschülerInnenschaft (ÖH) der Uni protestierte bei der Programmpräsentation gegen „Männerbünde“ an der Uni. Das Festjahr endet am 29. Oktober mit einem Festakt im Rathaus.

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