Requisitenfundus in Wien gefährdet

Von „Soko Donau“ bis „Hinterholz 8“: Hunderte Filmproduktionen bedienen sich jährlich im Requisitenfundus auf dem Nordwestbahnhof-Gelände. Da dort der Mietvertrag nicht verlängert wird, ist die Zukunft von über einer Million Requisiten gefährdet.

„Der Fisch hat in Bad Fucking mitgespielt. Das war sein letzter Einsatz. Und davor in einem Horrorfilm“, erklärt Szenenbildner Thomas Vögel bei einem Lokalaugenschein von „Wien heute“. Drei Stockwerke umfasst das 3.200 Quadratmeter große Lager am Nordwestbahnhof-Gelände, unzählige Ausstatter haben hier gefunden, was sie gesucht haben, und damit ihren Filmen Leben eingehaucht.

Vom Kronleuchter bis zum Sarg

Geführt wird das Lager vom gemeinnützigen Verein props.co, der 2005 gegründet wurde, und nun auf neuer Standortsuche ist. Damals legten einige Ausstatter ihre persönlichen Sammlungen zusammen. Seither werden kleine und große Einrichtungsgegenstände und Accessoires, vorwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, angeboten.

Sendungshinweis:

Wien heute, 30.3.2015

Vom historischen Kronleuchter über Särge, Telefone, handbestickte Stoffe und Kissen, von Schriftstücken über Figuren bis hin zu einer Fülle von Geschirr und Badezimmer-Utensilien, reicht die Spannbreite der zum Verleih angebotenen Gegenstände für Theater, Film und Fernsehen.

Viel Liebe zum Detail

„Bei allen Filmen, die bewertet werden, die Oscars kriegen, ist echt Liebe im Detail da. Das sind großartige Leute, die diese Dinge machen. Ich finde auch, dass diese Liebe zum Detail deswegen auch wichtig ist, weil die Ausstattung und Dekoration schlussendlich so etwas Ähnliches sind wie ein Schauspieler“, so Vögel.

Und wie bei Schauspielern gibt es auch bei Requisiten Haupt- und Nebenrollen. „Mit einem Ventilator kann ich auch im Winter eine Situation erzeugen, dass es ausschaut, als wäre es warm. Und es gibt natürlich was her. So ein Ventilator, wie man ihn aus vielen Filmen kennt, ist durchaus ein schönes Einrichtungsdetail. Casablanca ohne Ventilator kann man sich ja gar nicht vorstellen“, so Vögel.

Standort- und Sponsorensuche

Filme wären ohne Requisiten undenkbar, Wiens Filmwelt ohne den privaten Fundus wohl ebenso, sagen die Betreiber. Ohne neuen Standort sei die Sammlung verloren, und damit der unschätzbarer Wert aller Gegenstände. „Allein die Zeit, die man dafür verwenden muss, um diese Sachen zu finden, ist unbezahlbar. Es ist was wert und dann doch wieder nicht“, so Vögel.

Jetzt hofft der Verein auf Unterstützung durch die öffentliche Hand oder private Sponsoren. Auch ein neuer Standort muss so schnell wie möglich gefunden werden. Gesucht werden rund 4.000 Quadratmeter Lagerfläche zu möglichst günstigen Konditionen. Bisher zahlte der gemeinnützige Verein rund 6.000 Euro Miete pro Monat. Mit Jahresende läuft der Mietvertrag mit den ÖBB jedoch aus, weil am Nordwestbahnhof-Gelände ein neues Stadtviertel entstehen soll.

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