Milchdemo: Traktoren auf dem Ring

Mit Traktoren, einem „Milchsee“ und einem Trauermarsch inklusive Sarg haben Milchbauern am Dienstag auf dem Ring gegen das Ende der Milchquote demonstriert. Die Abschlusskundgebung fand vor dem Parlament statt.

„Es braucht symbolische Aktionen, die zu einem Aufschrei führen“, sagten die Milchbauern der IG Milch bezüglich ihres Protests auf der Ringstraße. Rund 200 Teilnehmer und 50 Traktoren waren auf der Ringstraße unterwegs. Vor dem Haus der Europäischen Union wurde ein „Milchsee“, also ein mit Milch befüllter Pool, aufgestellt. Der See gilt als Symbol für die zu erwartenden Überschüsse.

Kunststoffkuh mit Futter

Am Nachmittag wurde eine lebensgroße Kunststoffkuh mit Futtervorrat an das Landwirtschaftsministerium übergeben. Die Botschaft der Milchbauern: „Das Landwirtschaftsministerium soll sich am freien Markt die Kuh selber melken.“ Danach wurde ein Sarg, der die 31 Jahre währende Milchquote symbolisiert, in der Säulenhalle des Parlaments beerdigt. „Der Traum der wachstumswilligen Betriebe, dass mit dem Auslaufen der Quote dieses Wachsen leistbar wird, wird zu einem Bumerang werden“, kritisierte IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil.

Überproduktion in Österreich

Ab Mittwoch gilt nach 37 Jahren in der Europäischen Union keine Obergrenze mehr für die Milchproduktion. Angesichts von „Milchseen“ und „Butterbergen“ hatte die damalige Europäische Gemeinschaft (EG) eine Milchquotenregelung eingeführt, um das Überangebot an Milch und Milchprodukten einzudämmen und den Marktpreis zu stabilisieren. Jeder Milchbauer erhielt eine einzelbetriebliche Quote, die Voraussetzung für die Lieferung bzw. Vermarktung war. Nach dem Ende der Milchquote kann nun jeder Bauer so viel Milch produzieren, wie er will.

Österreich hatte zuletzt einen Selbstversorgungsgrad von 167 Prozent bei Konsummilch. Das heißt, es wird um 67 Prozent mehr produziert, als in Österreich konsumiert wird. Der Selbstversorgungsgrad bei Käse lag bei 95 Prozent und bei Butter bei 71 Prozent.

Ohne Quote keine Qualität?

„Die Exportchancen sind lange bekannt, und wir müssen jetzt schon große Teile der Milch zu billigen Preisen ins Ausland exportieren, weil es für hochpreisige Produkte keinen Markt gibt. Es macht keinen Sinn für Österreich auf Milchexport zu setzen“, so Ernst Halbmayr von der IG Milch gegenüber „Wien heute“.

„Wenn nur noch große Betriebe eine Chance haben, dann wird sich auch die Qualität der Milch verschlechtern, weil die Tierbestände größer werden und mehr Futter aus Übersee gekauft werden muss. Und das ist für die Kuh nicht gesund. Das ist eine sehr schlechte Entwicklung.“ Der Milchbauer Josef Tiefenbacher aus dem Pinzgau sagte, dass ohne Quoten mehr produziert werde als benötigt: „Dann machen wir Pulver und schicken es nach Afrika und machen dort die Landwirtschaft kaputt.“

Gleisbau: Ringsperre bis nach Ostern

Wegen der Gleisbauarbeiten kam es am Dienstag ohnehin zu Verzögerungen im Straßenverkehr auf der Ringstraße. Durch die Demonstration der IG Milch wurden diese entsprechend verlängert - mehr dazu in Gleisbau: Ringsperre bis nach Ostern (wien.ORF.at; 27.3.2015).