12.386 Baustellen im heurigen Sommer

Im Sommer werden auf Wiens Straßen 12.386 Baustellen abgewickelt. Die Stadt investiert mehr als 170 Millionen Euro. Dabei werden die Gürtelbrücke fertiggestellt und die Brünner Straße umgebaut. Auf dem Gürtel werden wieder Wasserrohre getauscht.

„Die aufregungsfreie Baustelle ist noch nicht erfunden“ - Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) machte sich bei der Präsentation der heurigen Straßensanierungsprojekte keine Illusionen. Geduld brauchen Autofahrer auf dem Gürtel, der Tangente und beim Kaisermühlentunnel (A22). Außerdem gibt es für einen Teil der Straßenbahnlinie 49 einen mehrwöchigen Schienenersatzverkehr.

An ganzen 12.386 Stellen in der Stadt muss im Laufe des Jahres gearbeitet werden, wobei hier auch jede einzelne Aufgrabung mitgezählt wird. Mit Auswirkungen auf den Verkehr rechnet man bei 387 Vorhaben, wobei lediglich sechs davon als „Highlights“ tituliert wurden. Die meisten davon sind wie üblich in den Sommerferien - also Juli und August - anberaumt.

Großbaustellen im Wiener Verkehrsnetz

APA-Grafik / Martin Hirsch

Gürtelsanierung als Herausforderung

Als „große Herausforderung“ bezeichnete Baustellenkoordinator Peter Lenz etwa die Fortsetzung der inneren Gürtelsanierung. Konkret werden in den Sommerferien die Bereiche Neubaugürtel auf Höhe Westbahnhof und Lerchenfelder bzw. Hernalser Gürtel zwischen Pfeil- und Laudongasse in Angriff genommen. Tagsüber wird hier einer von drei Fahrstreifen gesperrt, am Wochenende oder in den Nachtstunden können es auch zwei sein.

Bereits gewerkt wird auf der Brünner Straße im Bereich Krankenhaus Nord. Für das neue Spital muss noch die nötige Infrastruktur geschaffen werden, weshalb es in verschiedenen Bauphasen zu Verengungen kommen wird. Weiter gegraben und asphaltiert wird zudem rund um den Hauptbahnhof. Ab dem Sommer müssen hier Teile der Arsenalstraße als Einbahn geführt werden, lokale Umleitungen sind geplant. Fortgesetzt wird die Instandsetzung der Gürtelbrücke, die noch im August abgeschlossen werden soll.

Neue Gleise auf Linzer Straße

Eine Großbaustelle betrifft auch „Öffi“-Nutzer. Die Wiener Linien müssen nämlich auf der Linzer Straße im Umfeld des Hanappi-Stadions neue Gleise verlegen. Deshalb kann die Straßenbahnlinie 49 im Juli und August zwischen Baumgarten und der Endstation Hütteldorf-Bujattigasse nicht fahren. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet. Für Pkw-Fahrer bleibt lediglich ein Fahrstreifen stadtauswärts geöffnet.

Ein gröberer Eingriff ins Schienennetz steht außerdem bei der Kreuzung Währinger Straße/Spitalgasse bevor. Allerdings werde man bei laufendem Betrieb arbeiten, die Straßenbahnen fahren also wie gewohnt, versicherte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Autos in Richtung stadtauswärts müssen aber über Sensen- und Lazarettgasse ausweichen, die Behinderungen dauern von Anfang Juli bis Mitte August.

172 Mio. Euro für das Straßennetz

Insgesamt investiert die Stadt rund 172 Millionen Euro in das Straßennetz, die Wiener Linien machen rund 13 Millionen Euro locker. Dazu kommen noch 95 Millionen Euro von der ASFINAG, die für alle Autobahnen und Schnellstraßen zuständig ist. Diese ist mit vier Baustellen heuer weiterhin hauptsächlich mit der Südosttangente (A23) beschäftigt. Als Hotspot kommt im November allerdings der Tunnel Kaisermühlen auf der A22 (Donauufer-Autobahn) dazu.

Das Bauwerk habe gut 25 Jahre auf dem Buckel und gehöre auf Vordermann gebracht, erklärte Gernot Brandtner, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH. Mehr als 123.000 Pkws fahren täglich durch die Röhren. Voraussichtlich wird pro Richtung eine Fahrspur wegfallen. Die Arbeiten werden bis Mitte 2016 dauern.

Lenz im Blitzlichtgewitter

ORF

Verkehrskoordinator Peter Lenz

Neuer Baustellenmanager seit Anfang des Jahres

Die Baustellen auf der Gürtelbrücke und in der Westeinfahrt waren die Staufallen im Baustellensommer des Vorjahres. Von Autofahrern und Verkehrsclubs kam heftige Kritik an der Baustellenkoordination, auch die Volksanwaltschaft schaltete sich ein. Um derartige Probleme in Zukunft zu vermeiden oder zumindest besser zu kontrollieren, setzte die Stadt einen Verkehrskoordinator ein. Peter Lenz trat das Amt im Jänner an - mehr dazu in Nach Chaos: Baustellen nun ganzjährig.

Verbesserungen durch App und Simulationen

Nicht zuletzt soll eine neue Baustellen-App dabei helfen, etwaige Riesenstaus zu vermeiden. Außerdem prüfe man nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr nun genauer jene Firmen auf ihre Vergangenheit, die sich an Ausschreibungen beteiligen, wurde versichert. Zur besseren Planung möchte man außerdem erstmals flächendeckend ein neues Computermodell einsetzen, das die Auswirkungen von Baustellen simuliert.

„Wir haben uns ein neues mathematisches Modell zu eigen gemacht. Das kann man sich so ungefähr so vorstellen, wie wenn Kinder einen Staudamm bauen. So ähnlich macht es dieses Computermodell. Es legt sozusagen ein Verkehrshindernis hinein und dann rechnet es aus, wo der Verkehr fließt“, sagte Lenz. Mit Hilfe des Programms lassen sich Umleitungsstrecken besser berechnen. Zudem soll eine bessere Abstimmung unter allen Beteiligten - wie den Straßenerhaltern, den Wiener Linien und auch den Kanalbauabteilungen - dafür sorgen, dass die Baustellen auch in der zeitlichen Abfolge sinnvoll aufeinander abgestimmt werden.

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