Polizei gegen Schulschwänzer

Der Stadtschulrat setzt im Kampf gegen Schulschwänzer jetzt auf die Polizei. Ab Mai werden Polizisten in Favoriten schulpflichtige Kinder in Einkaufzentren und an öffentlichen Plätzen ansprechen. Die Uniform soll präventiv wirken.

„Wer die Schule schwänzt, ist öfters Schulabbrecher und hat schlechtere Chancen im Leben“, sagt der Schulschwänzbeauftragte der Stadt, Horst Tschaikner. Der Stadtschulrat hat jetzt eine neue Maßnahme gegen Schulschwänzer erarbeitet: Polizisten sollen schulpflichtige Kinder an öffentlichen Plätzen ansprechen. „Durch die Uniform erhoffen wir uns eine präventive Wirkung“, sagt Tschaikner gegenüber wien.ORF.at.

Bürger melden Schulschwänzer

Bei der Hotline des Schulschwänzbeauftragten würden sich oft Bürgerinnen und Bürger mit konkreten Hinweisen melden, wo sich Schulschwänzer gerade aufhalten. „Das sind etwa öffentliche Orte, wo es gratis WLAN gibt“, sagt Tschaikner. An diesen Plätzen sollen Streifenpolizisten ab Mai einschreiten. Vorerst wird das Projekt in Favoriten getestet, danach könnte es auch in anderen Bezirken zur Anwendung kommen, aber erst im nächsten Schuljahr ab September.

Leerer Schülertisch

colourbox.de

Schwänzer werden bei der Schule gemeldet

„Es wird so sein, dass wir an bestimmten Plätzen einschreiten, wo bekannt ist, dass sich junge Personen aufhalten, die normal in der Schule sein sollten und dort vielleicht rauchen oder Alkohol konsumieren. Sie müssen dann vielleicht auch nach dem Jugendschutzgesetz beamtshandelt werden", sagt Manfred Reinthaler von der Wiener Polizei.

Die Polizisten fordern die Schülerinnen und Schüler dabei zur Ausweisleistung auf. Sollte jemand erwischt werden, dann wird das bei der jeweiligen Schule gemeldet. Dort tritt dann ein Fünfstufenplan in Kraft, der Gespräche mit dem Klassenvorstand, mit Schulpsychologen und dem Direktor beinhaltet. Sollte das alles nichts bringen, kann es auch eine Verwaltungsstrafe von maximal 440 Euro gegen die Eltern geben. „Die Eltern müssen das Schwänzen dafür aber unterstützen“, sagt Tschaikner. Im Jahr 2013 wurden in Wien 800 Straferkenntnisse bzw. -verfügungen ausgesprochen. Elf Väter gingen sogar in den Arrest - mehr dazu in Schulschwänzen: Arrest für elf Väter.

Die Bundejugendvertretung bezeichnete den Einsatz der Polizei als „unverhältnismäßig“. Die Ursachen für Schulschwänzen würden oft im familiären Umfeld liegen. Auch Mobbing oder Demotivation in der Schule können ein Grund dafür sein. Nur bessere Förderung und Betreuung könnten dem entgegenwirken, so die Bundesjugendvertretung in einer Aussendung.

Schulschwänz-SMS als weitere Maßnahme

Die Polizei arbeitet schon länger mit Präventionsbeamten in den Schulen. „Die notorischen Schwänzer erreichen wir dort aber nicht“, nennt Reinthaler einen Grund für die neue Initiative. „Schulschwänzer und Schulabbrecher vergeben sich die Chance auf Bildung und sind dann vielleicht mehr gefährdet, später Täter oder Opfer zu werden. Da setzt dann die polizeiliche Präventionsmaßnahme an“, so Reinthaler.

Eine weitere Maßnahme sind die Schulschwänz-SMS. Wenn ein Schüler nicht in die Schule kommt, sollen die Eltern per SMS informiert werden. Der Stadtschulrat wünscht sich diese Maßnahme flächendeckend für die ganze Stadt. Allerdings entscheidet das jede Schule eigenständig. Mehr als die Hälfte der Schulen praktizieren das bereits, an manchen Schulen legen sich die Eltern aber quer, heißt es vom Stadtschulrat - mehr dazu in Schulschwänz-SMS: Elternvereine zurückhaltend. „Manche Schulen setzen auf den Telefonanruf oder das elektronische Klassenbuch. Wichtig ist, dass die Eltern so schnell wie möglich informiert werden“, sagt Tschaikner.

Horst Tschaikner

APA/HERBERT NEUBAUER

Horst Tschaikner

Als Tschaikner seine Arbeit im Jahr 2012 aufnahm, schätzte er, dass es in Wien 5.000 regelmäßige Schulschwänzer gibt. Tschaikner ortete an manchen Schulen in der Früh „Kaffeehausbetrieb“. Es würden sich etwa Anfragen von Eltern häufen, die ihre Kinder eine oder zwei Wochen früher aus der Schule nehmen wollen, um einen Urlaub zu buchen. Die wichtigste Maßnahme sei die Kommunikation mit Schülern und Eltern - mehr dazu in „Kaffeehausbetrieb“ an Schulen.

Link: