Immer mehr Wiener wollen Flüchtlingen helfen

Die Betroffenheit über die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge erhöht privates Engagement. Immer mehr Wiener wollen helfen und stellen ihre privaten Wohnräume zur Verfügung. Die Caritas spricht von einer „unvorstellbaren Solidarität“.

„Wir haben in den letzten Wochen und vor allem Tagen unvorstellbare Solidarität von der österreichischen Bevölkerung erfahren“, sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner im Gespräch mit wien.ORF.at. „Per Telefon, E-Mail, Facebook und Twitter sagen uns die Leute, dass sie nicht mehr zuschauen können und etwas tun wollen.“

Ute Bock

ORF /"Heute Mittag"

Wohnräume und Nachhilfe für Flüchtlinge

So stellen laut Schwertner einige ihre privaten Wohnräume für Flüchtlinge zur Verfügung, geben Nachhilfe oder unternehmen mit ihnen Freizeit-Aktivitäten. Auch bieten viele Leute an, Flüchtlinge auf Behördenwege zu begleiten oder mit ihnen Deutsch zu lernen. Eine ähnliche Initiative haben auch zwei Studentinnen gestartet, die in ihrer WG einen Flüchtling aus Pakistan aufgenommen haben - mehr dazu in Flüchtlinge: Studentenzimmer als Unterkunft.

„Es ist beeindruckend, dass vor allem junge Leute sich so engagieren. Die Generation Egoismus ist das nach unserer Wahrnehmung nicht“, sagt Schwertner. Auf der Homepage der Caritas der Erzdiözese Wien finden sind zudem noch einmal alle Möglichkeiten aufgelistet, wie Leute den Flüchtlingen helfen können.

Online-Petition „Gegen Unrecht“

In Kooperation mit anderen Nonprofit-Organistionen hat die Caritas auch die Online-Petition „Gegen Unrecht - Stoppen wir das Massensterben im Mittelmeer!“ ins Leben gerufen und fordert darin die österreichischen Bundesregierung auf, eine gemeinsame, menschliche europäische Flüchtlingspolitik zu erreichen. Bisher haben mehr als 4.700 Menschen die Aktion unterstützt.

Für Schwertner ist es nun an der Zeit „von der Trauer zu Taten zu schreiten. Unsere Hauptforderung lautet Mare Nostrum 2.0. Wir brauchen Rettungsboote und Rettungsringe.“ Das italienische Rettungsprogramm für Flüchtlinge „Mare Nostrum“ hätte laut Caritas 22 Cent pro EU-Bürger pro Jahr gekostet. „Es geht hier nicht um das Können, sondern um den politischen Willen. Auch Österreich ist gefordert, Mittel zu stellen“, sagt Schwertner.

Ute Bock

ORF/ "Heute Mittag"

Ute Bock hilft 80 Flüchtlingen

Zu den privaten Anbietern von Wohnräumen gehört auch Ute Bock mit ihrem Flüchtlingshilfe-Verein. Nach ihrem Schlaganfall ist sie weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für Asylwerber. In der Zohmanngasse in Favoriten bringt sie derzeit 80 Flüchtlinge unter.

„Solange ich halbwegs kann, möchte ich auch. Das mit dem Rollstuhl ist mir passiert, das war ein Schlaganfall, aber ich schwöre, ich komme wieder auf die Beine und möchte noch etwas leisten“, sagt Ute Bock in der ORF-Sendung „heute Mittag“. Auch eine psychotherapeutische Betreuung ist für die Flüchtlinge, die vorwiegend aus Syrien, Afghanistan oder Afrika kommen, im Haus.

Menschen

APA/Hochmuth

Tausende Menschen bei Gedenkkundgebung

Zum Gedenken der im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge organisierte die Caritas mit weiteren Institutionen am Montagabend eine Mahnwache vor der Minoritenkirche. Tausende Menschen nahmen daran teil - mehr dazu in Tausende bei Mahnwache für Flüchtlinge. Darunter war auch Bundespräsident Heinz Fischer, der ein Umdenken in der Migrationspolitik forderte.

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